Christian Endres große Stärke ist es, Charaktere und Dialoge zu erschaffen, die bei aller SF-Thematik doch greifbar und authentisch wirken. Immer wieder blitzt auch eine gewitzte und sympathische Autorenstimme durch, wobei Endres auf Romanlänge betrachtet nie aufdringlich wirkt und meist im Hintergrund bleibt.
Sein Roman »Wolfszone« ist geschickt aufgebaut: Da gibt es den Erzählstrang rund um den Privatdetektiv Joe Denzinger, der mit Fedora-Hut und leicht sarkastischem Witz direkt aus der Welt Raymond Chandlers entsprungen sein könnte. Weiterhin wird die Welt der Bundeswehr aus den Augen von Tariq Zidan geschildert, einem Soldaten, der von seinen Kameradinnen und Kameraden ob seines Migrationshintergrunds gehänselt wird. Auch die Fahrradkurierin Marija hat Probleme. Seit einem Ausraster ist ihre Profikarriere im Radsport beendet, ihre Ehe kaputt und sie schlägt sich als Fahrradkurierin in Dölmow mehr schlecht als recht durch, z. T. auch mit illegalen Drogenlieferungen.
Und dann ist da noch der Cyberwolf DW-7X, der als einsamer Wolf den Wald durchstreift, gepeinigt von den Nanobots in seinem Inneren und Bildern voller Blut und Gewalt, von denen er nicht weiß, ob sie echt sind oder nur Traum.
All diese Erzählstränge verknüpft Endres geschickt zu einem Roman-Gewebe, in dem am Ende alle Stränge zusammenlaufen und zufriedenstellend gelöst werden. Auch wenn es zu Beginn nicht den Anschein haben mag, so wird doch am Ende alles aufgeklärt und der Roman endet für den Leser befriedigend.
Einziges Manko sind die Cyberwölfe. Ihre Verbindung von Instinkt und Technik wird zwar im Erzählstrang von DW-7X angerissen, wird aber nicht vertieft. Als das gesamte Rudel in Erscheinung tritt wirken sie sogar cartoonhaft, wie aus einem Anime-Film entnommen. Das ist schade, kann aber die Gesamtleistung von Christian Endres nicht schmälern.