Rezension von Stefan Glaubitz

Vor dem Wind heißt das neuste Kartenspiel aus dem Hause Phalanx. Hier nehmen die Spieler die Rolle von Überseehändlern ein und versuchen ihre Schiffe mit den passenden Waren zu beladen, um möglichst schnell vor dem Wind aus dem Hafen auszulaufen. Dabei wundert es mich schon ein bisschen schon wieder ein solches Thema bei einem Phalanx-Spiel zu sehen, hatte ich doch vor Kurzem erst Zeitalter der Entdeckungen testen dürfen, dass dieselbe zeitliche Periode und ein sehr ähnliches Thema als Spielgrundlage hat.

Der Karton von Vor dem Wind ist ein einem klassischen Phalanx Games Design gestaltet. Der obere und untere Bereich des Deckels sind in einem sehr dezenten Grün gehalten. Im oberen Absatz ist der Titel des Spiels in goldener Schrift abgedruckt. Im unteren ist das Phalanx Games Logo zu sehen und der Autor, Torsten Landsvogt, wird hier genannt. Die Mitte wird dominiert von einer Hafenszene. Man kann hier drei Schiffe entdecken die am Kai vor einer Stadt liegen. Im Hintergrund segelt bereits ein Schiff auf das offene Meer hinaus. Der rechte Teil wird von einem großen Schiff mit gerefften Segeln eingenommen, das wohl auch bald den Hafen verlassen wird.

Die Rückseite des Kartons ist im ähnlichen farblichen Design gehalten. Im oberen Bereich wird schon einmal eine Einführung in das Spiel gegeben. Außerdem sind hier die Spielvorgaben oben abgedruckt. In der Mitte ist eine Spielszene zu sehen. Hier bekommt man bereits einen ersten Einblick in das Spiel und die Materialien. Im unteren Absatz ist wieder das Phalanx Symbol zu sehen und der Autor und das Grafik-Team werden genannt.

Alles in allem finde ich das Design der Verpackung bereits sehr ansprechend. In dezenten Farbtönen wird hier bereits ein Ausblick auf das Spiel präsentiert. Außerdem greift Phalanx Games auf ein bewährtes Design zurück, was schon bei vielen vorherigen Produkten zum Einsatz kam. Sehr dezent, wie immer und mit einem hohen Wiedererkennungswert.

Aufmachung

Nachdem das Äußere des Kartons schon so ansprechend ist, wenden wir uns nun dem Inhalt zu. Es handelt sich bei Vor dem Wind um ein Kartenspiel und daher ist kein Spielbrett enthalten. Die Materialien im Einzelnen sind:

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120 Aktionskarten

60 Warenkarten

60 Guldenkarten (die hiesige Währung)

46 Schiffskarten

4 Warenlager

1 Startspielerstein

1 Spielregel (8 Seiten stark)

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Das tolle Design des Kartons setzt sich auf den Karten fort. Alle Karten, von der Gulden- bis zur Schiffskarte, sind sehr ansprechend aufgemacht. Außerdem sind sie auch aus einem recht stabilen Karton, so dass sie nicht so schnell verknicken können. Als besonderes Bonbon gibt es für alle Materialien die passenden Ablageflächen, so dass wirklich nichts lose in der Verpackung herumfliegt. Phalanx Games setzt hier erneut gute Standards und die besonders gute Aufmachung der Spielmaterialien steuert sehr viel zu einer guten Atmosphäre bei.

Ziel des Spiels

Als bester Händler wird der Spieler gekürt, der am Ende einer Runde die meisten Siegpunkte hat. Dabei ist zu beachten, dass das Spiel bei zwei Spielern ab 60 Siegpunkten vorbei ist, bei 3 bis 4 Spielern bereits ab 50 Punkten endet.

Siegpunkte bekommt jeder Händler, indem er seine Waren aus dem Lager verschifft. Die Schiffskarten sind in 2 Kategorien eingeteilt, kleine und große Schiffe. Die kleinen benötigen nur eine oder zwei spezielle Waren, die großen vier. Hat man die passenden Waren in seinem Lager und die Aktionskarte Verschiffen/Einnahmen legt man die passenden Waren auf den Ablagestapel und nimmt sich das entsprechende Schiff. Dieses ist nun beladen und läuft aus und die auf der Karte abgebildeten Siegpunkte zählen für den Spieler, der es beladen hat. Wichtig ist, die großen Schiffe geben auch mehr Siegpunkte aus die kleinen.

Verständlichkeit der Regeln

Die Aufmachung des Regelheftes ist genauso ansprechend wie der Rest der Spielmaterialen. Die erste Seite gibt eine kurze Einführung in das Spiel, listet die Materialien auf und erklärt bereits die ersten Aktionskarten. Das setzt sich auf der zweiten Seite fort, auf der auch die Spielvorbereitungen erläutert werden. Die Seiten 4 bis 7 erläutern den Spielablauf und erklären die Sonderaktionen noch einmal etwas genauer. Auch wird auf der siebten Seite das Spielende kurz erklärt. Die zweite Hälfte der Seite sieben gibt dann noch einige taktische Hinweise und auf der letzten Seite wird der Spielverlauf noch einmal kurz erläutert. Dies ist besonders praktisch um während der Partie die wichtigsten Aktionen noch einmal nachzuschlagen.

Alles in allem ist Phalanx Games wieder ein schönes Regelwerk gelungen. Es gibt reichlich Illustrationen und Beispiele, die die Spielregeln gut ergänzen. Ohne diese Beispiele wären die Regeln doch etwas umständlich und schwer zu verstehen. Leider ein negativer Punkt bei Vor dem Wind.

Vorbereitungen

Die Spielvorbereitungen von Vor dem Wind sind nicht besonders aufwendig. Zuerst bekommt jeder Spieler ein Warenlager, das er offen vor sich hinlegt. Zusätzlich zu seinem „Kontor“ bekommt jeder Händler Guldenkarten im Wert von 20 Gulden, die verdeckt auf die Hand genommen werden. Die übrigen Guldenkarten werden nach Wert sortiert und als Bank auf den Tisch gelegt. Die Aktionskarten werden nach Art (Einkauf, Lagerung, Verschiffen/Einnahmen) sortiert, dann als drei separate Stapel gemischt und verdeckt auf den Tisch platziert. Auch die Schiffskarten werden nach Größe der Schiffe sortiert und als zwei verdeckte Stapel bereitgelegt. Dann wird, abhängig von der Spieleranzahl, eine gewisse Menge von großen und kleinen Schiffen offen in den Hafen (Tischmitte) gelegt, sie sind die erste Handelsflotte, die es zu beladen gilt. Die Warenkarten werden nach Art sortiert und offen als vier Stapel für alle erreichbar auf dem Tisch platziert. Jeder Spieler zieht reihum zwei Warenkarten, die er ebenfalls verdeckt auf die Hand nimmt, seine Startwaren. Dann bekommt ein beliebiger Spieler den schwarzen Startstein und schon kann es los gehen.

Spielablauf

Das Spiel gliedert sich in Phasen und Runden, wobei eine Phase eine unbestimmte Anzahl von Runden hat. Eine Phase endet dann, wenn nur noch 2 oder weniger Handelsschiffe im Hafen liegen. Dann verrotten einige Waren der Spieler, es werden neue Handelsschiffe ausgelegt und eine neue Phase beginnt.

Zu Beginn einer Runde wechselt jedes Mal der Startspielerstein einen Platz weiter im Uhrzeigersinn. Je nach Spieleranzahl deckt der Startspieler nun eine Anzahl von Aktionskarten auf, dabei ist die Reihenfolge egal, man darf nur nicht mehr als 2 Karten von einem der drei Stapel nehmen. Liegen die Karten offen aus, sucht sich der Startspieler eine der Aktionskarten aus und legt sie offen vor sich hin. Nun ist es an den anderen Spielern sich eine Karte auszusuchen, alternativ darf ein Mitstreiter auch auf eine bereits ausgesuchte Karte bieten. Er gibt dem Besitzer bekannt wie viele Gulden er bereit ist zu zahlen und nun muss der Spieler, dem die Karte gehört, entscheiden. Entweder nimmt er das Geld und gibt dem Bietenden die Karte oder er bezahlt den gebotenen Betrag an den Spieler, der das Gebot gemacht hat und behält die Karte.

Haben alle Spiele eine Aktionskarte oder Geld vor sich liegen, werden die „Aktionen“ ausgeführt. Hat man eine Karte der Kategorie Einkauf bekommt man die auf ihr abgebildete Anzahl von Waren und nimmt sie auf die Hand. Die Karte Aktionskarte Einlagerung ist besonders wichtig. Denn nur Waren, die man in einem Lager liegen hat, können auf ein Schiff verladen werden. Außerdem ist es hier möglich Waren vor dem Verrotten zu bewahren. Spielt man nun eine Einlagerung aus, bezahlt man den auf der Karte angegebenen Betrag und darf die auf ihr angegebene Anzahl an Waren in sein Lager legen. Zu bedenken ist, dass in ein Lager nie mehr als acht Waren passen. Die dritte und letzte Aktionskarte ist die Verschiffen/Einnahmen- Karte. Mit dieser hat man die Wahl. Entweder man belädt mit den Waren aus dem Lagerhaus eines oder mehrere Schiffe. Dann kann man sich die Schiffskarte nehmen und verdeckt vor sich legen. Diese Aktion ist nicht auf ein Schiff beschränkt. Mit einer Karte kann man also so viele Schiffe beliefern wie man passende Waren im Lager hat. Als zweite Möglichkeit kann man auch einfach den auf der Aktionskarte angegeben Guldenwert aus der Bank auf die Hand nehmen und die Karte auf den Ablagestapel legen.

Damit endet eine Runde. Hat nun ein Spieler mehr als die geforderte Anzahl von Mindestsiegpunkten auf der Hand endet das Spiel sofort. Ist dies nicht der Fall wechselt der Startspielerstein und eine weitere Runde beginnt. Sollten gleichzeitig zwei oder weniger Schiffe im Hafen liegen endet eine Phase.

Erweiterbarkeit

Im Regelwerk von Vor dem Wind sind keine Erweiterungen vorgesehen. Da das Spiel in sich schlüssig und abgeschlossen ist, sehe ich auch keine Notwendigkeit, obwohl ich mir eine Erweiterung auf bis zu sechs Spieler gut vorstellen könnte.

Spielvorgaben

Für Vor dem Wind sind ca. 75 Minuten vorgesehen. In allen Partien haben wir allerdings niemals diese Grenze erreicht, sondern brauchten ungefähr immer 50 Minuten. Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler gedacht. Das ist eine vernünftige Anzahl, obwohl Vor dem Wind davon lebt das möglichst geboten und gehandelt wird. Das Mindestalter von 10 Jahren halte ich allerdings für zu niedrig angesetzt. Gerade die Komplexität des Bietens ist für so junge Spieler zu hoch. Das Mindestalter sollte schon 12 Jahre sein, jüngeren Spielern empfehle ich Zeitalter der Entdeckungen, ebenfalls aus dem Hause Phalanx Games.

Spielspass und Fazit

Vor dem Wind ist kein Spiel, was man nur einmal spielen muss, um alle Facetten kennen zu lernen. Dazu braucht es schon einige Spiele und ich kann sagen, dass jede Spielrunde anders ist. Der Spaß entsteht vor allem dann, wenn man zu Viert spielt. Denn erst dann wird richtig gehandelt und versucht den anderen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sieht man von einigen Schwächen beim Regelwerk ab, hat es Phalanx wieder geschafft ein schönes Spiel auf den Markt zu bringen. Vor allem Freunde von schön gestalteten Spielmaterialien und einer tollen Atmosphäre werden hier voll und ganz auf ihre Kosten kommen.