Wolverine: Sesaon One von Ben Acker und Ben Blacker sowie Salva Espin und Cam Smith
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Wolverine zählt derzeit zweifellos - nicht zuletzt dank der erfolgreichen Verfilmungen, in denen Hugh Jackman in die Rolle des Mutanten schlüpft - zu den beliebtesten Superhelden im Marvel-Universum. Das war 1974, als er zum ersten Mal in der 182. Ausgabe von "The Incredible Hulk" auftrat, wirklich nicht abzusehen. Nun erzählen das Duo Ben Acker und Ben Blacker - bekannt durch ihre Arbeiten für die Mystery-Serie "Supernatural" - die Geschichte der Figur in "Wolverine: Season One" neu. Für die Bebilderung zeichnen Salva Espin und Cam Smith verantwortlich.
Heather und James stoßen in der kanadischen Wildnis auf einen verwilderten Mann, der sie vor einem riesigen Ungeheuer, dem Wendigo, beschützt. Sie nehmen den Schwerverletzten, der sich nicht an seine Vergangenheit erinnern kann, mit und versorgen ihn. Merkwürdigerweise heilen seine Wunden unglaublich schnell. Zudem verfügt er über Krallen und ein Skelett aus Adamantium. James, der für das kanadische Verteidigungsministerium arbeitet, bietet ihm Hilfe an. Doch die Regierungsbehörde scheint bald weniger die Lösung, sondern vielmehr Teil des Problems zu sein. Bald muss Wolverine nicht nur gegen einen alten Feind, sondern auch gegen den Hulk kämpfen.
Dem Duo Acker/Blacker gelingt ein ansprechendes Debüt im Comic-Genre, bei dem sich temporeiche und eher ruhige Sequenzen zu einem harmonischen Gesamtwert verbinden. Ihre Story bietet mehr als "nur" Action, sondern zeigt auch den Charakter von Wolverine, der sich immer wieder bemüht, seine Wut in den Griff zu bekommen und seine Rolle zwischen Mensch und Tier zu finden. Als Spiegelungen stellen sie ihm den Wendigo gegenüber, der fast nur Tier ist und den Hulk, den seine Wut immer wieder zu einer Monster-Existenz verdammt. Den Plot würzen Acker/Blacker auch mit einer guten Prise Humor. Wenn Heather ihren Findling in einen Anzug steckt und in einem Nobelrestaurant Tischmanieren beweisen lässt, ist das nicht nur komisch, sondern verweist auch augenzwinkernd auf "My Fair Lady". Doch Logan wäre nicht Wolverine, wenn er nicht eine besonders kreative Art zeigen würde, wie sich eine Salatgabel nutzen lässt. Einen kleinen Abzug bekommt die Story, weil sie teilweise etwas konstruiert wird. So muss ausgerechnet ein Mitarbeiter einer Abteilung des kanadischen Verteidigungsministeriums, das bereits eine entscheidende Rolle in Wolverines Vergangenheit spielte, in der Wildnis auf Logan stoßen.
Die Stärken von Salva Espin und Cam Smith liegen eindeutig in der Inszenierung der Kampfsequenzen. Diese wirken sehr dynamisch und vermitteln Kraft sowie Geschwindigkeit. Das Comic lassen sie sehr schön mit einer idyllischen Wildnisszene beginnen, deuten die Konfrontation bereits leicht durch den markanten Kopf von Logan an und zeigen dann auf einem einzigen Panel, das eine ganze Doppelseite einnimmt, das Aufeinandertreffen von Hulk und Wendigo. Hier profitiert das Duo Espin/Smith sichtlich von ihren Erfahrungen als Titelbildzeichner. Denn ihre sehr expressiven, Seiten füllenden Panels gehören zu den Highlights des Comics. Nicht ganz so überzeugend fällt die Mimik einiger Personen aus. Vor allem bei Heather und James wirkt diese an einigen Stellen zu stark überzeichnet. Was bei Monstern kein Problem ist, wirkt bei Menschen eher unfreiwillig komisch. Das gilt teilweise auch für die Übersetzung von Carolin Hidalgo. Wenn sie Wolverine etwa seine Kontrahenten als "Bub" bezeichnen lässt, so fragt der Leser sich, ob er vielleicht die süddeutsche, österreichische oder gar schweizerische Version des Comics erwischt hat. Hier wäre beispielsweise der Begriff "Junge" deutlich passender.
Fazit:
Dass Acker/Blacker auch starke Stories für Comics kreieren können, beweisen sie mit "Wolverine: Seaons One", das sowohl actionreiche Kämpfe und Humor als auch tiefer gehende Reflexionen über Wolverines Wut sowie seine Tierhaftigkeit bietet. Die visuelle Gestaltung von Espin/Smith bietet diverse Höhepunkte, weist aber auch kleinere Schnitzer auf. Insgesamt ist dieses Comic ein überdurchschnittlich gutes Werk aus dem Bereich der "First Seasons".
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