Zombie-Apokalypse (Autorin: Eloise J. Knapp; The Undead Trilogy 1)
 
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Zombie-Apokalypse von Eloise J. Knapp

Reihe: The Undead Trilogy Band 1

 

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Zunächst mal – dieser Titel, Zombie-Apokalypse. Wirklich, werter Festa-Verlag? Wäre Euch da wirklich nichts originelleres eingefallen, für einen Roman, der im Original mit The Undead Situation tituliert wurde?

 

An sich stimmt es ja, die erwähnte Zombie-Apokalypse findet statt. Synchron dazu arbeiten aber auch die Synapsen des/eines geneigten Lesers und da sich die Betitlung von Eloise J. Knapp’s Einstand nun mal anhört wie ein x-beliebiges reißerisches C-Movie aus italienischer Produktion aus den späten 1970ern, könnte ich mir vorstellen, dass besagter potentieller Käufer schnell nach einem anderen Werk greift, weil ebendort mit mehr Tiefgang zu rechnen ist. Oder einem Plot.

Was die Autorin nicht verdient hätte.

Denn, um gleich zum Kern der Sache vorzudringen: »Zombie-Apokalypse« ist ein verflixt guter Roman geworden. Mehr noch. Dafür, dass Frau Knapp dieses Werk mit zarten 16 Jahren verfasst hat, ist es erstaunlich reif und weitsichtig. Trotz Zombies, trotz Survival-Action und, ja, auch trotz so mancher Vorhersehbarkeit, in die sie (noch) tappt.

 

Aber – und dies unterscheidet den Roman von den gefühlten anderthalb Millionen anderen Zombie-/Endzeit-Reißern – hier geht es eigentlich nur, nüchtern betrachtet, am Rande um eine von Zombies überrannte Welt. Wie bei den besten Vertretern dieser Sub-Gattung sind die verwesten Kannibalen lediglich Mittel zum Zweck um etwas anderes zu beleuchten. Oder, wie in diesem ganz speziellen Fall: jemanden.

Cyrus V. Sinclair.

Und dem ist es im Grunde scheißegal, dass buchstäblich vor seinen Augen seine Nachbarschaft, seine Stadt, sein Land, die komplette Welt zugrunde geht. Selbst schuld. Hättet ihr mal die entsprechenden Vorkehrungen getroffen. Cyrus selbst war natürlich vorbereitet. Und so fristet er ein Dasein in seiner Bude, sinniert über die bescheuerte Menschheit und die noch bescheuerten Zombies (hier einfach ›Z's‹ genannt') und hofft zusammen mit seinem geliebten Frettchen Pickle auf die Rückkehr seines Freundes und Mentors Frank, seines Zeichens Vietnam-Veteran, auf seine Art sogar ein noch besserer Überlebenskünstler – und wahrscheinlich die einzige Person vor und nach der Apokalypse, die Sinclair zumindest ein bisschen was bedeutet.

Denn, wer es noch nicht realisiert haben sollte: Cyrus V. Sinclair ist ein Soziopath. Amoralisch, nihilistisch, extremst zynisch. Mitgefühl? Wozu?

Was, bitteschön, sieht also ein Mann wie Frank in ihm? Warum lässt der Kerl Cyrus nicht einfach links liegen und rettet jemanden, der es wirklich wert ist?

 

Ebendies ist Kniff und Stärke des Romans. Eigentlich müsste man diesen Sinclair von Anfang an wie die Pest hassen, was gewiss auch manche Leser tun dürften.

Eigentlich.

Doch genau hier zeigt »Zombie-Apokalypse«, was wirklich in ihr steckt. Mag Cyrus im Grunde ein Riesen-Arschloch sein – und er akzentuiert dies zu Beginn des Buches mehrmals höchst eindrucksvoll – irgendwie kann man ihm auch nicht böse sein; irgendwie … fühlt man mit ihm, findet man selbst in seiner zynisch-gleichgültigen Schale Spuren von Sympathie, von … Menschlichkeit.

Attribute, die Cyrus freilich nie zugeben, eingestehen würde – die aber dennoch in ihm schlummern und dank einer Kette unvorhergesehener Ereignisse Nahrung erhalten.

Ist Cyrus V. Sinclair an Ende also doch kein so übler Kerl …?

 

Wie erwähnt: Zombies? Eigentlich rudimentär; ein McGuffin, um die physische wie psychische Odyssee des höchst ambivalenten Protagonisten in Gang zu setzen. Zwar brauchen die Räder ein wenig, um Fahrt aufzunehmen, doch dann läuft das Buch wie geschmiert – und keine Sorge: Action gibt es gehörig, und auch jene Passagen zum Durchschnaufen müssen nicht quergelesen werden. Neben der moralischen Ambivalenz und dem regelmäßigen Hinterfragen von ebenjenen Wertvorstellungen – nicht immer zu unrecht, wohlgemerkt! – sind es aber auch die Nebenfiguren respektive deren Interaktion untereinander und natürlich mit Cyrus, welche den Roman so erfrischend anders und tiefsinnig werden lassen. Besonders dank Blaze, einer kettenrauchenden Ex-Soldatin, härter als jeder Sargnagel und in so mancher Hinsicht Cyrus ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Was zunächst als feindliche Korrelation beginnt, entwickelt sich schleichend zu … nun, dass sollte jeder für sich raus finden.

 

Wie gesagt, für einen ›klassischen‹ Zombie-Roman besitzt »Zombie-Apokalypse« definitiv erstaunlich viel Tiefgang, schrammt aber durchaus noch gegen die eine oder andere Klippe, sozusagen. Zwar beherrscht Eloise J. Knapp auch ihre Actionsequenzen, allerdings geht ihr in konstanter Regelmäßigkeit ebendort bisweilen der Gaul durch. Auch wirken viele Settings und Ausgangslagen leider viel zu vertraut, manchmal sogar ein bisschen wie die Greatest Hits des gegenwärtigen Zombie-Movements. Allzu streng sollte man deshalb aber nicht mit der Autorin sein, da der Roman eben auf anderen Ebenen mehr als zu punkten weiß.

 

Fazit:

Außen Zombie-Action, innen die ungewollte Selbstfindung eines überzeugten Soziopathen – mit »Zombie-Apokalypse« ist Eloise J. Knapp ein überaus beeindruckender und bisweilen herrlich ambivalenter Einstand gelungen, der Gore und (Un-)Menschlichkeit überzeugend vereint. Bravo!

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Buch:

Zombie-Apokalypse

Original: The Undead Situation, 2011

Reihe: The Undead Trilogy Band 1

Autorin: Eloise J. Knapp

Übersetzer: Guido Krain

Taschenbuch, 288 Seiten

Festa-Verlag, April 2015

Cover: Alejandro Colucci

 

ISBN-10: 3865523773

ISBN-13: 978-3865523778

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00WEZQ8ZK

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041905111484b08ec4
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Erstellt: 12.04.2016, zuletzt aktualisiert: 09.02.2023 16:58, 14425