Will Eisner (Klassiker der Comicliteratur Bd. 13)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Will Eisner

Reihe: Klassiker der Comicliteratur Bd. 13

Rezension von Christian Endres

 

Will Eisner gilt aus herausragender Künstler im und ferner Wegbereiter des Comicbusiness, seine Graphic Novels und anderen Arbeiten als immens wichtiger Beitrag zur Entwicklung moderner Künstler und deren Auffassungen und Ansichten zum Medium. Ich für meinen Teil nun habe mich, nachdem bekannt geworden war, welche Titel in der Klassiker der Comicliteratur der FAZ erscheinen würden, auf diesen dreizehnten Band, der entgegen der anderen Bände, die sich stets mit einer Figur oder Serie beschäftigen, völlig zurecht einzig und allein Will Eisner gewidmet ist, mitunter am meisten gefreut und bin mit entsprechenden Erwartungen an den Band heran gegangen ...

 

Inhaltlich betrachtet teilt sich der 256 Seiten starke Band in zwei Teile auf: Die knapp 200 Seiten umfassende, autobiographische Erzählung aus dem Jahr 1992, Zum Herzen des Sturms, und in ein bisschen, alles in allem aber hochwertiges Füllermaterial, angereichert mit Eisners berühmter Schöpfung Spirit. Im Detail ergibt sich daraus folgende Einteilung:

 

Zum Herzen des Sturms

Der Spirit – Die Geburt des Spirit

Der Spirit – Die letzte Straßenbahn

Der Spirit – Lorelei Rox

Der Spirit & der Escapist

 

Zum Herzen des Sturms ist gewissermaßen die Autobiographie von Will Eisners jüngerem Alter Ego Willie – einem jüdischen Jungen aus Amerika, der gegen Vorurteile, Religion und das übliche Prozedere zu kämpfen hat und dabei trotzdem irgendwie seinen Weg geht und dem Leser nebenbei einen intensiven Einblick in das Leben der damaligen Zeit gibt. Eisner nun erzählt diese Geschichte über den vielleicht prägensten und wichtigsten Abschnitt seines Lebens bis zum Eintritt in den zweiten Weltkrieg mit solchem Feingefühl, solchem Charme und solcher Poesie, dass sich diese Geschichte über die amerikanische, aber auch weltpolitische Vergangenheit extrem gut liest, zumal er sie mit stimmungsvollen, abwechslungsreichen und auf alle Fälle auch wegweisenden Schwarz/Weiß-Zeichnungen eingefangen hat, die seinen Anspruch als Meister seines Faches mehr als nur unter Beweis stellen. Gekonnt spielt er als Autor zudem mit Rückblenden, führt den Leser an Schauplätze wie New York oder Wien, aber auch durch sein eigenes Leben und das seiner Eltern. Zum Herzen des Sturms ist eine Geschichte über Glaube, Träume, verpasste Chancen und dem ewigen Kampf gegen die eigene Herkunft und Abstammung in einer Zeit, da solche Dinge ein Leben ebenso leicht beeinflussen wie traurigerweise auch beenden konnten ...

 

Die dieser längeren Erzählung nachfolgenden Abenteuer von Eisners Verbrecherbekämpfer Spirit erscheinen dann als beinhartes Kontrastprogramm zum Graphic Novel davor, doch nimmt man diese „Füller“ gerne mit, da auch sie ihren eigenen Charme besitzen und völlig zu Recht ebenfalls ihren Stellenwert im Genre haben und als wichtiger Wegpunkt der Comicentwicklung gelten. Vor allem die letzte Story, die als eine von Eisners letzten Arbeiten zählt und mit denen er noch einmal zu seinem Spirit zurückkehrte, zeigt eindrucksvoll, dass Eisner auch im hohen Alter noch gekonnt den Bleistift schwingen und den Leser in den Bann ziehen konnte, und rundet den Band inhaltlich sehr schön ab.

 

Die Aufmachung der dreizehnten Bandes der Klassiker-Bibliothek tut sich wie immer durch ein stimmig-schlichtes Design und die perfekte Eingliederung in die schon prächtig angewachsene Taschenbuch-Klassiker-Reihe hervor, leidet aber – wie üblich – unter der eher mäßigen Papierqualität. Doch das tut dem Lesen bei Weitem keinen Abbruch, zumal ein einmal mehr gelungenes Vorwort von Andreas Platthaus sowie eine vorsichtige Verkleinerung der Seiten, welche die Story auch in diesem Format noch gut lesbar auftreten lässt, einen gewissen Ausgleich schaffen.

 

Fazit: Der dreizehnte Band der Klassiker der Comicliteratur ist aufgrund Zum Herzen des Sturms in meinen Augen sowohl visuell, als auch storytechnisch der bisher stärkste und eindringlichste Beitrag zur Reihe. Selbst wenn jemand nichts mit dieser Klassiker-Bibliothek anfangen können sollte – wenigstens Zum Herzen des Sturms für fünf Euro sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Ein großartiger Band von einem großartigen Künstler, den man einfach gelesen haben muss.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420133458ec3534f5
Platzhalter

Comic:

Will Eisner

Reihe: Klassiker der Comicliteratur Bd. 13

Autor: Will Eisner

Verlag: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Format: Softcover

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3899810945

Anzahl Seiten: 256

Erhältlich bei Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 27.11.2005, zuletzt aktualisiert: 31.12.2023 11:30, 1592