Druckversion: Wo Drachen sind - Die Chroniken der Imaginarium Geographica (Autor: James A. Owen)

Wo Drachen sind - Die Chroniken der Imaginarium Geographica von James A. Owen

Rezension von Nadine Dilger

 

1917, 1. Weltkrieg, London:

Professor Sigurdsson wird in einer düsteren Nacht ermordet und drei junge Männer treffen noch in derselben Nacht zueinander. Obwohl sich John, Jack und Charles (so heißen die drei) nicht kennen, gehen sie in einen Club-Raum, um dort noch in Ruhe etwas miteinander zu trinken. Später am Abend klopft ein merkwürdiger Mann an die Tür des Clubs und weil die Drei den Mann nicht draußen stehen lassen wollen, lassen sie ihn hinein. Der Mann nennt sich selbst Bert und er erzählt den Männern einen unglaubliche Geschichte: John ist der neue Hüter eines Buches, das die Karten aller Welten beinhaltet, die je existiert haben: Die Imaginarium Geographica. Bert schafft es nicht einmal ganz, zu Ende zu erzählen, als die Vier von den Wendigo aufgespürt und angegriffen werden. Wendigo sind eine Mischung aus Mensch und Wolf und sind abgrundtief böse.

Um den Wendigos zu entkommen, führt Bert John, Jack und Charles zum Hafen, wo ein prächtiges Schiff mit einem Drachen als Galionsfigur auslaufsbereit steht: der Indigo-Drachen, der irgendwie lebendig zu sein scheint.

Ganz knapp gelingt es ihnen, den Wendigo zu entwischen und schon befinden sie sich auf einer Reise in eine völlig neue Welt: zum Archipel der Träume. Doch da John der Hüter der Imaginarium Geographica ist, muss er diese auch lesen können um den richtigen Weg zum Archipel der Träume zu finden, doch das will ihm nicht gelingen…

 

Ab nun erleben die Männer ein Abenteuer nach dem anderen. Auf ihrer Reise treffen sie unter anderem auf den bösen Winterkönig, der mit allen Mitteln die Imaginarium Geographica bekommen will, auf einen lange vergessenen Prinzen und es geschehen sämtliche andere Dinge, die man, wenn man die Geschichten von J. R. R. Tolkien, C. S. Lewis, Charles Williams und Herbert Wells kennt, wieder erkennen wird.

 

 

Bei den Hauptcharakteren des Buches handelt es sich, wie man sieht, um die mehr oder weniger berühmten Autoren J. R. R. Tolkien (John), C. S. Lewis (Jack), Charles Williams (Charles) und Herbert Wells (Bert). James A. Owen hatte offenbar die Idee, mal nicht neue Charaktere zu erfinden und diese in ein neues Abenteuer zu schicken, sondern die Meister der Phantastik selbst ein Abenteuer bestehen lassen, das denen aus ihren Büchern gar nicht so unähnlich ist. Dies ist mal eine interessante, neue Idee, die es so meines Wissens noch nicht gibt.

Allerdings ist die Story alles andere als neu. Viele Handlungen zeigen Parallelen zu den Werken der genannten Autoren auf und des öfteren trifft man auf den ein oder anderen Charakter, den man irgendwoher kennt. Sei es nun Kapitän Nemo mit seinem Schiff Nautilus oder ein alter Mann, der stark an Gandalf aus Der Herr der Ringe erinnert. Man wird in diesem Buch kaum irgendetwas neues, nie dagewesenes finden, was aber wohl auch nicht die Absicht des Autors war. Er nimmt einfach einiges aus den bekannten Werken von Tolkien und ko. und mischt das Ganze zusammen, sodass jeder, diese Autoren kennt, die Parallelen zu deren Werken sofort erkennen kann. Dieser Roman soll wohl die Antwort auf die Frage darstellen, woher diese Autoren ihre ganze Fantasie hernehmen.

 

Hierbei handelt es sich um eine interessante Idee für einen Roman, aber wurde meiner Meinung nach ein wenig chaotisch umgesetzt. Man erfährt zum Beispiel kaum, warum gerade John, Jack und Charles aufeinander treffen. Sie werden zu einer Befragung wegen des Mordes von Professor Sigurdsson herbestellt, was vielleicht bei John, der Professor Sigurdssons Schüler war, verständlich ist, aber Jack und Charles kennen Professor Sigurdsson beide nur vom Hörensagen und haben ihn nie persönlich gekannt. Warum müssen die zwei dann überhaupt zur Befragung?

Ein weiterer Punkt ist der Kampf gegen den Winterkönig. Warum das so kommt, wird nicht erklärt und es scheint so, als ob die Bewohner des Archipels auf einmal auf die Idee gekommen sind, etwas gegen den bösen König, der nicht einmal ein richtiger König ist, zu unternehmen.

 

Was mir an dem Buch allerdings sehr gut gefallen hat ist der Humorgehalt. Als Artus beispielsweise von seiner Zeit auf der Insel Avalon erzählt, erwähnt er auch einen Wunschbrunnen, in dem er oft eingesperrt wurde, wenn die Hexen keine Arbeit für ihn hatten. Als er dann gefragt wird, ob der Wunschbrunnen denn magische Kräfte hätte, bzw. warum der Brunnen Wunschbrunnen heißt, stellt sich heraus, dass er den Wunschbrunnen nur Wunschbrunnen nennt, weil er sich immer wünschte, woanders zu sein, als er darin eingesperrt war. Das Buch ist teilweise wirklich sehr humorvoll.

 

Die Charaktere in dem Buch sind aber leider nicht unbedingt die besten. Dafür, dass es sich um bekannte Autoren handelt, sind deren Charaktere in dem Buch eher blass und oberflächlich gehalten, sodass sie kaum längere Zeit im Gedächtnis bleiben und man sie erst kaum unterscheiden kann. Bis auf die eine oder andere Ausnahme ist das leider bei allen Charakteren so, weshalb das Buch nicht wirklich an „Leben“ gewinnt.

 

 

Fazit:

Zwar hat die Geschichte einige Mängel, aber es ist mal eine nette Idee, statt normalen Charakteren Fantasyautoren als Protagonisten auszuwählen. Die Geschichte ist unterhaltsam und an manchen Stellen ganz lustig, auch wenn sie teilweise ein wenig chaotisch ist und die Charaktere leider etwas blass sind. Dennoch lohnt es sich, das Buch zu lesen, da es auf keinen Fall schlecht ist und nicht langweilig wird.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404191347085d13f98e

Wo Drachen sind – Die Chroniken der Imaginarium Geographica

Autor: von James A. Owen

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten

Verlag: Cbj (26. November 2007)

ISBN-10: 3570130150

ISBN-13: 978-3570130155

Erhältlich bei: Amazon

, zuletzt aktualisiert: 08.03.2023 10:00