Weißer Sand Band 2 von Brandon Sanderson
Eine Graphic Novel aus dem Kosmeer
Rezension von Ingo Gatzer
Weißer Sand Band 2 knüpft nahtlos an die im Auftaktband beschriebenen Ereignisse an. Zwar steht Kenton als Fürstmastrell inzwischen dem Orden der Sandmeister auf der Tageseite der Welt von Taldain vor. Der ist aber durch Verrat geschwächt und auf die Unterstützung der anderen Ratsmitglieder angewiesen. Wegen des schlechten Rufs der Sandmeister stehen dem Fürstmastrell harte Verhandlungen bevor. Und dann sind da auch noch viele Feinde und wenige Verbündete oder gar Freunde – beispielsweise eine Leibwächterin, die ihn hasst oder die geheimnisvolle Fürstin Khrisalla von der Dunkelseite, die sich von den Sandmeistern Unterstützung erhofft.
Für die Fortsetzung von Brandson Sandersons Vision kommt wieder das gleiche Team wie beim Auftakt zum Einsatz. Dementsprechend gestalten Rik Hoskin und Isaac Stewart auch hier das Skript für die von Sanderson erdachte Geschichte. Das sorgt für Kontinutität und erleichtert das Zurechtfinden. Der Comic besticht – ähnlich wie Sandersons Romane – durch seine Multiperspektivität. Leserinnen und Leser folgen nämlich nicht nur Kenton, sondern auch seiner Leibwächterin oder der Fürstin Khrisalla. Deren – ansprechend gestaltete und teilweise bebilderte Tagebucheinträge unterbrechen auch an einigen Stellen die Handlung und füllen die von Sanderson erdachte – und von vielen facettenreich dargestellten Charakteren bevölkerten – Welt mit Leben. Dabei nimmt sie als Reisende aus einer fremden Welt eine ähnliche Perspektive wie das Lesepublikum ein und berichtet etwa über Sandmagie, das Essen der Tagseite und vieles mehr. Das entlastet einerseits die Panels, sorgt andererseits aber auch für eine besondere Tiefe, die bei der Lektüre die Immersion erleichtert. Für Spannung und Dynamik sorgen immer wieder Ereignisse, die vor allem Kenton Audienzen bei den Ratsmitgliedern immer wieder abrupt unterbrechen.
Die Illustrationen gestalten wiederum Julius Gopez, Nabetse Zitro, Ben McSweeney, Justyna Gil und Dan Dos Santos. Kein Wunder also, dass die Optik wieder durch den bekannten feingliedrigen und detailreichen Zeichenstil geprägt ist. Dank der filigranen Linienführung ist etwa auch der Faltenwurf einer Tischdecke oder ein Sprung auf einer Vase erkennbar. Beim Figurendesign weiß neben der Hauptfigur Kenton vor allem die Fürstin Khrisalla zu gefallen, deren Emotionen das Team ansprechend durch eine expressive Gestik verdeutlicht. Im letzten Kapitel verändert sich der Zeichenstil dann plötzlich und wird konventioneller – einerseits klarerer, anderseits aber auch gröber und etwas weniger detailverliebt. Hier fällt die Umstellung bei Lektüre zunächst schwer. Im Verlauf des Comics sind zudem einige Panels so textlastig, dass die visuelle Ebene etwas in den Hintergrund gedrängt wird. Das könnte sowohl ein Tribut an die facettenreiche Handlung als auch an den Romanautor Brandon Sanderson sein, der es eben gewohnt ist, seine Welten durch Wörter zu kreieren.
Fazit:
Komplexe Welt, lebendige Charaktere und ansprechend gestaltete Panels. Brandon Sandersons »Weißer Sand Band 2« führt ähnliche Stärken wie der Auftaktband ins Feld. Angesichts der anders gestalteten Illustrationen im letzten Kapitel müssen sich Leserinnen und Leser aber womöglich für den Abschlussband der Trilogie an eine etwas andere und eher konventionellere Optik gewöhnen.
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