Mit Die Rebellin hatte die lassoschwingende DC-Heldin einen famosen Neustart im Rahmen von Dawn of DC hingelegt. Dementsprechend hoch liegt die Latte für den Nachfolger Das Lasso der Lügen. Das liegt auch daran, dass Top-Autor Tom King die Geschichte weiterführt.
Der Auftakt liest sich dann aber doch merkwürdig. Statt die Story fortzusetzen, schildert King (Batman – One Bad Day: Riddler) ausführlich die gemeinsame Suche seiner Protagonistin und Superman nach einem Geburtstagsgeschenk für Batman. Ja, für Fans gibt es hier manches zu entdecken und einige der Gags zünden auch. Aber die mal augenzwinkernde, mal platte Story passt so gar nicht zur ernsten Tonalität. Kurzum: Die Geschichte hätte in eine andere Veröffentlichung deutlich besser gepasst. Weiter geht es dann endlich mit unserer Heldin, die sich nach Band eins in der Gewalt des Souveräns befindet. Tom King vermischt hierbei immer wieder gekonnt Schein und Sein. Wer will, darf auch einen Seitenhieb gegen patriarchalische Strukturen und die Veränderungen der politischen Usancen in den USA herauslesen. Problematischer ist aber, dass die Story sich zwischendurch ziemlich zäh entwickelt und nach einer Episode mit einer Erzfeindin der Lassoschwingerin abbricht. Zudem ist die Geschichte der drei Wonder Girls relativ uninteressant geraten. Diese Armschienen des Originals sind für das Trio einfach ein paar Nummern zu groß.
Den zweiten Teil des Bandes bilden vier ältere Folgen aus der Serie Wonder Woman: Agent of Peace. Warum hierfür ausgerechnet die Folgen zwei, drei, vier und elf herhalten mussten, bleibt dabei rätselhaft. Die von Jimmy Palmiotti und Amanda Conner (Verschollen) erdachten Geschichten sind zwar nicht ohne Reiz, wirken aber weitgehend generisch und sind nicht immer logisch. Es drängt sich bei der Lektüre der Verdacht auf, dass es sich um Lückenfüller handelt, weil weiteres Material für die Hauptstory noch fehlt.
Praktisch durchgängig gefallen kann dafür glücklicherweise die Optik. Das liegt daran, dass hierfür mit Daniel Sampere (Dark Crisis) und – in der Auftaktstory – Guillem March (Batman: Finstere Pläne) zwei Top-Zeichner verantwortlich sind. Dementsprechend gibt es wenig zu kritisieren, sogar noch weniger als im ersten Band, wo Sampere in einzelnen Passagen etwas daneben lag. Allerdings liefert der Zeichner zusammen mit Tom King insgesamt (noch) bessere Arbeit ab als bei der Bebilderung der Storys des Duos Palmiotti und Conner. In einigen Sequenzen wirken seine Bilder dieses Mal allerdings etwas zu monoton. Im direkten Vergleich wirkt die Arbeit von Guillem March detailfreudiger und lebendiger.