Das Hörspiel »Der Hexenmeister« beginnt stimmungsvoll mit einer Beschreibung der Stadtlandschaft, wie sie in der deutschsprachigen, phantastischen Literatur vom Beginn des 20ten Jahrhunderts bekannt ist: Häuser, die vermenschlicht werden und sich einander zuneigen und dergleichen mehr. Auch andere Phantastik kennt dieses Stimmungsambiente. So sind die Stadtbeschreibungen von Lovecraft ähnlich aufgebaut, man denke nur an die Straßenzüge von Arkham, Innsmouth und anderer Stadtbeschreibungen in Providence, New England.
Anschließend folgt das Hörspiel dem Muster von phantastischen Märchen, indem merkwürdige Tiere und Ereignisse rund um den Hexenmeister Herr Zuckermahn auftreten: Affen als Diener, eine gefangene Elster, die sprechen kann und so weiter. Auch ein Wandteppich, bei dem die dargestellten Vögel anfangen zu singen, ist vorhanden. Dabei taucht das Hörspiel allerdings niemals in die Gefilde des Grusels ein, verbleibt beim Sonderbaren, Merkwürdigen, Märchenhaften.
Und das ist das große Problem dieser Folge. An keiner Stelle erhält man als Zuschauer das Gefühl, dass wir uns in den Gefilden des »Gruselkabinetts« befinden, sondern in der Grenzregion zum absonderlichen Märchen. Dabei sind die Leistungen der Sprecher sehr gut, allen voran Dirk Petrick und Bert Stevens, aber auch Sigrid Burkholder in ihrer Elster-Rolle darf von der stimmlichen Färbung her glänzen. Ebenfalls sind Regina Lemnitz, Bodo Primus, Helmut Zierl, Thomas Balou Martin, Lutz Reichert, Marc Gruppe und Edward McMenemy überzeugend in ihren Rollen, seien manche auch noch so klein.
Dennoch verbleibt der Eindruck, dass dieses Folge sich an ein anderes Publikum richtet, als an die Hörer·innen des »Gruselkabinetts«. Das ist bedauerlich, weil die Produktion ansonsten hochwertig ist.