Silberne Geister (Autorin: Silvia Moreno-Garcia)
 
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Silberne Geister von Silvia Moreno-Garcia

Rezension von Matthias Hofmann

 

Nach dem Ausflug in die Science Fiction mit der H. G. Wells-Hommage Die Tochter des Doktor Moreau, ist die in Mexiko geborene Kanadierin Silvia Moreno-Garcia wieder in ihr ursprüngliches Terrain zurückgekehrt. So richtig bekannt wurde sie schließlich mit Mexican Gothic, einem Schauerroman, der auf Deutsch unter dem Titel Der mexikanische Fluch veröffentlicht wurde.

 

Ihr neuster Streich heißt beim Limes Verlag, ihrer bisherigen deutschsprachigen verlegerischen Heimat, Silberne Geister und ist eine interessante Mischung aus Horror, Thriller und ein bisschen Krimi.

 

Die Handlung versetzt uns in die Filmindustrie von Mexiko der 1990er-Jahre. Dort schlägt sich – mehr schlecht als recht – die Soundeditorin Montserrat durchs Filmbusiness, das von Männern dominiert ist. Im richtigen Leben kümmert sie sich um ihre krebskranke Schwester und hat ansonsten nicht viele Freunde, ja, sie ist sozial eher eine Einsiedlerin. Etwas Abwechslung bietet die Beziehung zu Tristán, einem Freund aus Kindertagen, in den sie als Mädchen tierisch verliebt war. Er sah schon immer toll aus und schaffte den Sprung als Schauspieler ins Fernsehen, allerdings als Soap-Darsteller in schnulzigen Liebesdramen. Inzwischen ist er eher auf dem Abstellgleis gelandet. So ähnlich wie Montserrat, die sich mit ihrem Chef verkracht und von ihm erst einmal freigestellt wird und keine Aufträge mehr bekommt.

 

Da trifft es sich gut, dass Tristán nach dem Umzug in eine neue Wohnung feststellt, dass bei ihm im Wohnblock ein paar Stockwerke höher kein geringerer als Abel Urueta wohnt. Der war ein berühmter mexikanische Horrorfilmregisseur. Montserrat kennt seinen Namen gut, denn sie war schon als Kind begeistert von Horrorfilmen.

 

Bei einem Treffen (und ordentlich Whiskey) erzählt der Altmeister den beiden von einem unvollendeten Horrorstreifen, dessen Drehbuch von einem deutschen Nazi-Okkultisten namens Wilhelm Friedrich Ewers geschrieben wurde. Die Produktion des Films damals war von einem Fluch belegt, der bis heute wirkt, denn alle Beteiligten hätten seitdem Pech im Leben gehabt. Urueta bekommt die fixe Idee, dass er mit Hilfe von Montserrat und Tristán den Film vollenden könnte, um damit den Fluch aufzuheben und wieder erfolgreich zu sein. Und seine beiden Helfer würden auch profitieren.

 

Als sie sich an die Arbeit machen und neue Dialoge einspielen, die den alten Film vervollständigen sollen, scheint sich der Fluch ins Gegenteil zu kehren. Die Krebskrankheit von Montserrats Schwester verschlimmert sich nicht weiter. Tristán bekommt einen Anruf seiner Agentin wegen einer guten Rolle in einer neuen TV-Serie und ein Kino in Mexico City kontaktiert Abel wegen einer geplanten Retrospektive seiner alten Filme.

 

Aber natürlich kann es das nicht gewesen sein, denn als all dies passiert, sind wir nicht mal in der Hälfte der Romans angelangt und von da an passieren unheimliche Dinge, welche die Geschichte ins übernatürliche driften lassen.

 

Der Buch beginnt recht langsam. Moreno-Garcia hat sich Zeit und Platz genommen, um Setting und die Charaktere umfangreich zu entwickeln. Man wird gut in die Zeit der 1990er-Jahre hineinversetzt und bekommt als Extra ein leicht exotisches mexikanisches Ambiente dazu.

 

Wer sich mit Horrorfilmen, inklusive denen der trashigen Art, auskennt, wird schon alleine auf seine Kosten kommen, weil allerlei Namen von Filmen, Schauspielern und Regisseuren fallen, und nicht nur die von Bela Lugosi und Boris Karloff.

 

Die Mittdreißigerin Montserrat mit ihrem Starrsinn und der eigenbrötlerischen Art ist etwas klischeehaft gezeichnet. Tristán wirkt vom Charakter her irgendwie unsympathisch, was nicht nur daran liegt, dass er die Liebe von Montserrat nie groß erwidert hat, sondern weil er in erster Linie ein selbstverliebter Schnösel ist.

 

Besonders schön an »Silberne Geister«, das mit schwarzem Filmrollen-Buchschnitt in der ersten Auflage daher kommt, ist diese coole Mischung aus Horrorfilm-Folklore und Nazi-Okkultismus und die Recherche nach dem Ursprung des Fluchs. Sowie natürlich auch die Suche nach der Lösung.

 

Wer mal einen Ausflug ins Horrorgenre machen und einen gut geschriebenen Gruselroman lesen möchte, darf gerne zu »Silberne Geister« greifen. Keine Offenbarung, aber ein paar unterhaltsame Lesestunden sind garantiert.

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Buch:

Silberne Geister

Original: Silver Nitrate, 2023

Autorin: Silvia Moreno-Garcia

Taschenbuch, 496 Seiten

Limes, 03.04.2024

Übersetzung: Frauke Meier

Titelillustration: liubov

 

ISBN-10: 3809027758

ISBN-13: 9783809027751

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B0CMJ8QTT9

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 04.05.2024, zuletzt aktualisiert: 04.05.2024 13:45, 23020