Reihe: Micky X Bd.2
Rezension von Michael Nolden
Die Finger gekreuzt und sich einmal geschneuzt, dir ein BUH und drin bist du!
Eines Abends in Entenhausen. In der Weißen Maus treffen sich vier bekannte Autoren von phantastischen und gruseligen Romanen. Frau Ninni hat die vier Romanciers zu einem Wettstreit geladen. Endlich soll entschieden werden, wer der beste von ihnen ist. Es kommt zum lange ersehnten Wettstreit des Grauens.
Auch Micky und sein Begleiter in der Geisterwelt, Goowulf, sind in der Nacht unterwegs. Auch ihr Weg führt die beiden zu Frau Ninni. Micky überbringt ein Schloss, was überaus wichtig ist, denn es soll eine ganz besondere Truhe verschließen.
Die Schriftsteller wissen von alledem nichts. Frau Ninni stellt ihnen die Aufgabe: Innerhalb einer kurzen Zeitspanne hat jeder eine Geschichte zu verfassen. Am Ende wird entschieden, wer das gruseligste Geschehen zu Papier gebracht hat.
Doch es kommt ganz anders. In Ninnis Haus bricht das Chaos aus und seltsame Gestalten fallen über die Schriftsteller her.
Wenig später.
Schneemänner sind nicht einfach nur Schneemänner. Micky muss diese Erfahrung machen, als er selber einen Schneemann in seinem Vorgarten baut. Allerdings geht er dabei etwas unachtsam zu Werke. Er stellt ihn direkt vor sein Garagentor, was ihn zu völlig neuen Einsichten führt.
In einer frostigen Nacht (so der Titel der Geschichte) muss Micky erfahren, dass die Welt zwischen Himmel und Erde noch so manches für Schneemänner bereithält, was so ganz anders ist, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt.
Die Mystery-Welle hat also auch Micky Maus erfasst. Dabei handelt es sich keine besondere Neuerung. Der aufmerksame Disney-Leser wird so einige unheimliche Geschichten in Entenhausen und Umgebung in Vergangenheit gelesen haben. Bezeichnend ist die Anlehnung des Titels an Akte X (X-Files im Original) und ähnlich wie in der allseits beliebten Fernsehserie um die unheimlichen Fälle des FBI schlittert auch Micky ein ums andere Mal in neue Begebenheiten der anderen Art.
An seiner Seite etablieren sich auf diesem Wege neue Figuren, da die bereits bekannten Charaktere Entenhausens die unheimlichen Fälle nicht in letzter Konsequenz mittragen können. Inwieweit das gelungen ist, sollte jeder Leser für sich selbst entscheiden. Mein Eindruck ist, dass die Entwickler dieser kleinen Reihe sich nicht sehr weit von den Originalen wegbewegt haben.
Goowulf ist Mickys Reisebegleiter in der Welt des Unheimlichen. Goowulf ist ein absoluter Goofy-Ersatz, rein äußerlich, in Form eines wölfischen Goofys, aber auch von seinem Benehmen her, etwas tollpatschig und nicht immer sehr besonnen. Goofy in diese Welt mitzunehmen hätte jedoch nicht besonders gut funktioniert, da er mit seinen Einsatz als Supergoof schon genug ausgelastet ist.
Natürlich kann Micky auch in diesen Abenteuern nicht auf Frauen verzichten. Neben seiner Angebeteten Minni hat sich auch Fräulein Ninni eingefunden, etwas älter und weiser und darauf spezialisiert einen genauen Blick auf die Geisterwelt zu haben, damit nicht allzu viel Unfug darin geschieht. In gewisser Weise ist sie eine Art Wegweiser und Ratgeber an den Stellen, wo Goowulf nicht mehr weiter weiß. Rein optisch ist ein mausisches Gegenstück zu Oma Duck.
Zeichnerisch vermittelt der Wettstreit des Grauens einen enormen Schwung der Figuren. Wer genau hinschaut, wird einen Aufbau in den Haltungen entdecken, die nach allen Regeln der Kunst erstellt worden sind. Dieser Schwung gibt beinahe den Eindruck von Haltungsstudien eines Bewegungsablaufs wieder. Die Optik macht im Zusammenhang mit der Geschichte einen ziemlichen Spaß. Die Gruselgeschichtenautoren, die von ihren eigenen Ideen in der Realität überrascht werden, kann ich zwar nicht mit echten Autoren in Verbindung bringen, aber das mag nichts heißen (vielleicht gibt es echte Pendants dazu).
Ein schöner Cartoon-Spaß in der Welt von Micky Maus der gruseligen Art.