Racheengel von Wolfgang Hiller
Horror Band 30
Rezension von Martin Weber
Inhalt: Die >Reihe Horror< von Hary-Production rühmt sich, die einzige „freie“ Horror-Serie im deutschsprachigen Raum zu sein. Laut Verlag kommen dabei Werke aus den Bereichen Mystery, Psychothriller, Grusel und Dark Fantasy zum Zug. Seit Anfang 2002 erscheint monatlich ein Band; momentan steht man bei Nummer 31, was für eine in einem Kleinverlag erscheinende Heftroman-Reihe beachtlich ist.
Nun zu Wolfgang Hillers >Racheengel<. Der Einstieg ins Geschehen weckt Assoziationen zur „klassischen“ Pulp Fiction aus dem SF-Bereich, wenn froschähnliche Außerirdische eine Frau entführen und ihr ein kleines Gerät einpflanzen. Doch dann ist doch alles anders als man denkt, denn dahinter stehen keine bösen Aliens, sondern es handelt sich um eine unselige Geheimdienstaktion, die von höchster Stelle abgesegnet ist. Der amerikanische Präsident (mit dem britischen Premierminister im Schlepptau) plant das „alte Europa“ für seine fehlende Nibelungentreue beim Irak-Feldzug zu bestrafen. Die beschriebenen Entführungen sind Teil der so genannten Operation „Freedom“, mit der den Deutschen, den Franzosen und anderen verlotterten Schurkenstaaten endlich und endgültig die „wahre Demokratie“ gebracht werden soll, deren wesentliches Hauptmerkmal natürlich in kritikloser USA-Gefolgschaft besteht. Am Ende kommt aber alles anders als gedacht …
Wie am Cover angekündigt, ist es eindeutig eine Satire, die Wolfgang Hiller verfasst hat. Und dabei kleckert er nicht, sondern klotzt: im Zuge einer gewaltigen Verschwörung kommen tausende Menschen zu Tode; Politiker sind skrupellose Bastarde, die für die Erreichung ihrer Ziele buchstäblich über Leichen gehen und auf strahlende Helden, die die ersehnte Rettung bringen, wartet man vergebens. Es wird also einiges an Medien-, Politik- & Gesellschaftskritik in diesen Heftroman hineingepackt, wobei der Autor offensichtlich die Axt und nicht die feine Klinge bevorzugt. Dabei schafft er es so manches Mal, ein Schmunzeln hervorzurufen. Die Handlung hat übrigens eher episodischen Charakter, unter anderem fehlt z.B. eine durchgehende Hauptfigur. Ich könnte aber nicht behaupten, dass das störend auffällt.
Fazit: Wenn man keine strengen literaturwissenschaftlichen Standards anlegt und weniger Wert auf Subtilität legt, bleibt eine vergnügliche, flüssig geschriebene Satire.
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