Waypoint FiftyNine herausgegeben von Günther Kienle und Jörg Fuchs Alameda
Die schrägste Kneipe der Galaxis
Romanthologie
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
In der Anthologie des Jahres 2020 entführt der Leseratten Verlag die Leser zusammen mit seinen Autoren zu einem wilden Tag voller Geschichten in die verrückteste Weltraumkneipe der Galaxie, das Waypoint FiftyNine. Zwei nicht immer nüchterne Herausgeber und 20 Autor·innen aus der deutschsprachigen Funtastikszene bereiten mit ihren Storys einen direkten Angriff auf das Humorzentrum der Leser·innen.
Rezension:
Eine einsame Kneipe irgendwo im unendlichen All – Waypoint FiftyNine, Treffpunkt einsamer Raum-Reisender. Hier trifft sich nicht nur die Elite der raumfahrenden intelligenten Wesen des Universums. Im Gegenteil. Zwielichtige Gestalten sind hier an der Tagesordnung. Und dann verschlägt es per Raum-Zeit-Sprung auch noch 2 SciFi-Autoren von einem Planeten namens Erde hierher. Aber was soll man machen? Wenn man einmal hier ist, kann man aus den Geschichten, die es in diesem Winkel des Universums aufzuschnappen gibt, ja gleich mal eine Anthologie zusammenstellen.
Das Außergewöhnliche an dieser Anthologie ist sicher die für eine solche ungewohnte Rahmenhandlung. In dieser erzählen die beiden Herausgeber, wie es sie versehentlich in eine Absteige irgendwo im Nirgendwo des Weltalls verschlagen hat. In diese Hintergrundstory, die zwischen den einzelnen Geschichten immer wieder aufgenommen wird, sind die Beiträge der anderen Autoren eingebettet. Diese Überleitungen wirken meist (aber nicht immer) gelungen. Das Genre der meisten Kurzgeschichten (und der Rahmenhandlung) kann man als humorvolle Science-Fiction beschreiben, wobei einzelne der Geschichten auch auf das Prädikat »humorvoll« verzichten. Einige Beiträge stellen auch eher ›Fantasy in Space‹ dar.
Wie man es von Anthologien gewohnt ist, sind nicht alle enthaltene Geschichten vom selben Niveau. Der Gesamteindruck ist hier aber durchaus gut, wozu auch die Story-übergreifende Rahmenhandlung beiträgt. Ein paar der Einzelgeschichten möchte ich hervorheben:
In Dennis Freys McGintleroy trinkt geht es um ein Zombie-Alien, das es nicht schafft, endlich zu sterben. Diese außergewöhnliche Genre-Kombination hat ihren eigenen Reiz.
Auch Opferbereitschaft von Lea Baumgart kann überzeugen. Ein galaxienweit gesuchter ehemaliger Politiker trifft auf einen ›Dienstleister‹, der ihm seine Verfolger vom Hals zu schaffen verspricht.
In Die himmlischen Schwestern von Jessie Weber gerät eine von ihren Ordensschwestern verfolgte mittelalterliche Nonne (auf nicht näher erläuterte Weise) in die Weltraumkneipe – wo sich auch schnell ein Beschützer findet. Auch hier ist es die skurrile Situation, die die Story ausmacht.
Über die Probleme eines Bashtheaners, der eine Krankheitsvertretung auf einem fernen Planeten übernimmt, berichtet Wolfgang Schroeders Geschichte. Den Job eines gewissen Santa Claus zu übernehmen, erweist sich als kompliziert. Und dann will auch noch so ein Menschenjunges unbedingt seinen Pausensnack als Geschenk …
Die Gäste einer interplanetarischen Kreuzfahrt bekommen es in Veronika Lackerbauers Von Spookies, Spoylent Green und einer interstellaren Kreuzfahrt anscheinend mit gefährlichen sogenannten Menschen zu tun. Nur gut, dass ein Geheimagent an Bord ist.
Auch der Held in Tanja Kummers Exkursion 0 8 15 bekommt es mit den Bewohnern dieses mysteriösen Planeten Erde, in intergalaktischen Reiseprospekten unter der Katalognummer 0 8 15 verzeichnet, zu tun.
Die Chefetage eines intergalaktischen Konzerns trifft sich heimlich im entlegenen Waypont 59, nachdem ihre Produkte wegen nicht-deklarierter Inhaltsstoffe in die Kritik geraten sind. Die Bar am Ende des Regenbogens von Peter Michael Meuer verbindet SciFi und Fantasy auf gelungene Weise.
Fazit:
Der Ausflug in diese Weltraum-Kneipe erweist sich trotz diverser Unterscheide zwischen den Einzelgeschichten als überraschend rund.
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