Ying träumt davon, wie ihr Vater ingenieurtechnische Erfindungen zu machen. Doch als Mädchen steht ihr dieser Weg nicht offen. Nie würde die mächtige Ingenieursgilde einen weiblichen Lehrling zulassen. Doch dann wird ihr Vater ermordet, und Ying beschließt, als Junge verkleidet den Täter zu verfolgen und zu überführen. Als sich dabei die Gelegenheit bietet, einen Platz als Ingenieursschüler zu bekommen, nutzt die diese. Aber die Mördersuche geht weiter.
Amber Chen präsentiert im Auftakt ihres Mehrteilers die recht ungewöhnliche Kombination aus Steampunk und fernöstlicher Kultur. Die vom Verlag benutzte Bezeichnung »Silkpunk Fantasy« passt eher weniger gut, denn Fantasy-Elemente treten (zumindest bisher) nicht in Erscheinung. Weder begegnen dem Leser Magie noch irgendwelche Fantasy-Wesen.
Die Protagonistin Ying möchte ihrem Vater, dem Clan-Chef und Ingenieur, nacheifern und sich nicht mit der Rolle als Frau zufriedengeben. Dass ausgerechnet der Tod des geliebten Vaters ihr diese Möglichkeit eröffnet, erscheint da schon schicksalshaft. Die Machtverhältnisse in der Handlungswelt sind Clan-basiert. Eine zeitliche Einordnung in eine vergleichbare Epoche unserer realen Welt erscheint kompliziert. Die Gesellschaft wirkt – zumindest für westliche Leser – wie in einer relativ weit zurückliegenden Zeit. Allerdings spielen Luftschiffe eine wichtige Rolle, und auch Tiere mit mechanischen Körperteilen und eine geheimnisvolle Substanz, die man wohl mit dem im Genre typischen Äther vergleichen kann, sind in der Ingenieursgilde allgegenwärtig. Diese Kombination macht einen erheblichen Teil an der Faszination, die die Story ausübt, aus. Dass die Protagonistin auf den jungen Prinzen Ye-yang trifft, der ihre Verkleidung rasch durchschaut, lässt schnell an eine für das Alter der Protagonistin typische Liebesgeschichte denken, doch entwickelt sich diese überraschend anders. Das Ende empfand ich dann zunächst als etwas eigenartig. Erst als ich realisierte, dass die Geschichte hier noch nicht abgeschlossen ist, ergab die Situation Sinn. Es dürfte interessant werden, den Fortgang der Handlung zu verfolgen, denn hier ist noch viel offen.
Die Autorin folgt durchgehend der Perspektive ihrer Protagonistin.