Druckversion: Die Räder des Lebens (Autor: Jay Lake)

Die Räder des Lebens von Jay Lake

Rezension von Christel Scheja

 

Jay Lake entwirft in seiner Trilogie eine bizarre Version unseres Sonnensystems. Denn seit sich die Menschen erinnern können scheint das Sonnensystem wie ein einziges großes Uhrwerk zu funktionieren. Genau wie die anderen Planeten besitzt auch die Erde am Äquator einen mehrere Kilometer hohen, aus Metall bestehenden Zahnradkranz, über den sie sich auf einer Schiene rund um die Sonne weiterbewegt.

 

Gerade jetzt, im ausgehenden 19. Jahrhundert stellen die Menschen, dieses Wunderwerk in Frage. Denn weil sie sich den Wissenschaften zugewandt haben., versuchen sie alles zu hinterfragen und ergründen. Außerdem spielen auch wirtschaftliche und politische Interessen eine Rolle. Zwei Mächte ringen auf der Nordhalbkugel um die Vorrangstellung: Das britische Empire unter der Führung von Königin Victoria, die auch halb Asien durch Kolonien kontrolliert und die Chinesen, die dem Vormarsch der Europäer Einhalt gebieten wollen und dabei gelernt haben, auch mit ungewöhnlichen Mitteln zu arbeiten.

Während im ersten Band der Uhrmacherlehrling Hethor sein Schicksal bei den Rädern der Welt fand, spielt nun die junge Paolina eine bedeutsame Rolle. Sie wächst in einem kleinen abgeschiedenen Dorf in unmittelbarer Nähe der Mauer auf. Obwohl sie den Intellekt eines Isaak Newton besitzt und die Mechanik wie keine andere beherrscht, versucht man sie in eine typische Frauenrolle zu drängen. So bleibt dem Mädchen am Ende nur eine Flucht über die Mauer und ins Ungewisse. In einer englischen Kolonie findet sie ihr Schicksal und ihre Bestimmung.

Auch die britische Wissenschaftlerin Childress, die eigentlich in das Heimatland zurückkehren soll, um sich dort für ihre letzten Taten zu verantworten, erwartet eine Überraschung. Denn die Piraten, die ihr Luftschiff überfallen sind Chinesen in einem Unterseeboot, die es vor allem auf sie abgesehen haben.

 

Scheint „Die Räder der Welt“ nur der Auftakt der Saga gewesen zu sein, der sich die Zeit nahm, den Leser erst einmal in das bizarre Setting einzuführen, so scheint in „Die Räder des Lebens“ die eigentliche Geschichte anzufangen. Denn wie zu erwarten, geben die Verantwortlichen den Versuch nicht auf, auch gegen den Einspruch der Kirche und anderer Mächte, herauszufinden, was es mit der Mauer auf sich hat, ihr die Geheimnisse zu entreißen und nicht zuletzt auf die andere Seite zu gelangen.

Die Handlung konzentriert sich daher auf wenige wichtige Personen, zu denen die junge aber überaus kluge Paolina gehören, die englische Lady-Wissenschaftlerin Childress und einige andere Männer in Schlüsselpositionen.

Die Figuren werden dabei im Gegensatz zum letzten Band sehr liebevoll ausgearbeitet und wirken sehr menschlich, auch das Ambiente wird gelungen aufbereitet, fängt Jay Lake die Stimmung des ausgehenden 19. Jahrhunderts doch sehr gut ein und zeichnet auch ein vielschichtiges Bild der Welt im Osten.

Dennoch sollte der Leser einiges an Geduld aufbringen, kommt die Handlung selbst doch nur langsam voran, ist zu dialoglastig, auch bremsen die vielen Beschreibungen den Fluss der Geschichte deutlich aus. Actionmomente gibt es nur wenige, und wenn spielt sie gegenüber den inneren Entwicklungen der Personen eine untergeordnete Rolle.

Alles in allem ist der Roman vermutlich eher für Fans hintergründiger Abenteuer mit philosophischem Überbau interessant, die gerne alles im Detail kennen lernen wollen und lieben, die Puzzlestücke eines Geheimnisses für sich zusammenzusetzen.

 

„Die Räder des Lebens“ setzt die Geschichte aus „Die Räder der Welt“ gekonnt fort, kann aber auch für sich stehen. Dem Autor gelingt es diesmal vor allem die Figuren und das Setting gelungen auszuarbeiten und sehr glaubwürdig wirken zu lassen, So dürfte der Roman vor allem die Leser ansprechen, die besonders bizarre Variationen des Steampunk mögen, in dem vor allem das Ambiente und die Personen ausgearbeitet werden, das Abenteuer aber eher hintergründig als actionreich ist.

 

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Buch:

Die Räder des Lebens

Autor: Jay (Joseph E.) Lake

Taschenbuch, 560 Seiten

Bastei Lübbe, Oktober 2012

Übersetzer: Marcel Bülles

Titelbild: Max Meinzold

 

ISBN-10: 3404206649

ISBN-13: 978-3404206643

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B007M861OM

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042604585464e42adc
, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30