Beast wurde gefangen und wird in einem Spezialgefängnis festgehalten, bei dem es sich ausgerechnet um das umgebaute Xavier-Institut handelt. Das können die X-Men natürlich nicht auf sich sitzen lassen und starten in „X-Men Bd. 2 – Sturm auf Graymalkin“ eine Rettungsmission. Allerdings hat die Gefängnisdirektorin Dr. Corina Ellis mehr als ein Ass gegen die Mutanten im Ärmel. Dann kommt es auch noch zwischen den X-Men-Fraktionen zu Reibereien und am Ende sieht sich Cyclops gezwungen, mit ganz hohem Einsatz zu pokern.
Eigentlich gibt es ja seit geraumer Zeit ja nicht mehr die X-Men, sondern (mindestens) zwei Fraktionen. Im vorliegenden Band geht es aber um beide Gruppierungen, sodass es sich um ein Crossover zwischen den klassischen X-Men von Cyclops und den „Uncanny“ X-Men um Rogue handelt. Dabei sind die beiden Storylines – für die jeweils Jed MacKay und Gail Simone verantwortlich sind – gemixt. Fans können sich deshalb über besonders viel X-Men-Power und actionreiche Kämpfe freuen. Beide Autoren haben einige gute Ideen und für ihre Leser zudem diverse Überraschungen parat. Dabei geht der Spannungsbogen vor allem gegen Ende der einzelnen Kapitel kontinuierlich nach oben, was immer wieder Lust auf die nächste Episode macht. Insgesamt hat aber Jed MacKays Vision qualitativ etwas die Nase vorn – auch weil er gegen Ende ein packendes Duell entwirft, obwohl dieses fast nur auf verbaler Ebene stattfindet. Allerdings sind die Übergänge zwischen den Geschichten der „X-Men“ und „Uncanny X-Men“ nicht immer optimal gelöst. So kommt es zu einigen unnötigen Wiederholungen bzw. Rekapitulationen. Das hätte sich meistens besser lösen lassen. Zudem gibt es – zumindest nach aktuellem Wissensstand – einige Ungereimtheiten. So setzt die Gefängnisdirektorin eine mächtige Waffe aus für die Leser unempfindlichen Gründen nicht gleich gegen die Mutanten ein. Zudem wirkt das Zerwürfnis zwischen den beiden X-Men-Gruppierungen etwas übertrieben zugespitzt.
Gleich ein halbes Dutzend verschiedener Künstler gestalten die einzelnen Panels. So schwingen Ryan Stegman, Federico Vicentini und Netho Diaz bei den klassischen X-Men die Zeichenfeder, während David Marquez, Edgar Salazar und Javier Garrón für ihren unheimlichen Gegenpart verantwortlich sind. Die Arbeit aller Artists kann sich grundsätzlich sehen lassen. Im direkten Vergleich kreiert aber die klassische Fraktion die sehenswerteren Panels. Das wird etwa an einer Sequenz deutlich, die beide Gruppen – unnötigerweise – zeichnen: das Aufeinandertreffen von Cyclops und Blob. Stegman und Vincenti punkten außerdem mit einer furiosen Doppelseite voller Superheldenkämpfe und Diaz begleitet das finale verbale Duell im letzten Teil visuell packend. Immerhin müssen sich Leser nicht allzu sehr umstellen, da das Figurendesign – bis auf Kleinigkeiten – bei den verschiedenen Künstlern sehr ähnlich ausfällt. Allerdings wirken vor allem beim Team Uncanny die Bildhintergründe manchmal etwas uninspiriert.