Zombieland (DVD; Horror; FSK 16)
 
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Zombieland (DVD; Horror; FSK 16)

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Zombies. Irgendwann musste es ja so kommen – nach all den hausgemachten Katastrophen. Okay, vielleicht war der Zeitpunkt nicht unbedingt der Beste. Aber sonst? Hätte es schlimmer kommen können. Findet jedenfalls der Student Columbus (Jesse Eisenberg). Okay, dass seine ungemein hübsche Nachbarin (Amber Heard) etwaige amouröse Vorstöße durch eine ungeahnte Affinität zu Menschenfleisch und manischem Verhalten entwickelt hat, war dann doch nicht … ganz so gut. Doch wer wie Columbus letztlich nur theoretisch eine Familie sein Eigen nennt und sich strikt an gewisse Verhaltensregeln in Zombieland hält, der kommt eigentlich ganz gut über die Runden.

Oder man macht es wie Tallahassee (Woody Harrelson): Augen zu und durch. Beziehungsweise erst abdrücken und dann Fragen stellen. Und zwischendurch mal Ausschau nach einem locker-flockigen Twinkie halten. Denn lange wird’s die leckeren Sandtörtchen in Zombieland gewiss nicht mehr geben. Und auch wenn es nicht gerade viel – eigentlich gar keine – Gemeinsamkeiten zwischen Columbus und Tallahassee geben mag, raufen sich die beiden dennoch zusammen und treten eine Reise durch die ehemaligen Vereinigten Staaten von Amerika an. Columbus, weil ihm der fahrbare Untersatz seiner neuesten Bekanntschaft gelegen kam, und Tallahassee … weil Columbus dessen fahrbarer Untersatz gelegen kam.

Doch trotz aller Differenzen kommt sich die vom Schicksal zusammen gewürfelte Fahrgemeinschaft trotzdem näher; beginnen Columbus und Tallahassee zaghaft, einander zu vertrauen.

Dass allerdings nicht jeder verbliebene Normalo ehrliche Absichten anstrebt, müssen die beiden während ihrer Begegnung mit Wichita (Emma Stone) und deren kleinen Schwester Little Rock (Abigail Breslin) auf äußerst frustrierende Art und Weise erfahren. Denn das Geschwistergespann hat es faustdick hinter den Ohren und verschafft sich gleich mal ein funktionstüchtiges, voll getanktes Vehikel, welches sie ans Ziel ihrer Träume bringen soll: Pacific Playland, Vergnügungspark in Los Angeles und angeblich der letzte zombiefreie Ort in den USA. Doch so leicht gibt sich ein Tallahassee nicht geschlagen und nimmt, zusammen mit Columbus, die Verfolgung auf …

 

Fällt der Begriff „Vampire“, dann dürften sich bei so manchem Freund der dunklen Phantastik die Eingeweide zusammen ziehen. Verständlicherweise. Nun, da die Blutsauger gegenwärtig en vogue sind, dürfen sie auch nach Herzenslust ausgeschlachtet werden; Hauptsache, die Kasse klingelt. Das dabei praktisch alle Attribute, welche die Vampire zu zeitlosen Unholden hat werden lassen, entweder zur Gänze ignoriert und/oder so kastriert werden, dass die Wölfe letztlich zu Lämmer mutieren, scheint dabei keine Rolle zu spielen, solange der Rubel rollt. Den Gegenpol zu dieser Bewegung stellten eigentlich die wesentlich brachialer zu Werke gehenden Lebenden Toten dar, deren Elaborate stets blutiger und direkter waren als die Vorstöße der Konkurrenz mit den Reißzähnen. Was die eigentlichen Elaborate betrifft, so hinken die Zombies inzwischen jedoch mengenmäßig nicht so weit hinterher, wie angenommen. Fast kein Monat vergeht, in dem nicht mindestens ein neues Buch, Videospiel oder neuer Spielfilm auf die ahnungslose Menschheit losgelassen wird. Doch leider bedeutet in diesem Falle Masse nicht unbedingt Klasse; werden bekannte und erfolgreiche Topoi stellenweise 1:1 übertragen, auch wenn der Exekutive das Talent oder Budget der Vorbilder fehlt – sehr oft auch beides zusammen.

 

Welchen Stellenwert mag man da Ruben Fleischers komödiantischem Regiedebüt „Zombieland“ zusprechen? Und ja, ganz recht gelesen: Hierbei handelt es sich um einen Ausflug ins komödiantische Fach, was, zugegebenermaßen durchaus legitim ist, aber dank Edgar Wrights grandiosem Vorstoß, Shaun of the Dead (2005), ein gerüttelt Maß an Originalität und natürlich zielsicherem Humor benötigt, um bestehen zu können.

Das Rad neu erfinden, dass tut „Zombieland“ sicherlich nicht. Die USA einer Zombieplage zum Opfer gefallen? Gähn. Hatten wir schon gefühlte 120.000 Male. Womit der Film allerdings gewaltig punkten kann, ist neben einer Story, die de facto keinerlei Längen aufzuweisen hat, die Exzentrik der beiden Protagonisten: wo Tallahassee ohne zu zögern los marschiert (und nach Möglichkeit auch noch schwerstens bewaffnet), überlegt sich Columbus erstmal ein weiteres Vorgehen – und zwar SORGFÄLTIG. Der Freak und der Geek, könnte man dieses Duo sicherlich zusammenfassen. Doch Regisseur Fleischer beschränkt sich gottlob nicht auf derlei einfach Attribute und je länger man den beiden auf ihrer Reise beziehungsweise Verfolgungsjagd von Ost- zu Westküste folgt, desto rascher wird klar, dass es Gründe gibt, warum sie so geworden sind – und die sind nicht immer eitel Sonnenschein.

Der weibliche Gegenpart, verkörpert von Emma Stone und Abigail Breslin, ergänzt dieses „Duo Infernale“ perfekt; besonders, wenn Tallahassee mit seiner (wie er glaubt) Intelligenz und Schlagkräftigkeit zu punkten versucht, und dabei regelmäßig von der „kleinen Schwester“ Little Rock das Wasser abgegraben bekommt, sind vom komödiantischen Timing her einfach umwerfend komisch. Doch letzten Endes müssen auch unsere vier Helden begreifen, dass man ohne gegenseitiges Vertrauen in einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Welt nicht weit kommen wird. Das zwischenzeitlich auch noch etwas Zeit für Lamour und selbst für einen Abstecher nach Beverly Hills (mit einem der vielleicht besten, auf jeden Fall aber untotesten Cameos der Filmgeschichte!) bleibt – geschenkt. Von den reichlichen Gelegenheiten, den Zombies ordentlich eins vor den Latz zu knallen, ganz zu schweigen.

 

Fazit:

Vier Jahre hat es gebraucht, um einen – inoffiziellen – Nachfolger zur Kult-Zombiekomödie „Shaun of the Dead“ zu produzieren, die nicht am übergroßen Vorbild zerschellt, sondern sich daran messen kann. „Zombieland“ überzeugt praktisch auf der ganzen Linie: Besetzung, Spaßfaktor, Action, ein ordentlich nach vorne rockender Soundtrack und natürlich jede Menge Zombies; hier passt schlichtweg alles. Drücken wir die Daumen, dass die geplante Fortsetzung dieses hohe Niveau halten kann!

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DVD:

Zombieland

USA, 2009

Originaltitel: Zombieland

Regie: Ruben Fleischer

Format: Dolby, PAL, Widescreen

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9 - 2.40:1

Umfang: 1 DVD

FSK: 16

Sony Pictures Home Entertainment, 20. Mai 2009

Spieldauer: 84 Minuten

 

ASIN: B0030MHOOU

 

Erhältlich bei Amazon

DarstellerInnen:

  • Woody Harrelson

  • Jesse Eisenberg

  • Emma Stone

  • Abigail Breslin

  • Amber Heard

Eintrag in der PhilmDB:

Zombieland


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Erstellt: 06.06.2010, zuletzt aktualisiert: 17.11.2024 13:19, 10550