Your Highness – Schwerter, Joints und scharfe Bräute (DVD)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Your Highness – Schwerter, Joints und scharfe Bräute

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

»Schwerter, Joints und heiße Bräute«. Oh je, da haben sich die Jungs von der Synchro aber mal wieder ordentlich ins Zeug gelegt, um einen möglichst blödsinnigen Untertitel vorweisen zu können. Ganz schlechte Vorzeichen. Das es der Film hierzulande nicht in die Lichtspielhäuser schaffte, während er in den amerikanischen Kinos gerade Mal die Hälfte seines 50-Millionen-Dollar Budgets eingespielt hat, macht es auch nicht gerade besser. Spätestens ab diesem Punkt kommt man sich selbst ein wenig vor, wie der Ritter einer Queste, der sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden muss. In diesem Falle sind die Optionen a) knapp 100 Minuten seiner kostbaren Lebenszeit für ausgemachten Blödsinn vergeuden oder b) kurzweilige und sicherlich derbe Unterhaltung genießen.

 

Eins gleich vorweg: Fantasy-Puristen sollten einen Bogen um den Film machen. Denn schon bevor der Vorspann läuft, macht das Team um Regisseur David Gordon Green unweigerlich klar, dass ihnen jeglicher Respekt vor dem Genre schnuppe ist. Wer sich also während der ersten gut 5 Minuten ein kleines bisschen an diese eine Trilogie von diesem einen neuseeländischen Filmemacher erinnert fühlt, der liegt nicht falsch …

 

Gleichzeitig darf der geneigte Zuschauer außerdem einen ersten Blick auf einen der Protagonisten werfen. Allerdings ist die Visitenkarte von Thadeous (Danny McBride) alles andere als mustergültig. Der Zweitgeborene von König Tallious (Charles Dance) ist ein arroganter, verzogener und reichlich verblendeter Vollpfosten, wohingegen sein Bruder und Thronnachfolger, Fabious (James Franco) ein mutiger und von allen verehrter Krieger ist, der sich mutig in jede Schlacht stürzt und jede Herausforderung annimmt. So etwa auch den Kampf gegen einen mächtigen Zyklopen, einer von vielen Schergen des durchtriebenen Magiers Leezar (Justin Theroux). Doch neben dem Kopf des Ungetüms kehrt Fabius diesmal mit einer weiteren Beute zurück: der Jungfrau Belladonna (Zooey Deschanel), welche er den Klauen Leezars hat entreißen können und die er nun schnellstmöglich ehelichen will.

Das Volk und der Hofstaat sind von diesem Entschluss verzückt, nur Thadeous ist angefressen. Warum bekommt stets sein Bruder die Bewunderung – oder den Thron? Warum denken alle immer, dass er besser mit dem Schwert umgehen kann? Für Thadeous steht jedenfalls fest: Hochzeit – ohne mich. Soll sich sein Brüderchen doch einen anderen Brautzeugen suchen. Stattdessen beschränkt sich Thadeous auf ein lecker’ Pfeiffchen mit irgendeinem Dealer vor den Schlosstoren und anschließender Ziegenjagd.

So verpasst er aber auch die dramatischen Ereignisse, die sich während der Zeremonie abspielen, als ein stinkwütender Leezar aufkreuzt, einen Teil der Gästeliste in Rauch aufgehen lässt und Belladonna mit sich nimmt. Immerhin hat die Gute nämlich eine Bestimmung: beim anstehenden Zusammentreffen der zwei Monde will Leezar mit ihr einen Nachfolger zeugen, der sich das Land untertan machen soll.

Damit steht die nächste Queste für Fabious fest: diesmal endgültig Leezar den Garaus machen und obendrein Belladonna befreien – indes mit einem kleinen Unterschied. Diesmal soll nämlich auch sein Bruder mitkommen. Sehr zur »Freude« von Fabious Männern. Nicht lange, und das Objekt ihrer Verabscheuung erfüllt sämtliche negativen Ansprüche. Thadeous ist großkotzig, wichtigtuerisch und hat von nichts eine Ahnung – aber davon viel.

Doch ausgerechnet besagter Thadeous ist es, der, zusammen mit dem Diener Courtney (Rasmus Hardiker) Fabious’ letzte Hoffnung darstellt, nachdem er von seinen eigenen Gefährten hintergangen wurde – sowie die zähe Kriegerin Isabel (Natalie Portman), die mehr mit Fabious gemein hat, als er ahnen kann …

 

Ganz klar, einen zweiten Ritter der Kokosnuss kann man bei Your Highness nicht erwarten. Wie schon bei ihrer vorangegangenen Kollaboration, Ananas Express (2008) wird der, mitunter deutlichst unter der Gürtellinie befindliche Humor des Trios David Gordon Green, Danny McBride und James Franco eher mit dem Vorschlaghammer verabreicht denn in homöopathischen Dosen. Subtil und intelligent pointiert sieht anders aus. Allerdings kann man dem Film eine gesunde und durchaus ansteckende Dosis Charme beim besten Willen nicht absprechen. Das die Beteiligten mit sichtlich viel Spaß ihre Jobs gemeistert haben, ergibt einen weiteren fetten Pluspunkt. Und wie die sehenswerten verpatzten Szenen in den überschaubaren Extras beweisen, können sie manchmal selbst nicht glauben, was ihnen das Autorenduo McBride und Ben Best vereinzelt in den Mund gelegt hat – und damit ist nicht ausschließlich das Vokabular gemeint. Es darf demnach munter geflucht oder über diverse Abartigkeiten diskutiert werden. Und wenn nicht darüber gesprochen wird, dann tut man es einfach; ganz gleich ob es sich dabei um die reichlich fragwürdigen Wünsche eines niedlichen, aber dauerbekifften Zauberers handelt oder das Verstümmeln eines Minotauren zwecks Erinnerungsstückbeschaffung (ein ganz besonderes Erinnerungsstück, wohlgemerkt).

Praktisch die kompletten 102 Minuten des Streifens wird mit bekannten Fantasy-Versatzstücken jongliert – auf handwerklich hervorragende Art und Weise. Neben den überzeugenden Digitaleffekten muss ein besonderes Lob an Kameramann Tim Orr gerichtet werden, der die einzelnen Sets größtenteils imposant ins rechte Licht gesetzt hat. Mitunter sind sogar einige der schönsten Farbpaletten seit langer Zeit zu sehen – womit nicht unbedingt zu rechnen war. Das die eigentliche Handlung wohlbekannt und sicher auch ein wenig dünn erscheinen mag – Schwamm drüber. Auch nicht jeder Witz zündet. Gerade der Mittelteil hat einige wirklich unerfreuliche Längen vorzuweisen, ehe der krönende dritte Akt erneut wieder die Kurve kriegt, das viel zu plötzliche Ende dann aber doch wieder zu geschürzten Lippen verleitet.

Bleibt nur noch das vielleicht größte Sorgenkind: die Synchronisation. Und die ist – entgegen des dämlichen Titelzusatzes – überraschend gut ausgefallen. Nicht, dass man sich hierzulande generell über miese Synchro beschweren kann; weit gefehlt. Aber gerade Komödien vom Schlage »Your Highness« und die großzügige Verwendung von englischen Begriffen und Wortspielen sorgen regelmäßig dafür, dass ein gewichtiger Teil der Schlagkraft des Originals in der Übersetzung verloren geht, ohne dass man den Autoren dafür einen Strick machen kann. Diesmal jedoch nicht. Selbst Passagen, die auf Deutsch ziemlich dämlich klingen würden, wurden dank geschickter Wortspielereien zwar im Grunde verfremdet, ohne aber die Intentionen des Originals verpuffen zu lassen. Einzig der vielleicht beste Satz von Bösewicht Leezar (ein sehr, sehr böses Schimpfwort) wurde durch einen ziemlich langweilen Ersatz seiner Brachialität beraubt. Auch lobend zu erwähnen ist die Tatsache, dass, entgegen anderer Direct-to-Video-Veröffentlichungen, nicht an den Sprechern gespart wurde. So wird Oscarpreisträgerin Natalie Portman erneut von Manja Doering synchronisiert und der diesjährige Beinahe-Oscargewinner James Franco von Marcel Collé. Schön.

 

Fazit:

Gewiss wird die humoristische Ausrichtung von »Your Highness« nicht jedermanns Sache sein. Doch wer sich bereits bei David Gordon Greens Vorgänger »Ananas Express« amüsierte, der darf sich auch diesmal entspannt zurücklehnen. Sicherlich weit entfernt von einem komödiantischen Meisterwerk, aber keineswegs so mies wie von den zahllosen Kritikern gebrandmarkt. Große Ansprüche wird man zwar vergebens suchen, für kurzweilige Unterhaltung reicht es aber allemal.

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404180718393a6343f4
Platzhalter

DVD:

Your Highness – Schwerter, Joints und scharfe Bräute

Originaltitel: Your Highness

USA, 2010

Regie: David Gordon Green

Format: Dolby, PAL, Widescreen

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Türkisch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9 - 2.35:1

Umfang: 1 DVD

FSK: 16

Spieldauer: 98 Minuten

Universal, 13. Oktober 2011

 

ASIN (DVD): B005EP3I82

ASIN (Blu Ray): B005F78WFS

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Danny McBride

James Franco

Natalie Portman

Charles Dance

Zooey Deschanel

Justin Theroux

Rasmus Hardiker

Toby Jones

Damian Lewis


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 16.12.2011, zuletzt aktualisiert: 07.12.2023 15:55, 12269