Hörspiel
Reihe: Die Schwarze Sonne Teil 3
Rezension von Christian Handel
Rezension:
Gemeinsam reisen der ältliche Nathaniel de Salis und sein junger Schützling Adam nach Indien. Dort hofft Nathaniel, eine alte Bekannte wieder zu treffen. Es handelt sich um Helena Blavatsky, die Begründerin der Theosophischen Gesellschaft. Die scheint allerdings nicht unbedingt erfreut, ihren einstigen Freund wiederzutreffen. Was verbindet die beiden miteinander? Welche Abenteuer haben sie gemeinsam erlebt? Und was weiß Helena von dem mysteriösen Heiligen Speer?
Nathaniel gelingt es ein weiteres Mal, Adam über die meisten Hintergründe im Ungewissen zu lassen. Er will nicht, dass sein Protegé in Vorkommnisse verwickelt wird, die dieser – noch – nicht verkraften kann. Ausgerechnet in Indien allerdings stolpern die beiden wieder über einen Eingang zu jenem geheimnisvollen, komplexen Tunnelsystem, auf das Adam erstmals in England gestoßen ist, als er den Kampf gegen die Weiße Schlange aufgenommen und dabei seine Geliebte verloren hat.
Über ein Jahrhundert später setzt Reichsführer Himmler in einem parallelen Handlungsstrang einen jungen Soldaten darauf an, ein okkultes Geheimnis zu entschlüsseln, das mit jenem verbunden zu sein scheint, mit dem auch Adam und Nathaniel zu tun bekommen haben …
Wer geglaubt hat, Günter Merlau habe in den ersten beiden Folgen der Hörspielreihe Die Schwarze Sonne bereits sein ganzes kreatives Pulver verschossen, wird mit Weißes Gold eines besseren belehrt. Nicht nur führt der Serienautor in die Handlung eine mittlerweile dritte Zeitebene ein, auch atmosphärisch hat sich die Reihe, die als viktorianische Gruselgeschichte begann und sich zu einem Steampunk-Abenteuer mit mystischen Elementen gewandelt hatte inzwischen zu einen Okkult-Thriller entwickelt. Denn in “Weißes Gold” folgt der Hörer nicht dem ungleichen Detektiv-Duo Adam Santon und Nathaniel de Salis, sondern auch den Erlebnissen eines jungen NS-Offiziers in der Hitler-Zeit, der ebenfalls in mystische Vorkommnisse verwickelt wird.
Das ist mutig, gerade für eine deutsche Hörspielserie – in der Retrospektive jedoch nicht einmal allzu überraschend. Die Schwarze Sonne, die der Reihe ihren Namen gibt, gilt als Symbol für die mystisch-esoterische Ebene des Nationalsozialismus. Das lässt bereits einige Schlüsse dahingehend zu, wie sich die Reihe unter Umständen weiter entwickeln könnte.
Fest zu stehen scheint, dass der Handlungsstrang, der im nationalsozialistischen Deutschland angesiedelt ist, auch in den weiteren Folgen eine Rolle spielen wird. Es bleibt abzuwarten, inwiefern den Autoren der Umgang mit diesem heiklen Thema innerhalb einer Okkult-Geschichte gelingen wird.
Textlich muten die Dialoge mit unter etwas unglaubwürdig an, was hauptsächlich daran liegt, dass durch die Sprechertexte dem Zuhörer deutlich gemacht werden muss, was gerade vor sich geht. Das gelang den Produzenten von “Die Schwarze Sonne” bereits besser. Die exzellente Vertonung und die motivierten Sprecher gleichen dieses kleine Manko allerdings spielerisch aus. Schwerer fallen da die ständigen Zeitsprünge ins Gewicht, die es nicht gerade leicht machen, der Handlung zu folgen. Immer wieder wechseln die Perspektiven, die mal in Adams Erinnerungen spielen, mal seinen Erlebnissen mit Nathaniel im ausgehenden 18. Jahrhundert folgen sowie den mysteriösen Vorkommnissen um einen jungen Offizier im Hitler-Deutschland.
Fazit:
Im direkten Vergleich mit seinen beiden Vorgängern ist “Weißes Gold” die mit Abstand ungewöhnlichste und verwirrendste Folge der Serie.
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