Reihe: Die Greenwich-Chroniken Bd. 2
Rezension von Chris Schlicht
Rezension:
Ein Wobbel, ein Zeitbeben, bringt die Zeitabläufe auf der Welt durcheinander. Die Menschen müssen einen ganz bestimmten Tag immer wiederholen. Das macht Zeithüter Tim große Sorgen, denn wenn er es nicht schafft, die Zeit der Hüter mit der Zeit der Menschen wieder in Einklang zu bekommen, bricht das Chaos aus – und Krieg zwischen Menschen und Zeithütern, der die gegenseitige Vernichtung bedeuten kann.
Doch was hat den Wobbel ausgelöst? Die Grabungen der Wrackas in der Nähe der Zuflucht der Wracka-Frauen, die womöglich einen der empfindlichen Zeitsensoren gestört hat? Oder war es Seff, ein ehemaliger Wracka mit seinem Versuch, etwas, was ein Mensch tut, zu verhindern, wobei er von diesem gesehen wird?
In Greenwich kommen die Zeithüter aus allen Herren Ländern zusammen, um das Rätsel zu lösen und Wege zu finden, wie man die Zeitläufe wieder parallel bekommt. Und nicht zuletzt, um einen neuen Zeitschüler zu wählen. Jeder Zeithüter bringt seine Kandidaten für diese Wahl mit. Auch Shelton ist wieder da, obwohl er niemals mehr nach Greenwich zurückkehren wollte.
Zeitvater Tim indes, begibt sich auf die Suche nach Gemetbur, der sagenumwobenen Zeitkammer, die der allererste Hüter geschaffen haben soll. Dazu betritt er die jahrhundertealten Hütertunneln unter der Erde. Allerdings weiß er nicht, in welche Gefahr er sich dabei begibt, denn nur mit dem richtigen Schlüssel kann er sich Zutritt zu der Kammer verschaffen, andernfalls wird er das Tageslicht niemals wiedersehen.
Zeitvaterenkel Tid und das Wrackamädchen Sofie hören von der Gefahr und begeben sie sich ebenfalls unter die Erde, um Tim zu finden und ihn zu warnen. Sie ahnen nicht, dass geisterhafte Schatten und Wrackas dort unten nach ihrem Leben trachten. Und Shelton findet seine Bestimmung...
Die Geschichte könnte unwahrscheinlich spannend und interessant sein, wenn... ja, wenn man in Sachen Hintergrundinformationen nicht so in der Luft hängen würde und sich manche Sache nicht ganz so zäh lesen ließe. Der Hintergrund der Datumslinie ist hochinteressant, aber nicht wirklich verständlich dargestellt.
Das Problem ist wohl in erster Linie, dass es bereits der zweite Band der Chroniken ist (1. Band: Die Zeitdiebe) und dass es offenbar sehr von Vorteil ist, den ersten Band zu kennen, um in die Welt der Zeithüter besser hineinzufinden. Denn in diesem zweiten Band werden kaum Informationen vorangeschickt, die hilfreich wären, lediglich die Erklärungen für die Namen der Zeithüter und die Bezeichnung Wrackas. Das ist nicht genug, um die Welt kennenzulernen, in der man sich befindet, wenn man den ersten Band „verpasst“ hat oder sich aufgrund der scheinbar in sich geschlossenen Geschichte auf Zeitenwirbel eingelassen hat. Es fehlt auch jeder Hinweis, dass es ein Folgeband ist. Man findet nicht zu den Charakteren und ihrer Umgebung.
Aus diesem Grund bleiben die Charaktere auch zu Anfang ziemlich flach – abgesehen davon, dass es unendlich viele Namen sind. Kennt man den ersten Band, ist es sicher einfacher, weil man sich den Personen schon näher fühlt.
Tylers Schreibstil ist durchaus kindgerecht, auch die Themen die neben dem Abenteuer behandelt werden sind der Art, die auch die Kinder im Alter ab 9 Jahren beschäftigen – Ausgrenzung und Kameradschaft, Probleme an der Schule und die Wut auf alle, Eltern wie Umwelt, lernen und begreifen. Von daher findet sich die Leserschaft sicher in irgendeinem der Charaktere wieder.
Problematisch wird es allerdings bei der Sprache der Wrackas. Das ein fremdes Volk eine andere Sprache spricht ist ja schön und gut, aber „normales“ Deutsch derart verdreht und grammatikalisch falsch als Wracka-Sprache zu verwenden ist ein bisschen riskant, gerade bei dieser Altersgruppe. Da versuchen Deutschlehrer gerade verzweifelt, den Kindern die Sprache korrekt beizubiegen, sind froh, wenn die Flöhe ein längeres Buch anpacken und dann machen die Schüler genau diese falschen Sprüche nach.
Für diejenigen, die den ersten Teil bereits kennen sicher ein spannendes Abenteuer, als Einzelband ist es aber etwas quälend am Anfang. Wer es schafft, das zu überwinden bekommt ebenfalls ein spannendes Abenteuer serviert, aber für die angestrebte Zielgruppe ab 9 Jahren ist das sehr schwer. Nur bereits geübte Leser dieser Altersgruppe halten über 440 Seiten ohne Bilder durch. Empfehlung daher ab 12.