Zwischen Ewig und Jetzt von Marie Lucas
Rezension von Christel Scheja
Marie Lucas lebt zwar in Berlin und Hannover, ihre Romane schreibt die Geheimnisse und ihren Hund liebende Autorin vor allem in einer kleinen Hütte in den Bergen, so vermutlich auch ihr Debüt „Zwischen Ewig und Jetzt“.
Für Julia ist die unbeschwerte Kindheit vorbei. Nach einem schweren Schicksalsschlag hat sie die Wahrheit erfahren und ist mit ihrer Mutter fortgezogen, um einen Neuanfang zu machen. Deshalb sucht sie sich an der neuen Schule Freunde, die genug mit sich selbst beschäftigt sind und andere Dinge im Kopf haben, als in ihrer Vergangenheit zu wühlen. Denn das würde nur Fragen aufwerfen, die ihr selbst zu sehr weh getan haben und nicht so leicht beantwortet werden können. Auch nicht von ihr.
Schon am ersten Tag läuft sie Nikolaos über den Weg. Der gutaussehende Junge hat eine seltsam düstere Aura um sich und einen Zug an sich, der sie dazu bringt, ihn nicht vergessen zu können, auch wenn sie sehr schnell neue Kameraden und in Felix, einem der Klassenschönlinge, sogar mehr als einen Kumpel findet.
Doch dann tritt Nick eines Tages auf sie zu, mit einer Botschaft, die sie erst nicht glauben mag, denn welcher normale Mensch kann mit den Toten sprechen. Denn der Junge hat eine Nachricht von ihrem, erst vor ein paar Tage verstorbenen Onkel, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen könnte, wenn sie sich darauf einlässt. Doch hat sie eine andere Wahl – auch Nick zuliebe?
„Zwischen Ewig und Jetzt“ liest sich wie eine normale Liebesgeschichte vor schulischen Hintergrund, garniert mit ein paar dramatischen Elementen, in denen es um Julias Vergangenheit geht, für die sie selbst nichts kann, die sie aber vollständig überschattet. Dies ist auch die Triebfeder der Geschichte, die dem Abenteuer ein wenig die Züge eines romantischen Thrillers gibt.
Dazu kommt die übersinnliche Seite des Themas. Nick kann also mit den Toten sprechen – aber das hat auch seinen Preis, wie das Mädchen schnell merkt. Trotzdem fühlt sie sich zu ihm hingezogen, vor allem als die Verstorbenen auch noch nach ihr zu greifen scheinen und nur er herausfinden kann, warum sie plötzlich unheimliche Botschaften und Schlimmeres erhält.
Glücklicherweise sorgt die Autorin damit, dass der magische Hintergrund nicht nur Staffage bleibt, sondern durchaus ein wichtiger Teil der Handlung ist, das Verhalten und die Erfahrungen der Hauptfiguren bestimmt.
Dazu kommen ganz normale Teenager-Probleme – Julia muss sich nicht nur mit den Veränderungen in ihrem Leben auseinander setzen, sondern auch mit ihrer Mutter, die im Moment ziemlich durchs Leben trudelt, dazu kommen die Irrungen und Wirrungen der Liebe, die immerhin dafür sorgen, dass auch Felix nicht nur ein blasses Klischee bleibt, auch wenn er der einzige neben Nick und Julia ist, der ein wenig mehr Profil erhält
Alles in allem funktioniert der Roman vor allem als recht lebensnahe Liebesgeschichte, garniert mit den Problemen des Erwachsenenwerdens und einem guten Schuss Gefahr, da der Gegenspieler auch mit allen Wassern gewaschen zu sein scheint.
Daher richtet sich „Zwischen Ewig und Jetzt“ an die Leserinnen, die einen doch eher ruhigen, aber dafür glaubwürdigen romantischen Thriller mit übersinnlichen Elementen mögen und vor allem auf die nachvollziehbare Ausarbeitung der Figuren und der Probleme Wert legen.
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