Weißer Sand von Brandon Sanderson
Rezension von Ingo Gatzer
Mit Der Dunkle hat Brandson Sanderson (Nebelgeboren) jüngst gezeigt, dass seine fantastischen Visionen auch als Comic funktionieren. Unter dem Titel Brandon Sandersons Weißer Sand startet nun eine weitere seiner Serien als Graphic Novel bei Panini, die ebenfalls in dem von Sanderson geschaffenen Universum – Cosmere bzw. Kosmere im Deutschen – spielt. Diese soll insgesamt drei Teile umfassen und beruht auf einem derzeit noch unveröffentlichten Roman.
Auf der Tagseite der Welt Taldain kontrollieren Magier namens Sandmeister den Sand auf spektakuläre Weise. Doch die Macht des jungen Kenton ist in diesem Bereich sehr begrenzt. Dennoch strebt er mit seiner Gewitztheit nach Höherem – sehr zum Ärger seines Vaters, des Fürstmastrell der Sandmeister. Zur selben Zeit macht sich Herzogin Khrissalla auf eine gefährliche Reise, um von der Nacht- auf die Tagseite von Taldain zu gelangen. Dann kommt es zu einer schrecklichen Katastrophe, die beide zusammenbringt.
Beim Skript für die Geschichte des Comics hat Brandon Sanderson Unterstützung durch Rik Hoskin und Isaac Stewart erhalten. Dennoch besticht »Weißer Sand« vor allem durch die Stärken, die auch Sandersons beste Romane auszeichnen. Da ist vor allem das ausgefeilte World Building. Der Autor liefert nicht nur zu Anfang – von A wie Astronomie über M wie Münzen bis Z wie Zeitmessung – umfangreiche Informationen über die von ihm kreierte Welt. Auch zwischen den einzelnen Kapiteln finden sich teilweise weitere Ausführungen. Dadurch avanciert »Weißer Sand« fast zu einem Hybrid zwischen Roman und Graphic Novel. Das hat nur den Nachteil – der aufgrund der hohen Qualität des Bandes jedoch eigentlich ein Vorzug ist – das eine erneute Lektüre hilfreich ist, um auf Basis späterer Erläuterungen alle Nuancen zu verstehen. Bekannt ist Sanderson zudem für seine innovativen Magiesysteme. Genau in dieser Tradition stehen die Kräfte der Sandmeister. Diese Sandmagie erweist sich bald als facettenreicher als zunächst gedacht. Eine spannende Geschichte und interessante Charakteren – weit über die beiden Hauptfiguren hinaus – die alle eigenen Motivationen haben, runden den sehr guten Eindruck ab. Da stört es auch kaum, dass Sanderson wie viele Autoren sich bei der Entwicklung seines Hauptcharakters offensichtlich an Joseph Campbells prototypischer Theorie der Heldenreise orientiert. Allerdings trifft das auf zahlreiche Geschichten zu. Zudem variiert Sanderson die Grundstruktur durchaus ansprechend.
Für die Bilder, Illustrationen und Kolorierungen ist mit Julius Gopez, Nabetse Zitro, Ben McSweeney, Dan Dos Santos sowie Justyna Gil gleich ein Quintett verantwortlich. Die Fünf machen ihren Job richtig gut. Die Bilder sind oft detailreich gehalten, die Figuren schön heterogen und auch die textbegleitenden Illustrationen gelungen. Zudem ziehen an passenden Stellen immer wieder großformatige bzw. seitenfüllende Panels den Blick des Lesepublikums auf sich. Besonders gelungen ist die optische Umsetzung der »Sandmagie«. Aber auch die Kampf- und vor allem die Schlachtszenen sind toll gestaltet. Dafür ist es zu verschmerzen, dass viele Gesichter der Charaktere etwas zu glatt aussehen.
Fazit:
Nachdem Brandon Sanderson mit »Der Dunkle« bereits bewiesen hat, dass er auch Graphic Novels kreieren kann, legt er – unterstützt von Rik Hoskin und Isaac Stewart – mit »Weißer Sand« noch eine Schippe drauf und präsentiert eine fantastische Vision, die vor allem in Sachen World Building, Magiesystem und Charakterdesign zu gefallen weiß. Dass das Ergebnis so überzeugend wirkt, ist aber auch der ansprechenden Optik nebst tollen Illustrationen zu verdanken.
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