Anthologie
Rezension von Cronn
Anthologien sind wie ein Strauß bunter Blumen.
Dieses Bild kommt in den Sinn, wenn man Mysteriöse Orte liest. Das Buch erschien im Jahr 2016 im Shadodex – Verlag der Schatten und beinhaltet Kurzgeschichten deutscher Nachwuchsautoren.
Für Leser ist eine solche Anthologie immer wieder ein Ort der Überraschungen. Als Rezensent erhofft man sich neue interessante Autoren für sich zu entdecken, denen man eine eigene Veröffentlichung wünscht.
Das geschieht auch bei »Mysteriöse Schatten«.
Kritik:
Eine Anthologie bietet eine Möglichkeit für Autoren, ihren Namen in der Szene bekannt zu machen. Daher sind natürlicherweise eine große Bandbreite an Geschichten, Themen und Sujets vorhanden. Einige sollen herausgegriffen werden, die stellvertretend stehen und sehr gelungene Beispiele dafür sind, dass deutsche Autoren unheimliche Themen aufzugreifen imstande sind.
Das Dachzimmer im Kopf von Daniel Huster vereint auf gekonnte Weise Fiktion innerhalb der Fiktion. Die Widerspiegelung von Ereignissen innerhalb der Handlung bereitet auf intellektuelle Weise Spaß, ohne dabei aber das Grauen vollständig zu vergessen. Ein tolles Beispiel für anspruchsvolle Phantastik.
Beelitz – Rückkehr des Todes von Oliver Henzel greift sehr passend und stimmungsvoll die Idee der Lost-Places-Erkundung auf und verbindet sie mit einer atmosphärisch eindrucksvollen Schilderung der verlassenen Irrenanstalt. Der Höhepunkt ist zwar vorhersehbar, das schmälert den Eindruck der Story aber kaum. Eine solide, schön formulierte Haunted-House-Story.
Grand Hotel von Julia Annina Jorges bringt Tier-Horror ins Spiel, auch wenn es sich ebenfalls um eine Gespensterhaus-Geschichte handelt. Die Geschichte könnte einige Kürzungen vertragen, aber am Ende bringt die Autorin einen fulminanten Showdown zu Papier, der mitreißt. Sehr gelungen und man darf auf weitere Stories der Autorin gespannt sein.
Fazit:
»Mysteriöse Orte« enthält so viele Kurzgeschichten, dass sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte. Man sollte allerdings nicht erwarten, dass jede Story zündet. Das wäre zuviel verlangt. »Mysteriöse Orte« ist eine literarische Entdeckungsreise, wozu auch die sehr atmosphärischen, aber etwas klein geratenen Fotos vor jeder Kurzgeschichte beitragen.
Es ist erfreulich, dass der Verlag mit der Anthologie deutschen Kurzgeschichten-Autoren eine Plattform bietet. Weiter so!
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