Wonder Woman: Die Rebellin
 
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Die Rebellin

Reihe: Wonder Woman

 

Rezension von Ingo Gatzer

 

Auch Wonder Woman und damit die Vorzeigeheldin von DC schlechthin bricht mit Dawn of DC in eine neue Ära auf. Doch die Superheldin, die früher mit Stolz die Insignien der USA getragen hat, gerät jetzt mit ihrer zweiten Heimat in Konflikt. Anlass ist die gewaltsame Ausweisung von Amazonen aus den Vereinigten Staaten, nachdem eine andere Amazone bei einer Kneipenprügelei mehrere Männer getötet haben soll. Bald muss sich Diana der stärksten Armee der Welt und anderen übermächtigen Wesen entgegenstellen. Ist sie diesen Kräften – und der geheimnisvollen Macht, die seit vielen Jahren im Dunklen agiert – gewachsen?

 

Die Erwartungen an Die Rebellin dürften bei vielen Fans enorm sein. Immerhin ist Tom King für die Storyline verantwortlich, der Highlights wie Batman – One Bad Day: Riddler oder Supergirl: Die Frau von Morgen kreierte und bereits den begehrten Eisner Award einheimsen konnte.

 

Hier nutzt er ein Treffen von Superhelden der zweiten Generation in einem besonderen Gefängnis, um clever einen erzählerischen Rahmen zu konstruieren. So kann King die Geschichte aus einer ungewöhnlichen Sichtweise erzählen. Auch wenn er dieses nicht ganz konsequent durchhält, sorgt dieser Kniff für Dynamik und eine reizvolle Perspektive auf das Geschehen. Die Story selbst lässt sich zwar als Metapher auf die jüngere Geschichte der USA und drohende politische Entwicklungen lesen. Aber keine Angst, der Comic funktioniert auch prima ohne diese zweite Ebene und bietet reichlich Action. Zudem liefert King einige emotionale Highlights – die unter anderem an The Kid Who Collects Spider-Man von Ron Frenz und Roger Stern erinnern – ohne dabei in den Kitsch abzugleiten. So variiert der Autor immer wieder geschickt die Tonalität – an einigen Stellen darf auch gelacht – sodass die Story zu keiner Sekunde langatmig wird. Dafür sorgen auch Kunstgriffe wie die filmische Montage von Sequenzen und Bildern aus Gegenwart und Vergangenheit oder von Ereignissen, die sich an verschiedenen Orten abspielen. Angesichts der insgesamt packenden Geschichte dürften die meisten Leserinnen und Leser es King verzeihen, dass diese an einigen Stellen etwas überspitzt und nicht immer komplett plausibel wirkt. Das ist etwa der Fall, wenn ein (vermeintlicher) Selbstmord aus nur schwer nachvollziehbaren Gründen allgemein als Mord interpretiert wird.

 

Zeichner Daniel Sampere (Dark Crsis) setzt vor allem die Hauptfigur des Comics gekonnt um. Wonder Woman wirkt in den Panels dynamisch und besticht durch eine ausdrucksstarke Mimik. Eine Augenweide sind immer wieder einzelne seitenfüllende Zeichnungen, die eine besondere Wirkung entfalten und auf denen teilweise spannende Details zu entdecken sind. Aber auch die Gestaltung von Wonder Womans Tochter Lizzy kann überzeugen. Zwar sind die (rebellischen) Parallelen zu ihrer Mutter unverkennbar, gleichzeitig ist die Figur eigenständig genug, um interessant zu sein. Etwas weniger ansprechend ist das Design der Superhelden, die ihr anfänglich zur Seite stehen. Denn Sampere verpasst »Superman junior« teilweise einen ziemlich dämlichen Gesichtsausdruck und steckt »Batman junior« in ein Kostüm, das ungute Weltkrieg-Vibes aufkommen lässt. Zudem wirkt ein – mit Pfeilen ausgetragenes – Duell zwischen zwei Amazonen visuell nicht stimmig. Außerdem sind die Bilder, die der Spanier an manchen Stellen präsentiert, relativ langweilig und ziemlich gleichartig. Auf einer Seite finden sich etwa praktisch nur sieben Panels, die einen Billardtisch zeigen. Allerdings handelt es sich hier vermutlich um einen kalkulierten Kunstgriff. Denn gleich danach setzt Sampere oft ein besonderes optisches Ausrufezeichen.

 

Als Bonus befindet sich am Ende des Bandes eine Auswahl an Variant-Covern. Hier wissen vor allem die Arbeiten von Julian Totino Tedesco zu gefallen.

Fazit

Clevere, spannende und tiefgründige Geschichte, reichlich Action gepaart mit Emotion und Humor sowie einige hervorragend gezeichnete Panels: »Wonder Woman: Die Rebellin« ist trotz minimaler Schwächen in der B-Note ein toller Auftakt für einen verheißungsvollen Wonder-Woman-Run.

 

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Comic:

Wonder Woman: Die Rebellin

Original: Wonder Woman 800 (III); Wonder Woman #1-#6

Autor: Tom King

Zeichner: Daniel Sampere

Übersetzung: Ralph Krumm

Taschenbuch, 124 Seiten

Panini Verlag, 07/2024

 

ISBN-10: 3741637696

ISBN-13: 978-3741637698

 

Erhältlich bei Amazon

 

Kindle-ASIN: B0DBLJPK1B

 

Erhältlich bei Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 16.08.2024, zuletzt aktualisiert: 29.08.2024 15:48, 23435