Weil deine Augen ihn nicht sehen (Autor: Mary Higgins Clark)
 
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Weil deine Augen ihn nicht sehen von Mary Higgins Clark

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

Die Familienidylle im Hause des Ehepaars Margaret und Steve Frawley wird eines Abends jäh auseinander gerissen. Während sie ausgerechnet am dritten Geburtstag ihrer Töchter der Einladung zum Dinner folgen, geschieht in ihrem neuen Vorstadthäuschen Schreckliches. Ein Entführerpärchen überfällt das Kindermädchen und kidnappt die beiden Kinder, um kurze Zeit später acht Millionen Dollar Lösegeld aus den verzweifelten Eltern herauszupressen. Steve setzt alle Hebel in Bewegung und schafft es tatsächlich, mit Hilfe seiner Firma den geforderten Betrag aufzutreiben, wird jedoch bei der Übergabe ein weiteres Mal in einen tiefen Schock gerissen. Lediglich Kelly ist beim Transfer zugegen, geknebelt neben der Leiche eines Entführers. Kathy hingegen sei tot, versehentlich ermordet und gleichzeitig gesühnt worden, daher die Leiche des Kidnappers. Für Margaret und ihren Mann beginnen Tage der Trauer, bis schließlich etwas völlig Unverhofftes geschieht. Die schweigsame Kelly offenbart ihren Eltern, dass ihre Schwester noch lebt. Margaret ist von dieser Vorstellung überzeugt und folgt diesem letzten Hoffnungsschimmer. Als sich schließlich tatsächlich eine Spur ergibt, wachsen die Frawleys über sich hinaus…

 

 

Rezension:

In ihrem aktuellen Machwerk greift Mary Higgins Clark auf ein mittlerweile dauernd präsentes, recht brisantes Thema zurück und verknüpf jenes mit einigen dezent, ihrem heutigen Schreibstil entsprechenden übersinnlichen Inhalten, die sich jedoch nur bedingt harmonisch in den Erzählstrang von „Weil deine Augen ihn nicht sehen“ einfügen wollen. Die Autorin nimmt sich bereits in den ersten Seiten eine ganze Menge Potenzial für spätere Überraschungen, plötzliche Wendungen oder heftige Story-Breaks, da die dem Leser bereits sämtliche Figuren, wenn auch teilweise noch leicht verdeckt, auf dem Präsentierteller serviert. So entsteht schon fast ein Übermaß an Transparenz und Überschaubarkeit, welches dem Spannungsaufbau vor allem in der ersten Phase des Romans mehrfach in die Quere kommt, seine optimale Ausprägung in diesen Passagen indes kategorisch ausschließt.

 

Allerdings lässt Mrs. Higgins Clark sich auch von einem erstaunlich hohen Tempo leiten; die Fakten werden schonungslos und schnell auf den Tisch gelegt, die daraus resultierende Dynamik fesselt den Leser sofort. Doch irgendwie wirkt das gesamte Geschehen zu leicht durchschaubar, ja fast schon ein wenig leichtfertig simpel konstruiert, als dass es dem guten Ruf der Autorin in gewisser Weise gerecht werden könnte. Mit der Lösegeldübergabe und den unvorhersehbaren Komplikationen und Konsequenzen nimmt die Geschichte dann aber erst so richtig Fahrt auf und erreicht endlich den Level, den man von Beginn an erhoffen und erwarten durfte. Die Storyline wird mit einem Mal komplex und undurchdringlich, und bevor man sich versieht, eröffnet sich ein Szenario voller Kontraste, Unglaublichkeiten und Mysterien, welches das wahre Genie der Autorin dennoch gebührend hervorhebt.

 

Dennoch wird man den Eindruck nicht los, so mancher Teil des Strangs wäre ein wenig bemüht strukturiert, ja fast schon routinemäßig in die Handlung aufgenommen. Und auch die Charakterzeichnungen missen ein wenig Detailfülle, die sich auch mit wachsender Erzähldauer nicht so richtig einstellen will. Im Grunde genommen weiß man alles und gar nichts, wobei dieser Aspekt definitiv nicht als bewusstes Element eingeflochten wurde. Der Versuch, ein irreführendes Profil auf Seiten der Kidnapper zu erstellen, ist in diesem Zusammenhang zwar nicht abzuwerten, aber letztendlich fehlt es an entsprechenden Stilmitteln und Ideen, um hier die bewährte Souveränität alter Clark-Meisterwerke erneut heraufzubeschwören. Wie es im Übrigen in weiten Teilen des Romans der Fall ist, der zwar über ein überzeugendes Grundgerüst verfügt, aber nicht die Euphorie zu entfachen vermag, die man bei der nunmehr bald 80-jährigen Schriftstellerin einst im Abo beziehen konnte.

 

Fazit:

Zugegeben, Mary Higgins Clark hat sich in „Weil deine Augen ihn nicht sehen“ an ein literarisch schwer zu verarbeitendes Thema herangewagt und dabei vor allem die Absonderlichkeiten wie etwa das telepathische Verhältnis der beiden Schwestern sehr gut und glaubwürdig beschrieben. Aber dennoch will sich phasenweise keine echte Spannung einstellen, da die Geschichte bereits vorab zu deutlich vorgezeichnet scheint und plötzliche Improvisationen kaum zulässt. Selbst wenn dieser Punkt sich im weiteren Verlauf immer deutlicher schmälert, so ist er letztendlich ausschlaggebend für das Resümee, dass die Autorin ein ganzes Stück weit hinter den großen Erwartungen an diese Storyline zurückgeblieben ist. „Weil deine Augen ihn nicht sehen“ ist ein allemal lesenswertes Buch, aber kein Meisterwerk made by Higgins Clark.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202410141519376103b87c
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Weil deine Augen ihn nicht sehen

Autor: Mary Higgins Clark

Broschiert: 398 Seiten

Verlag: Heyne TB (1. Dezember 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453432843

ISBN-13: 978-3453432840

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 12.02.2008, zuletzt aktualisiert: 05.05.2024 14:19, 5813