Wolfsspur (Autor: Kit Whitfield)
 
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Wolfsspur von Kit Whitfield

Rezension von Christian Endres

 

Vampire, Zombies, Werwölfe - das große Dreigestirn der Horrorliteratur, von Rollenspielen geschunden, von schlechten B-Movies über die Jahrzehnte hinweg zerstört. Ab und an blitzt neben den großen, verstaubten Klassikern allerdings immerwieder ein moderner Autor auf, um den großen Archetypen des Horror-Romans oder der Schauerliteratur eine Frischzellenkur zu verpassen.

 

So auch Kit Whitfield, die mit »Wolfsspur« nicht nur eine ganze Gattung der Finsternis verändert, sondern die gesamte Welt. Denn in ihrer Welt besteht die Bevölkerung fast ausnahmslos aus Werwölfen - also aus Bürgern, die ihr normales Leben haben, erfolgreiche Geschäftsleute oder Landstreicher sind, und sich jeden Vollmond in haarige Lykanthropen verwandeln. Die wenigen Normalos - also Menschen, die sich nicht verwandeln - werden an solchen Tagen in Schutzräume gesperrt oder ziehen sich in den Räumlichkeiten der Behörde zurück, die sie alle vereint und auch die Fangstreifen organisiert, die jeden Vollmond ausziehen. Doch so friedlich und organisiert die Co-Existenz von Werwölfen und Normalos scheint, ist sie letztlich doch nicht. Und wie bei Shakespeare, wird es auch in »Wolfsspur« richtig kompliziert, wenn sich ein Werwolf und ein Normalo verlieben...

 

Sprachlich erinnert Kit Whitfields Roman mit seiner Ich-Perspektive und dem trockenen Erzählstil an die Ausgeburt des klassisch-klischeehaften amerikanischen Detektivromans, wenn nicht sogar an einen waschechten Krimi Noir. Kurze Sätze in der Gegenwartsform schildern präzise das Geschehen mit all seinen Details, öffnen zugleich aber auch ein Tor in die Innenwelt von Protagonistin Lola.

 

Diese Welt hinter Lolas Augen und dem unglaublich plakativen Cover des Paperbacks wiederum ist eine Insel, umrungen von Zwängen, Pflichten und gängigen Mechanismen, welche die große Welt außen mit sich bringt. Diese Welt wiederum besticht aus dramaturgischer Sicht in erster Linie mit einem innovativen und vor allem auch wirklich konsequent zu Ende gedachten Setting, das es tatsächlich vermag, dem literarischen Archetypen des sabbernden Vollmondmutanten neue Aspekte und Facetten abzugewinnen und diesen in einen durchaus stimmigen, interessanten und modernen Kontext zu rücken. Des weiteren bieten Lolas Arbeitsalltag und das Liebesleben der generell sehr liebenswerten Hauptfigur massig Platz für Soap-Elemente zwischen Kitsch und echter Wiedererkennung.

 

Whitfields »Wolfsspur« hinterlässt vielleicht keine allzu tiefen Spuren in der Schneedecke des Lesealltags - so lange die Lektüre jedoch Bestand hat und ihre Eindrücke frisch sind, verstehen sie es, kurzweilig zu unterhalten und dem Archetypen des Werwolfs tatsächlich ein neues Gesicht zu geben.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425023520bf2db41f
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Wolfsspur

Autor: Kit Whitfield

Paperback, 480 Seiten

Heyne, September 2007

ISBN-10: 3453811488

ISBN-13: 9783453811485

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 21.08.2007, zuletzt aktualisiert: 11.04.2024 08:46, 4721