Rezension von Christian Endres

Tundra kommt mit einiger Verspätung, aber auch einigen Vorschusslorbeeren zu seinem Debüt auf dem deutschen Comic-Markt: Chad Carpenter, in Alaska aufgewachsen und später in Florida von erfolgreichen Cartoonisten wie Hägar-Vater Dik Browne oder dem Pulitzer-dekorierten Mother Goose and Grimm–Schöpfer Mike Peters ermutigt, schuf 1991 einen Comicstrip über die Dinge und die Umgebung, die er kannte – also das Leben in der Tundra Nordamerikas und drumherum. Nach bescheidenen Anfängen ist der derzeit von Carpenter selbst vertriebene Strip in über 150 Zeitungen Zuhause und auf ordentlich vielen Merchandise-Artikel präsent.

In Alaska ist die Hölle los! Wohnzimmer, Straßenrand, Flüsse, Wälder und der ganze Rest scheinen nur von Verrückten, Paranoiden, Brutalos und Pechvögeln besiedelt zu sein – alle Gattungen bei Mensch wie Tier gleichermaßen stark vertreten. Carpenter schickt in seinem Strip einiges ins Rennen: Von Lachsen adoptierte Wale, Feinschmecker-Aasfresser, schizophrene Bären, glücklose und mächtig bescheuerte Jäger, von Aliens entführte Angler... Und dann hat der Cartoonist aus dem größten Bundesstaat der Vereinigten Staaten auch noch eine Vorliebe für Gags mit ungewöhnlichen Toilettenhäuschen und behandlungsbedürftigen, verstrahlten oder ermordeten Schneemännern. Außerdem gibt es da noch arktische Vogelscheuchen, Eisfischer, vorzeitliche Technik-Supporter, verplante Biber, coole Spinnen und anderes.

Was bleibt als Fazit für den »Uli Stein aus Alaska« mit seinen manchmal etwas arg modern kolorierten Strips, in denen er den Wildlife- und Outdoor-Wahn auf die Schippe nimmt?

Hardcore-Schenkelklopfer und Freunde feinsinnigen Humors sind bei Tundra eher falsch. Wer sich aber auch an eher simplen Strips mit modebewussten Elchen, Iglu-Maklern und wahrlich seltsamen Vögeln erfreuen kann, darf durchaus mal in den ersten unterm Strich ziemlich kurzweiligen und schön aufgemachten Hardcover-Sammelband der Tundra-Strips reinschauen.