Zum Helden geboren von Michael A. Stackpole

Rezension von Sebastian Hogrebe

 

„Hinter einer gewaltigen Bannmauer schotten sich die Menschen Schutz suchend gegen das Jenseits ab. Dort tobt das Chaos und lauert das Böse. Ein junger Chaosreiter findet einen Durchschlupf und stürzt sich in den Kampf mit wilden Bestien und menschlichen Kampfmaschinen. In den Fängen dunkler Mächte entdeckt Locke schließlich den verschollenen Vater ... Ein hochspannendes Epos des Meisters actionreicher Fantasy.“

(Klappentext)

 

Der Roman "Zum Helden geboren" von Michael A. Stackpole in der deutschen Erstausgabe des Piper Verlags von 2007 ist ein Taschenbuch mit 461 Seiten. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen stammt von Reinhold H. Mai. Die Umschlagabbildung stammt von Kieran Yanner und der Originaltitel lautet: „A Hero Born“.

 

 

Dieser Fantasy Roman erzählt, wie so oft in diesem Genre, die Geschichte eines Schwert schwingenden jungen Helden, der auszieht um die Welt zu retten. Und obwohl das Buch die Geschichte auf klassische Weise erzählt, der Held ist außerordentlich begabt, trotz seiner Jugend, und er gewinnt die Gunst des Herrschers, für den er schließlich als Ritter auszieht um das Königreich vor dem drohenden Sturm zu retten, unterscheidet sich die ganze Angelegenheit drastisch und zugleich überhaupt nicht von dieser Vorlage. Dies wird allerdings erst am Ende klar und stellt die wohl einzige wirkliche Überraschung des Buches dar.

Die Geschichte des jungen Locke, jüngster Sohn eines der größten Helden des Imperiums, beginnt in der ehemaligen Fechtschule seines Großvaters, der diese geschlossen hat und nur noch seine Enkel unterrichtet. Locke muss einen Wettstreit mit seinen beiden älteren Brüdern bestehen, um zu einem großen Fest in der Hauptstadt des Imperiums reisen zu dürfen. Dort lebt die Großmutter und hat um den Besuch eines ihrer Enkel gebeten.

Locke gewinnt den Wettstreit und freut sich auf das große Abenteuer. Er beginnt sogleich neue Freundschaften zu schließen, während er mit einer Handelskarawane in Richtung Hauptstadt zieht. Die Reise verläuft friedlich und nach einem kurzen Besuch in der Stadt der Zauberer erreicht er die Hauptstadt. Die Zauberer haben zwar die große Chaoswand, eine Wand aus Energie die das Imperium vor den Auswirkungen der Chaosmacht auf der anderen Seit schützt, erschaffen und erhalten sie aufrecht, doch im weiteren Verlauf der Geschichte spielen sie keine Rolle mehr.

In der Hauptstadt und bei seiner Großmutter angekommen findet er schnell weitere neue Freunde und durch seine Abstammung direkten Zugang bis zum Imperator. Doch auf dem großen Fest erscheint der mächtigste Feind des Imperiums, der Magier der das Chaos in die Welt gebracht hat, und liefert einen erneuten Beweis seiner gewaltigen Macht. Nach diesem schockierenden Ereignis beauftragt der Imperator den jungen Mann mit einer Mission, die ihn mit einer kleinen Schar auf die andere Seite der Chaoswand führt, um gleich zwei Bedrohungen des Imperiums zu bekämpfen. Zusammen mit seinen neuen Freunden macht er sich auf loyal und mutig in die Fußstapfen seines berühmten Vaters zu treten.

 

Die Geschichte ist denkbar einfach aufgebaut und ein aufmerksamer Leser wird sich auch von der Auflösung einiger Merkwürdigkeiten am Ende nicht überraschen lassen. Die Figuren verhalten sich realistisch und im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Nur der Hauptcharakter fällt ein wenig aus dem Rahmen. Es gibt keine großen Logikbrüche oder Handlungen die um der Geschichte willen erzwungen wirken.

Die Gewichtung des Handlungsverlaufs ist jedoch nicht so recht gelungen. Dem Beginn der Handlung und den Entwicklungen vor dem Aufbruch ins Chaos wird einfach zu viel Platz eingeräumt. Gegenüber der ausführlichen Beschäftigung mit Fechtmanövern, Kleidung und den Gesprächen der Figuren wirken die Kämpfe und die Ereignisse am Schluss des Buches zu knapp. Der Leser bekommt das Gefühl, dass die Geschichte schnell noch zu einem Ende geschrieben werden musste.

 

Der Schreibstil von Stackpole, zumindest in dieser Übersetzung, ist erstaunlich einfach und doch eingängig. Mühelos liest man sich durch die Seiten und fühlt sich dicht bei den Figuren und in ihrer Welt. Dabei beschreibt der Autor die Welt nicht einmal besonders ausführlich und legt meist mehr Wert auf den Dialog der Figuren. Die Gedanken von Locke sind ebenso bestimmend, aber dies liegt auch daran, dass er als Ich-Erzähler auftritt.

Es gibt ein paar kleine, scheinbar unmotivierte, Sprünge in den Begriffen, wenn aus den Chaosdämonen erst Chadämonen werden und dann wieder Chaosdämonen. In solchen Fällen ist man sich nicht sicher, ob es tatsächlich eine Unterscheidung, anderer Sprachgebrauch oder Schlamperei ist. Ab und zu gibt es begriffliche Ungenauigkeiten und nicht leicht verständliche Beschreibungen, doch das sind Ausnahmen.

Ein besonderes Steckenpferd des Autors ist die detaillierte Beschreibung von Kampfszenen. Hier wird manchmal jede Bewegung einzeln und genau beschrieben. Derlei Beschreibungen sind sicherlich eine Geschmacksfrage, ein paar dieser Beschreibungen fallen allerdings unter die angesprochenen Ausnahmen der schwer verständlichen Beschreibungen. Der Leser kann hier unter Umständen aus dem Lesefluss geraten.

 

Die wirkliche Qualität dieses Buches liegt in dem einfachen Zugang des Lesers. Ohne jede Schwierigkeit kann man sich an der Geschichte festlesen und die, gemessen am eigentlichen Geschehen, überraschend vielen Seiten an jedem Ort verschlingen. Mit wenigen Ausnahmen benötigt der Leser nicht sehr viel Konzentration, muss sich nicht jeden Satz merken und findet auch nach einer längeren Pause sofort zurück in die Geschichte. Eine wirkliche bestechende Qualität für ein Buch, dass ansonsten keine großartigen neuen Wege beschreitet.

 

Als Fazit kann man dieses Buch trotz der Seitenzahl jeden Fan von phantastischer Literatur als kurzweilige Unterhaltung nur empfehlen. Wer keine Probleme mit der Perspektive eines Ich-Erzählers hat und einem Hauptcharakter, der der „Auserwählte“ ist, der kann getrost zugreifen.

 

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