Flag - Vol. 1 (DVD)
 
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Flag – Vol. 1

Filmkritik von Christel Scheja

 

Vor einigen Monaten erschien bereits „Flag – the Movie“, der die Geschichte zweier Journalisten in einem vom Krieg zerrütteten fiktiven asiatischen Land erzählt und dabei viele aktuelle Bezüge zu den Themen Kriegsberichterstattung, Eingreifen der UN-Truppen und nicht zuletzt die Auswirkungen des religiösen Fanatismus auf Soldaten und Zivilisten aufgreift.

Nun veröffentlicht OVA auf drei DVD’s auch die dreizehnteilige Fernsehserie, aus welcher der Film zusammengeschnitten wurde und ermöglicht dem Zuschauer damit den direkten Vergleich zwischen den Versionen.

 

Erzählt wird im Prinzip die gleiche Geschichte, wenn auch wesentlich ausführlicher: Weil Uddiyana mit seinen Bodenschätzen und seiner Wirtschaft auch für die Weltöffentlichkeit wichtig ist, versuchen UN-Friedenstruppen nun den seit vielen Jahren tobenden Bürgerkrieg unter Kontrolle zu bekommen, ehe das Land gänzlich zerstört wird. Aber das erweist sich aufgrund von religiösem Fanatismus und unterschiedlichen Traditionen als gar nicht so einfach.

Zu den Kriegsberichterstattern aus aller Welt gehören auch der erfahrene japanische Journalist Akagi Keiichi, begleitet von der jungen Fotoreporterin Saeko, die er unter seinen Schutz genommen hat. Er betrachtet die junge Frau, seit er sie bei einer Ausstellung kennen gelernt hat, als seine Schülerin und beschließt sie so gut er kann zu fördern. Damit sie Erfahrung in der Praxis sammelt, hat sie eingeladen mit nach Uddiyana zu kommen.

Schon eines ihrer ersten Fotos wird zu einer Sensation: Saeko hat den Moment erfasst, in dem Blauhelm-Soldaten und einheimische Zivilisten eine improvisierte UN-Flagge schwenken. Dass dabei auch noch zwei betende Frauen vor dem Sonnenuntergang mit ins Bild geraten, rührt nicht nur die Weltöffentlichkeit, sondern auch noch die Bevölkerung und die Regierung von Uddiyana. Die verhärteten Fronten weichen auf und man ist bereit sich erstmals auf Friedensverhandlungen einzulassen.

Doch kurz bevor diese eingeleitet werden können, rauben religiöse Extremisten, die symbolträchtige Flagge, die über den Friedensverhandlungen wehen soll und bringen sie an einen unbekannten Ort.

Saeko, die sich verpflichtet fühlt, bei der Suche mitzuhelfen, will sich der Sondereinheit anschließen, die im Auftrag der UN die Flagge zurück gewinnen soll. Durch ihre Hartnäckigkeit beeindruckt, gibt ihr die Kommandantin, der Truppe schließlich eine Chance. Saeko ist damit von nun an mitten im Geschehen und lernt so andere Seiten des Krieges kennen als bisher.

Akagi indes filmt weiter das alltägliche Leben der Menschen in Uddiyana und spricht mit Einheimischen und den zum Schutz in die Hauptstadt gekommenen Soldaten. Dabei fängt er mit seiner Kamera aber auch immer wieder das alltägliche Grauen auf den Straßen und kleine Tragödien in seinem Umfeld mit ein.

 

Während der Film sich auf das Wesentliche – die Wiederbeschaffung der Flagge durch die Sondereinheit - konzentriert hat, sieht es in der Serie etwas anders aus, denn Akagis Part ist wesentlich größer, trägt er doch wesentlich zum Verständnis des Hintergrundes bei. Der Journalist bleibt den Menschen von Uddiyana nahe und zeigt die unterschiedlichen Gruppe und ihre Einstellungen. Man kann deutliche Parallelen zu realen Konflikten ziehen, auch wenn diese niemals ausgesprochen werden – aber die Figuren sind durchaus realen Menschen nachempfunden.

Saeko indessen bewegt sich wie im Traum durch eine ihr fremde Welt und lernt mehr über das Leben und die Motivation der Soldaten, die im kommenden Einsatz alles geben werden. Der Anime konzentriert sich dabei sehr auf die Menschen und stellt sie ausführlich vor, so dass trotz futuristische Kampfanzüge und immer wieder eingeflochtener Kampfeinsätze niemals der Eindruck entsteht, es mit einem oberflächlichen Actionkracher zu tun zu haben.

Tatsächlich wird die Geschichte konsequent aus der Sicht – und dem Blickwinkel der beiden Journalisten erzählt, denn weit über 90 % der Szenen sind so gezeichnet, dass sie wie durch den Sucher eines Fotoapparats oder einer Filmkamera aufgenommen zu sein scheinen, was gelegentliche heftige Schwenks, Verdrehungen der Perspektive oder aber auch Verwacklungen immer wieder demonstrieren.

Gefechtszenen werden außerordentlich nüchtern dargestellt. Auch wenn die Gewalt nicht immer ins Bild kommt, so wird sie doch nicht beschönigt oder verharmlost und wirkt noch deutlicher nach, weil man oft genug seine eigene Phantasie spielen lassen muss.

Immer wieder spielen die Szenen auf Aufnahmen aus dem Irak-Krieg an. Um einen Kontrast zu bilden gibt es auch immer wieder auflockernde Alltagsszenen, die das normale Leben in Uddiyana zeigen und beweisen, dass trotz Terror und Gewalt Menschlichkeit, Hoffnung und Freude nicht verloren gegangen sind, auch wenn das Leid überwiegen mag.

Saeko lernt indessen, dass auch die Mitglieder der Spezialeinheit ganz normale Menschen sind, die sich durch den Krieg nicht verrohen haben lassen, auch wenn dieser Spuren in ihnen hinterlassne haben mag.

Auch die Serie zu „Flag“ ist eher ruhig, was ihr aber nichts an Spannung und Brisanz nimmt, denn allein die Umsetzung ist ungewöhnlich und schlägt immer wieder in den Bann. Oft hat man das Gefühl, wirklich dabei zu sein.

Animation, Ton und Bild sind brillant und von hoher Qualität, auch die Synchronisation ist erstklassig. Nur an Extras hat man diesmal komplett gespart.

 

Mehr noch als „Flag - the Movie“ zeigen schon die ersten fünf Folgen der Serie „Flag“ mit nüchternen, aber dennoch bewegenden Bildern, wie wirkliche Kriegsberichterstattung sein sollte, und was man dabei niemals vergessen sollte.

Bei Kampfeinsätzen geschehen nicht nur Heldentaten, sondern auch bedrückende Verbrechen. So wie Fanatismus Hoffnung zerstören kann, gelingt es einem kleinen Moment der Freude neuen Mut zu machen, seinen Kampf für den Frieden fort zu setzen.

Das ist ein Plädoyer für die Menschlichkeit, das die Serie vom Anspruch her weit über die sonst gängige Unterhaltung heraus hebt und auch für diejenigen interessant macht, die Animes sonst immer nur für Kinderkram halten.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240504060055672206d2
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DVD:

Flag Vol. 2

Episoden 1-5 von 13, Vol. 1 von 3

13-teilige Fernsehserie

Original: Issenman no Kufura no Kiruku

Regisseur: Ryosuke Takahashi, Kazuo Terada

Bildformat: 16:9

Synchro: Japanisch, Deutsch (DD 5.1, DTS 5.1), Untertitel: Deutsch

Spieldauer: ca. 150 Min ( 5 Episoden a ca. 30 min)

1 DVD

Extras: keine

FSK: 16

Alive, 31. Oktober 2008

 

ASIN: B001CBX32I

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 02.12.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 7868