Apocalypse zählt wahrscheinlich zu den spannendsten Gegnern der X-Men. En Sabah Nur – wie der übermächtige Mutant korrekt heißt – war zuletzt Richtung Mars abgerauscht. Doch nun ist das mehrere Jahrtausende alte Wesen zurück und hat ein besonderes Anliegen: Apocalypse will einen würdigen Mutanten finden, der sein Erbe antreten kann bzw. will. Zu diesem Zweck hat er ein Dutzend Schurken und Helden – darunter auch einige X-Men – versammelt, die gefährliche Prüfungen überstehen müssen. Aber das Ganze läuft dann doch noch etwas anders ab, als es En Sabah Nur geplant hat. Es ist angerichtet für Kampf um den Thron von Apocalypse.
Die Geschichte hat sich Steve Foxe ausgedacht. Der ist noch nicht gar nicht so lange als Marvel-Autor aktiv, hat aber schon einige interessante Werke wie Superior Avengers verfasst. Hier kreiert er nicht nur eine actionreiche, spannende, sondern auch eine stimmige Story. Denn der geschilderte Wettbewerb passt gut zu einem Charakter wie Apocalypse, der ja bereits in früheren Veröffentlichungen nach der Maxime »Die Stärksten sollen überleben« gehandelt hat. Auch das versammelte Personal ist mit Cable, Emma Frost oder Mister Sinister vielversprechend, wobei eingeschobene Rückblenden für Dynamik sowie eine breitere Perspektive auf die Geschehnisse sorgen. Dann winkt noch ein überraschendes Ende, das direkt in die Post-Krakoa Ära überleitet. Ist Mr. Foxe also ein perfekter Vierteiler gelungen? Nicht ganz. Das liegt vor allem daran, dass ein Band mit vier Kapiteln kaum ausreicht, um sich einem Dutzend Thronfolgern – zuzüglich Apokalypse selbst und einigen anderen Mutanten – ausreichend zu widmen. Dementsprechend kommen einige der Figuren zu kurz und bleiben nicht mehr als Staffage. Darüber hinaus hätte der Autor bei der Wahl der Prüfungen, die die potenziellen Nachfolger von Apocalypse übersehen müssen, etwas mehr Fantasie beweisen dürfen.
Der Zeichner Netho Diaz ist zwar schon etwas länger als sein Kollege Foxe für Marvel aktiv, geht aber ebenfalls noch als Newcomer durch. Er hat unter anderem an Der Zorn des Frostriesen gearbeitet.
Hier punktet er mit überzeugenden Charakterdesigns, wobei er den Erben von En Sabah Nur nach der Verwandlung visuell sowohl ansprechend als auch stimmig modifiziert. Besonders zu Beginn gibt es zudem viele Details in seinen Panels zu entdecken. Gelungen ist etwa gleich auf der zweiten Seite die doppelseitige Darstellung einer fliehenden Menschenmenge, die durch einen besonderen Detailreichtum – von der herunterfallenden Thermoskanne eines Mannes bis zum Spuckefaden im Mund einer panisch aufschreienden Frau – zu gefallen weiß. Leider erreichen später nur noch wenige Zeichnungen eine ähnliche Intensität. Ob dafür die nahende Deadline verantwortlich war?