Verlockende Gefahr von Eileen Wilks

Reihe: Wolf Shadow, Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

Neben den kühlen aristokratischen Vampiren haben auch noch die Gestaltwandler, allen voran die Werwölfe in den paranormalen Liebesromanen an Beliebtheit gewonnen.

Viele Autorinnen schätzen es, dabei die animalische Seite ihres männlichen Protagonisten hervor zu heben. Und da Wölfe durch ihre verwandtschaftliche Nähe zu den Hunden ohnehin zu den beliebtesten Raubtieren gehören, kann man ihre positiven Eigenschaften noch deutlicher hervor heben. Auch Eileen Wilks folgt dieser Prämisse. „Verlockende Gefahr“ ist der erste Band ihrer mittlerweile fünfbändigen Saga „Wolf Shadow“.

 

Lily Yu mag zwar chinesischer Abstammung sein, aber sie hat nie dem Klischeebild der zarten und scheuen Porzellanpuppe entsprochen, das man Frauen ihres Volkes gemeinhin zuordnet, obwohl sie nicht gerade hässlich ist. Die 28-jährige steht mit beiden Beinen fest im Leben und arbeitet bei der Polizei von San Diego. Da sie eine besondere Gabe besitzt – sie kann Magie spüren – gehört sie zu einem Dezernat, dass sich mit Mordfällen beschäftigt, in denen Übernatürliches mitspielt. In einer Welt, in der Zauberei und magische Wesen immer mehr erwachen, ist jemand wie sie unentbehrlich.

Eines Tages wird sie zu einem Toten gerufen, der unweit eines besonderen Nachclubs mit herausgerissener Kehle in einer Seitengasse liegt. Es sieht ganz so aus, als sei er von einem Werwolf ermordet worden. Die Indizien führen zu Rule Turner, dem Prinzen und zweiten Mann im Nokolai-Rudel. Da sein Clan in der Gegend ein nicht unbeträchtliches Ansehen hat und Geld in vielen Projekten hat, muss sie auf Weisung ihrer Vorgesetzen besonders umsichtig agieren.

Das fällt nicht leicht, denn auf der einen Seite belasten ihn immer mehr Hinweise, auf der anderen macht er den Eindruck unschuldig zu sein. Schon bald kann sie nicht leugnen, dass sie sich auf unheimliche Weise von ihm angezogen fühlt und ihm helfen möchte, seine Unschuld zu beweisen.

Ihr Verstand warnt sie, nicht zu unvorsichtig zu sein, aber Rule zeigt auch keine Anzeichen von Lüge und Verrat. Stattdessen kooperiert er so gut er kann mit Lily – ohne zu ahnen, dass er sie beide damit in tödliche Gefahr bringt.

 

„Verlockende Gefahr“ ist einer der wenigen Liebesromane mit phantastischem Inhalt, der der Suche nach den Gegenspielern und wahren Mördern – denn der erste Mord bleibt nicht der einzige – genau so viel Platz einräumt wie der sich langsam entwickelnden Beziehung. Lily Yu ist dankenswerterweise nicht nur vordergründig eine selbstbewusste junge Frau, auch als die Empfindungen für Rule stärker werden, bleibt sie ihren Prinzipien treu.

Auch Rule ist keiner der typischen Supermänner trotz seiner besonderen Eigenschaften. Beide müssen auch damit fertig werden, dass ihre Verbindung nicht unbedingt aus körperlicher Anziehungskraft herrührt sondern magischer Natur ist.

Nach und nach fügen sich die Hinweise zusammen und machen klar, dass die Helden in eine viel größere und gefährlichere Verschwörung geraten sind, als sie dachten. Dunkle Magie ist mit im Spiel, die sie vernichten könnten, wenn sie nur einen kleinen Fehler begehen.

Die Handlung bleibt durchweg spannend. Die erotischen Begegnungen sind angenehm in die Geschehnisse eingebunden und wirken weder aufgesetzt noch aufdringlich. Auf kitschige Liebesschwüre verzichtet Eileen Wilks ganz.

 

Wer einmal eine gewisse Abwechslung zu den ganzen paranormalen Superhelden und den ihnen verfallenen Heldinnen sucht, kann getrost bei „Verlockende Gefahr“, dem ersten band des „Wolf Shadow“-Zyklus zugreifen, da er angenehm menschliche Helden bietet, die einmal nicht so extrem den gängigen Klischees entsprechen und zudem eine abwechslungsreiche Handlung bietet.

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