Druckversion: Twelve Kingdoms, Vol. 4 (DVD)

Twelve Kingdoms, Vol. 4 (DVD)

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Während Yoko Erschreckendes über den Zustand ihres Königreiches erfahren muss, kommen die labilen Frauen Suzu und Shokei Kei und damit ihren Zielen immer näher.

 

The Twelve Kingdoms ist eine auf den Romanen und Kurzgeschichten von Fuyumi Ono basierende für das Fernsehen produzierte Anime-Serie. Die Film-Adaption besteht aus 45 Episoden und greift die Reihe bis etwa den fünften Band auf. Doch Film und Buch unterscheiden sich deutlich. Anime Virtual veröffentlicht die Serie in fünf Teilen zu je zwei DVDs; ein Teil besteht aus 8 bis 10 Episoden. Der hier vorliegende vierte Teil enthält die Episoden 27 bis 35. Episode 27 führt den Roman Kaze no Banri, Reimei no Sora da weiter, wo Episode 26 geendet hatte ohne ihn zu beenden – dieses geschieht erst im fünften Teil. Ich differenziere wie üblich bei dieser komplexen Reihe im Folgenden nicht weiter zwischen den einzelnen Episoden.

 

Nakajima Yoko ist nicht nur die Königin von Kei, sie ist auch eine Besucherin; eigentlich ist sie Japanerin, doch das Heilige Tier Keiki hatte sie in die magischen Zwölf Königreiche geholt, wo sie nach einem langen Kampf mit sich selbst und xenophoben Einheimischen den Thron erstritten hatte. Als Besucherin sind ihr allerdings viele Sitten und Gebräuche unbekannt. Welche Aufgaben hat sie? Welchen Beratern kann sie trauen? Am Fall des Provinzstatthalter Kokan kam es schnell zu Meinungsverschiedenheiten, die in einem Anschlag auf ihr Leben gipfelten. Yoko machte reinen Tisch und ließ Kokan absetzen. Doch ihr wurde schnell klar, dass sie eigentlich nichts von ihrem Königreich wusste – wie sollte sie es da regieren. So beschließt sie es inkognito zu bereisen und sich vom Weisen Enho beraten zu lassen. Bald schon muss sie erkennen, dass es in Kei nicht zum Besten steht: Shoko, der Provinzstatthalter von Shisui ist ein echter Tyrann, der statt der üblichen 10% Steuern 70% fordert. Können die Untertanen nicht zahlen, so veranstaltet er Menschenjagden – das frei werdende Land verteilt er großzügig an aus dem Ausland kommende Flüchtlinge; schließlich braucht er stets neue Arbeitskräfte. Gedeckt wird das Verhalten von Gaho, dem Herrn der Provinz Wa. Dort werden Menschen sogar für geringfügige Verstöße hingerichtet. Die Gräueltaten und Ungerechtigkeit werden allerdings nicht einfach hingenommen – es beginnt sich ein Widerstand zu formieren.

Unterdessen beraubt die gefallene Prinzessin Shokei ihre neue Herrin um damit ihre Reise nach Kei zu finanzieren. Sie plant sich in das Vertrauen der Königin zu schleichen, sie zu beseitigen und sich dann selbst auf den Thron zu setzen. Sie missgönnt Yoko die Krone und glaubt, dass sie eigentlich ihr zusteht; schließlich ist sie einst Prinzessin gewesen. Dann aber trifft sie auf Rakushun, einen alten Freund von Yoko. Sie versucht dem Hanjyuu den Diebstahl anzuhängen.

Und dann ist da noch Suzu, eine weitere Besucherin. Sie hatte die hartherzige Priesterin Riyo gebeten sie zur Dienerin zu nehmen. Damit wurde sie zur Unsterblichen und konnte die Sprache der Zwölf Königreiche verstehen – doch die Menschen verstand sie trotzdem nicht. Riyo schikanierte sie unentwegt, hundert Jahre lang, doch dann beschloss Suzu zu fliehen. Sie wollte zu Yoko, der anderen Besucherin. Voller Selbstmitleid zieht sie durch die Reiche und lernt dabei einen weiteren Besucher kennen – Asano, der vor Jahren mit Yoko aus Japan gekommen war, doch mittlerweile den Verstand verloren hat. Er begreift alles als Spiel und hat sich einen Revolver aus Japan besorgt um es zu beenden. Er ist sich nie im Klaren darüber, wie real die Situation ist. In Kei angekommen, verwandelt sich Suzus Hoffnung rasch in arge Enttäuschung.

 

In den Zwölf Königreichen ist das Schicksal des Königs unzertrennlich mit dem seines Landes verbunden: Die Himmlischen Herrscher wählen ein Heiliges Tier, das wiederum einen König wählt, der im Sinne der Götter zum Wohle des Volkes regiert. Prosperiert das Reich, so geht es auch dem Herrn gut, doch auch umgekehrt beeinflusst der König das Land – seine bloße Anwesenheit mindert Attacken von Dämonen und macht die Ackerböden fruchtbarer. In En herrscht der König bereits seit fünfhundert Jahren – dort herrscht allgemeiner Wohlstand.

Insgesamt wird das Setting im Vergleich zu den vorigen Teilen kaum erweitert: Man erfährt ein wenig über das Königreich Ryo und die Landverteilung in Kei, darüber hinaus gibt es wenig Neues. Es gibt wieder einige Geister und Dämonen, natürlich tritt das Heilige Tier Keiki wieder auf und Unsterbliche sind wieder dabei, aber das Wunderbare am Wunder wird weniger betont – es ist (jetzt auch für den Zuschauer) Teil des Alltags geworden; zur Spannung tragen diese Elemente nicht mehr bei.

 

Anders als beim Setting gibt es bei den Figuren einige Neuerungen: Suzu trifft zunächst auf den Waisenjungen Seishu, der einige Auseinandersetzungen mit der sich selbst bemitleidenden Suzu hat, bevor die beiden sich anfreunden. Er hat nur eine relativ kleine Rolle, ist aber durchaus eine runde Figur: Beim Tod seiner Eltern zwang er sich zu lachen und nach vorn zu schauen – als er selbst erkrankt, kann er nicht mehr lachen. Dann kommt noch der mittlerweile wahnsinnig gewordene Asano hinzu, der das Leben in den Zwölf Reichen nicht versteht und es nun für eine Art Spiel hält – ein emotionaler Schutz vor den vielen negativen Erfahrungen, die er mit den Einwohnern machte. Yoko lernt noch Enho kennen, einen klassischen Waisen, der in den Untergrund gegangen ist und nun ein Waisenhaus leitet. Es gibt Einblicke in die Motive der Bösewichte Shoko und Gaho, wobei Shoko sicherlich die interessantere Figur ist – er fordert die Himmlischen Mächte heraus und schwankt dabei zwischen der Haltung eines wahren Gläubigen – schließlich wird er nicht vom Himmel bestraft, sondern kann seine Machtposition ausbauen – und der eines Satans, der die Machtlosigkeit des Himmels demonstriert. Außerdem werden einige Widersacher der Zwei vorgestellt, die allerdings bisher über keine persönlichen Motive verfügen – aber sich gegen grausame Tyrannen aufzulehnen, bedarf auch nicht unbedingt einer persönlichen Motivierung. Insgesamt erhalten neun mehr oder minder neue Figuren eine relevante Rolle.

Die drei zentralen 'jungen' Frauen (Suzu ist eigentlich weit über 100 Jahre alt – hat sich aufgrund ihrer Unsterblichkeit aber körperlich nicht und aufgrund ihrer langen, monotonen Dienstzeit bei Riyo geistig nur sehr wenig verändert. Auch Shokei ist eigentlich etwa fünfzig, lebte jedoch für etwa 30 Jahre 'konserviert' im Palast ihres Vaters. Nur Yoko ist so jung wie sie aussieht.) machen wiederum einige Entwicklungen durch, wobei die von Yoko am unauffälligsten ist – sie muss eigentlich nur umsetzen, was sie schon weiß. Es fehlt ihr bloß an dem erforderlichen Selbstbewusstsein – und der Weisheit, wann sie auf wen hören soll. Dieses muss sie sich erst erarbeiten. Suzu, die aufgebrochen war um von Yoko alle Wünsche erfüllt zu bekommen, und Shokei, die aufgebrochen war um selbst Königin von Kei zu werden, müssen erkennen, dass ihre Wünsche kindisch sind und werden in ihren Hoffungen enttäuscht – ob sie schließlich etwas Konstruktives oder Destruktives mit ihrem Leben anfangen, bleibt lange Zeit im Dunkeln.

 

Beim Plot ergibt sich ein eigentümliches Problem: Einerseits wird in diesem Teil der Plot massiv vorangetrieben, andererseits kann man nur wenig dazu schreiben, wenn man nicht Gefahr laufen will, die Spannung zu verderben, denn es wird mit einigen überraschenden Wendungen aufgewartet. Wie generell in der Reihe so ist auch hier der Plot eine Mischung aus Abenteuer- und Bildungsgeschichte, wobei mit den Palastintrigen noch einige Elemente eines Polit-Thrillers hinzukommen. Im Vordergrund steht ganz klar die Entwicklung der drei jungen Frauen. Sie müssen einsehen, dass ihre Hoffnungen von der Realität enttäuscht werden, und nun einen Weg finden damit verantwortungsvoll um zu gehen – sehr leicht kann man das Missgeschick, das einem widerfährt, anderen zuschreiben, doch ebenso leicht kann man sich für Dinge verantwortlich fühlen, die man nicht ändern kann; beides droht zur Lähmung des Betroffenen zu führen. Es gilt stattdessen die richtige Haltung zu finden, damit man die Welt zum Besseren verändert.

Die Reisen von Shokei und Suzu halten natürlich einiges an Abenteuer bereit, auch wenn der Anteil recht gering ist. Er nimmt zu, als die beiden in Kei ankommen und in die Intrigen, die sich zwischen den Provinztyrannen und den Widerständlern entspinnen, verwickelt werden. Gleiches gilt natürlich für den Handlungsstrang von Yoko, die viel schneller damit zu tun bekommt.

Spannung ergibt sich viel häufiger aus Gesprächssituationen oder der Bedeutung von Handlungen als aus dem Ergebnis von Handlungen.

 

In puncto optischer Gestaltung ließe sich der Text aus der vorhergehenden Rezension verwenden, sieht man von einem Detail ab – ich habe dieses Mal keine CGI-Technik sehen können. Sonst gibt es wieder relativ viele bewegungsarme Bilder, was aber nicht weiter stört, da ein Großteil der Szenen sowieso Gesprächssituationen sind. Wie immer gibt es einzelne, wunderbar beeindruckende Aquarelle, zumeinst Panoramen, die der Zuschauer gerne länger betrachten würde.

 

Beim bisher eher dürftigen Bonus-Material hat sich die Lage nicht verbessert: Es gibt nur noch ein paar Trailer anderer von AV veröffentlichter Animes. Die Tonspur ist wie immer auf Japanisch, Deutsch und Französisch gibt es nur in Untertiteln. Auch das wie immer schön gestaltete Booklet ist dieses mal etwas knapper ausgefallen. Auf zwölf Seiten werden kurz die neuen Figuren und die Episoden vorgestellt – allerdings nehmen diese nur drei bzw. zwei Seiten in Anspruch.

 

Fazit:

Yoko, die junge Königin von Kei, macht sich inkognito auf, ihr Königreich und ihre Untertanen kennenzulernen um nicht von Beratern mit zweifelhaften Motiven abhängig zu sein, und muss erkennen, dass in den Provinzen einiges im Argen liegt; unterdessen machen sich die jungen Frauen Suzu und Shokei auf nach Kei um dort ihr vermeintliches Glück zu finden. Die Entwicklung der Figuren steht weiterhin im Mittelpunkt von The Twelve Kingdoms – wer wert auf unterschiedliche und interessante Figuren legt, wird kaum enttäuscht werden. Ungewöhnlich für ein Fantasy-Anime, aber durchaus passend für Charakterplots sind die vielen Gesprächssituationen und relativ wenigen Actionsequenzen. Insgesamt diese starke Reihe ohne Qualitätsverlust weitergeführt – der Zuschauer wartet weiterhin gespannt auf das Ende.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041909403013fb9a2a

DVD:

Twelve Kingdoms, Vol. 4

Regisseur: Tsuneo Kobayashi

Format: Dolby, HiFi Sound, PAL

Region: 2

Bildseitenformat: 4:3

Anzahl Disks: 2

FSK: 12

Studio: AV Visionen, 1. August 2005

Spieldauer: 200 Minuten

 

ASIN: B0002XGX88

 

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25