Das Erbe der Wölfe (Autor: Erik Hauser)
 
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Das Erbe der Wölfe von Erik Hauser

Rezension von Marianne Labisch

 

Die Geschichte in diesem Buch spielt in Russland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es geht um das junge Mädchen Galina, das seinen Vater, einen Säufer, früh verloren hat und bei seiner Großmutter aufwächst. Eines Tages rettet sie einen Wolfshund vor dem Ertrinken und nimmt das Tier bei sich auf. Im Dorf, in dem sie lebt, wird das nicht gerne gesehen, denn man mag keine Wölfe. Es wird behauptet, sie wären und blieben auch immer wilde Tiere, die es auf das Vieh der Bauern abgesehen hätten. Da Galina eh als Tochter eines Trinkers keine besondere Achtung genießt, ist ihr egal, was die Dorfbewohner sagen. Sie liebt ihren Hund und nimmt ihn gegen alle Anfeindungen in Schutz.

 

Seit Kurzem treiben sich zwei junge Studenten in der Gemeinde herum, die aufrührerische Reden schwingen. Zar und Vaterland ließen es sich auf die Kosten der einfachen Leute gut gehen und dagegen müsse man nun aufbegehren. Bei den meisten Bewohnern stoßen sie auf taube Ohren, denn zu lange schon ist man im gewohnten Trott gefangen und kennt es nicht anders.

Wer wollte denn so ein Land schon regieren, wenn nicht der Zar?

 

Als öfter Schafe gerissen werden, will man Galinas Hund erschießen, aber sie jagt ihn schweren Herzens davon. Irgendwie verbreitet sich der Verdacht, es könne sich womöglich um mehr als einen Wolfshund handeln von alleine und aus den eigentlich friedlichen Dorfbewohnern werden Denunzianten. Zu groß ist die Verlockung, unliebsame Personen loszuwerden und sich deren Hab und Gut anzueignen. Selbst Morde werden nun hingenommen, denn es geht ja darum, alle anderen vor den bösen Werwölfen zu schützen.

 

Erik Hauser hat den Ton gut getroffen und weckt damit seine Protagonisten zum Leben. Es gibt die Saufkumpane, die übers Trinken ihre Arbeit, das Grab zuzuschütten, vergessen, den knauserigen Schankwirt, den Jäger, zu dem alle aufblicken, weil er sie im Winter vor den Wölfen schützt, Tatjana, die schöne Tochter vom Wirt, und weitere Personen, die man förmlich zu sehen meint.

 

Obwohl ich in einem Interview gelesen habe, dass der Autor niemanden belehren will, sondern lediglich unterhalten, sehe ich doch, wie er uns mit diesem Buch den Spiegel vorhält. Zeigt, wie wir auf Fremdes reagieren, wie sich Agitatoren unsere Ängste zunutze machen und was dabei herauskommen kann, zeigt uns, dass die Bestie Mensch nicht zu unterschätzen ist.

 

Dabei geht er subtil vor und schildert emotionslos, als unbeteiligter Beobachter, was in dem Dorf vor sich geht. An manchen Stellen machte gerade der Kontrast von Grausamkeit und objektiver Beschreibung betroffen.

 

Dass der Autor nicht völlig unpolitisch daher kommt, beweist alleine die Widmung: »Für alle mutigen Russinnen und Russen, die sich in ihrem Land gegen die gegenwärtige »Herrschaft der Wölfe« auflehnen.

 

Dabei kann sich der Leser nie wirklich sicher sein, ob es in dieser Geschichte überhaupt Werwölfe gibt. Selbst Galina, die glaubt, einen mit eigenen Augen gesehen zu haben, zweifelt an ihrem Urteilsvermögen.

Fazit

Das Buch ist kein Reißer, der Autor berichtet eher gemächlich, aber die Geschickte packt einen trotzdem. Manches Mal würde man den Blick lieber abwenden, aber Erik Hauser lässt das nicht zu. Zurecht, wie ich finde, denn nicht immer durchschaut man die Taktiken, mit denen sich einige Politiker unsere Ängste zunutze machen. Bravo, Erik Hauser, so politisch kann ein unpolitisches Buch sein.

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Buch:

Das Erbe der Wölfe

Autor: Erik Hauser

Taschenbuch, 236 Seiten

Fabylon Verlag, 28. April 2022

Cover: Michael Steinmann

 

ISBN-10: 3946773400

ISBN-13: 978-3946773405

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B09WYZN722

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 07.05.2024, zuletzt aktualisiert: 07.05.2024 16:58, 23060