Tunnel (Autoren: Roderick Gordon & Brian Williams; Das Licht der Finsternis, Bd. 1)
 
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Tunnel von Roderick Gordon & Brian Williams

Hörbuch

Reihe: Das Licht der Finsternis

Rezension von Christel Scheja

 

London ist wohl die Stadt mit den meisten Mythen und Legenden um ihren Untergrund drehen. Nicht nur die Kanalisation, auch die tief in die Erde gegrabenen U-Bahn-Schächte haben Generationen von Autoren dazu inspiriert, dort unten eine fremde Welt zu erfinden oder Tore zu einer magischen Dimension zu schaffen. Man denke dabei nur an Neil Gaimans „Neverwhon“.

So folgen Roderick Gordon und Brian Williams, die Autoren von „Tunnel – Das Licht der Finsternis“, nur einer alten Tradition und fügen den literarischen Mythen eine neue Facette hinzu.

Neben dem Jugendbuch aus dem Arena Verlag ist nun auch die gekürzte Hörbuchfassung erschienen. Die 571 min lange und auf acht CD’s verteilte Lesung wird von Andreas Fröhlich vorgetragen, den viele vielleicht als Synchronstimme von Ethan Hawke, Edward Norton oder John Cusack kennen.

 

Will ist wie sein Vater Dr. Burroughs ein begeisterter Schatzgräber, der heimlich und gerne in die Tiefen unter die Straßen Londons hinab steigt, und dort in alten Kellern, Schächten und Tunneln nach Artefakten aus der Vergangenheit sucht. In der Dunkelheit blühen die beiden Außenseiter auf und verlieren sich gerne in ihren Funden, von denen einer verblüffender ist als der andere. Sie sind im normalen Leben eigentlich eher Verlierer – Dr. Burrows hat nur eine schlecht bezahlte Stelle in einem herunter gekommen Stadtteil-Museum bekommen anstatt an der Universität oder in besseren Häusern im Herzen Londons arbeiten zu können. Und Will gilt aufgrund seines albinotischen Aussehen in den Augen seiner Mitschüler als Freak. Befreundet ist er nur mit dem einfach gestrickten Chester.

Dann aber verschwindet Dr. Burrows. Während Wills Mutter und seine Schwester Rebecca nicht so viele Gedanken machen, wird der Junge immer unruhiger. Nicht nur, dass ihm sein Vater kurz vor dem Verschwinden eine seltsame Kugel gezeigt hat, die zu glühen beginnt und immer heller wird, je dunkler die Umgebung ist, ihm fällt auch auf, dass er seither von dunkel gekleideten Gestalten, die sich mit großen Sonnenbrillen und Hüten vermummt haben, verfolgt wird.

Um seinen Verdacht zu bestätigen, beschließt Will aktiv zu werden und den seltsamen Fremden zuvor zu kommen. Zusammen mit seinem Freund gräbt er an den Stellen weiter, die seinen Vater zuletzt beschäftigt haben. Dabei entdecken sie einen Zugang in die Tiefe. Ohne lange darüber nachzudenken, steigen die Jungen in die Dunkelheit hinab und finden in einer großen Höhle eine unterirdische Stadt. Doch damit sind ihre Abenteuer noch nicht zu Ende, sie fangen gerade erst an.

 

Man merkt, dass hier ein Debütroman vorliegt, denn die eigentliche Handlung ist eher simpel gestrickt und enthält viele Elemente, die man schon irgendwoher kennt, aber die Geschichte sprüht nur so von verrückten Details und die Figurenkonstellationen entwickeln schnell ihren eigenen Charme.

Es erweist sich als sehr positiv, dass der Investmentbanker Roderick Gordon und der Filmemacher Brian Williams aus ganz anderen Bereichen kommen. Sie sind immer bereit, sich über bestimmte Regeln des Schreibens hinweg zu setzen und stecken sehr viel Begeisterung und Liebe in das Buch. Und so kann der Roman kann Kinder wie Erwachsene gleichermaßen fesseln.

Während die jüngeren Leser in erster Linie die spannende Abenteuergeschichte vor skurriler Kulisse genießen und sich leicht mit den jugendlichen Helden identifizieren können, entdecken ältere kleine aber feine Anspielungen auf die britische Gesellschaft. Man erhält einen komplexen und vielschichtigen Hintergrund, der sich erst zu enthüllen beginnt. Viele Geheimnisse ranken sich um das Volk der Styx, die nicht verraten, warum sie die menschlichen Kolonisten in einer totalitären Gesellschaft kontrollieren und weder Widerspruch noch Individualität erlauben. Nur wenige werden davon schon verraten.

Die Figuren sind ebenfalls angenehm vielschichtig. Gerade Will und Chester sind sehr lebendig und glaubwürdig, während Rebecca einem eher kalte Schauer über den Rücken rinnen lässt. Irgendwann weiß man auch, warum. Das rundet den Roman noch zusätzlich ab, der durch immer neue Ideen in den Bann schlägt und sehr neugierig auf die Fortsetzung macht.

Die Lesung verstärkt diesen Eindruck noch. Souverän führt Andreas Fröhlich durch die Geschichten und schlägt mit seiner einprägsamen Stimme in den Bann. Er gibt den Figuren Profil, ohne sie zu übertreiben und bietet durch den bewegten Vortrag sehr viel Abwechslung.

 

„Tunnel – Das Licht der Finsternis"ist eine spannende Geschichte die vor Erzählfreude nur so strotzt und auch in der schön aufgemachten Hörbuchfassung Leser jeden Alters in den Bann schlagen kann.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404191856465197cf3b
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Hörbuch:

Tunnel

gekürzte Lesung

Reihe: Das Licht der Finsternis, Bd. 1

Autor: Roderick Gordon & Brian Williams

Übersetzer: Franca Fritz und Heinrich Koop

Sprecher: Andreas Fröhlich

Hörbuch auf 8 CDs

571 Minuten Laufzeit

Der Hörverlag, Juni 2008

Titelbild von David Wyatt

Ab 12 Jahren

 

ISBN-10: 3867172854

ISBN-13: 978-3867172851

 

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 18.07.2008, zuletzt aktualisiert: 09.01.2024 15:42, 6925