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Hui Buh (Kino)

Besuch der Pressekonferenz am 16.05.2006

Redakteur: Ralf Steinberg

 

Es ist Mai und Berlin erstaunlich warm. Beste Zeit also, um sich in einen Gespensterfilm zu wagen. Constantin Film lud zu einer Pressekonferenz ein, mit ersten Bildern, Interviewrunde Fotoshooting und Blaubeersuppe - bekanntlich das Astralleibgericht von Hui Buh.




Das Sony-Center steckt voller Unterhaltungstempeln, das Cinestar ist nicht das einzige Lichtspieltheater dort und daher lohnt sich der mehrmalige Blick in die Einladung schon, wollte man nicht fehlgehen.











Für das Kinovergnügen geht es beim Cinestar in den tiefen Keller, einer dunklen Gruft eines Gespensterschlosses gleich - na ja, eine Bar hier und da trübte schnell die aufkommende Stimmung, aber da prangten auch schon die Kinoplakate, hingen wie Fahnen von der Betondecke und wiesen den Weg.

Da es die Blaubeersuppe erst nach der Konferenz geben sollte, nahm ich mit Gerstenkaltschale vorlieb und harrte der Dinge die da wandeln sollten.

Gegen Sieben begann am abgesperrten Bereich urplötzlich die helle Aufregung. Die Prominenz traf ein!

Nun konnte der erstaunte Amateurfotograf die Profis bei der Arbeit erleben. Mit wilden Geschrei wurde die eng beieinander stehende Gruppe aus Christoph Maria Herbst, Rick Kavanian, Michael Bully Herbig, Heike Makatsch, Ellenie Salvo González, Sebastian Niemann und Christian Becker animiert, irgendwo hin zu starren Grimmassen zu schneiden und anderes dummes Zeug zu tun.

Wie der Moderator der Constantin Film abseits später Regisseur und Produzent erklärte, die sich abseilen konnten, gäbe es dieses Theater nur in Berlin. Nirgendwo sonst auf der Welt könne man dies erleben.

Tja, verschämt steckte ich meine verlässliche Analogkamera weg und verkrümelte mich in den Kinosaal. War ich froh, kein Profi zu sein.

 

Die Präsentation: 28 Minuten Hui Buh

Dann aber ging es auch schon los mit den ersten zwei Akten von Hui Buh - Das Schlossgespenst. Gut 28 Minuten, schon fast fertig vermittelten einen lebhaften Eindruck über Qualität und Richtung der Komödie.

Zunächst erleben wir Bully als Poker zockenden Ritter, der beim Falschspielen erwischt wird und sich selbst verflucht und auch prompt vom Blitz verdampft wird.

Das wirkt alles noch wie ein Sketch aus der Bullyparade. Doch dann geht es los. Die Zeit streicht wunderbar schnell voran, treibt Staub und Spinnenweben über die Wände und das Mobiliar von Schloss Burgeck und schwingt uns in die Zeit der Handlung.

 

Und da taucht auch schon Hans Clarin auf, die Stimme Hui Buhs in den Hörspielen, hier in seiner letzten Filmrolle. Er spielt den Kastellan mit zögerlicher Altersruhe, der diese Gelassenheit auch bewahrt, als hinter ihm eine merkwürdige Gestalt versucht, Gespenst zu spielen.

Doch wie hieß es so schön im Vorspan:

 

„Manche Leute sagen,
es gibt Gespenster!

Manche sagen,
es gibt keine Gespenster!

Ich aber sage,
Hui Buh ist ein Gespenst!“

 

Was da so jämmerlich beim Versuch scheitert, dem alten Kastellan das Fürchten zu lehren, ist eine animierte Figur, die aussieht wie Brabrax von den Abrafaxen und sich bewegt, wie der Gestiefelte Kater aus Shrek 2 oder Dschinni aus Disneys Aladin. Unzweifelhaft ist es das Gesicht von Bully, dass da schreckliche Fratzen schneidet, nur minimiert um die männlichen Falten des Komikers.

Das stört aber überhaupt nicht. Spätestens mit der Ankunft von König Julius, der in das altehrwürdig dahinsiechende Schloss mit der selbstbewussten Weltläufigkeit eines Oberkellners hineinplatzt und mit einem guten deutschen Satz das Fundament legt, für eine eigene Variante der Schlossgespensterfilme. Von hier an erübrigen sich Vergleiche mit Caspar und ähnlichen Hollywoodproduktionen. Christoph Maria Herbst übernimmt dabei die Sprache von Claus Wilcke, der Julius den 111. im Hörspiel spricht, recht genau und überträgt ihre Ausstrahlung auf seine Darstellung.

Natürlich liegt das nicht nur an dem urdeutschen Herbst, vor allem auch Rick Kavanian als französischer Adjutant des Königs trägt dazu bei, dass der Film funktioniert.

Nach 28 Minuten will man gar nicht aufhören zuzuschauen. Wo doch gerade Heike Makatsch als Biest herrlich fies durchs Bild stolzierte, Herbst - von Bully besessen - den Hofstaat echauffierte und sich die romantische Dramatik abzeichnete in den braunen Augen der lieblichen Ellenie.

 

Die Geschichte weicht damit zum Teil recht stark von den ursprünglichen Episoden ab. Allerdings war es ja auch gar nicht der Anspruch der Drehbuchautoren, die Hörspielreihe hundertprozentig umzusetzen, dafür sind die beiden Medien einfach zu verschieden.

 














Die Pressekonferenz

Doch das Licht brannte hell im Kinosaal, die Leinwand verblasste zu weißer Bleiche und ich eilte, den Abgrund zu ihr zu überwinden, denn unübersehbar war dort vorne das Podium aufgebaut.

Die Prominenz hatte vielleicht später in der Nacht noch anderes vor, denn sie ließen nicht lange auf sich warten. Zum Glück saß ich in der zweiten Reihe, in der ersten hatten sich die freilaufenden Fotografen auf die Lauer gelegt und vollführten mit ihren Lichtblitzen eine heftige Schlacht, als sollte ein neuer Todesstern vernichtet werden.

Selbst der Blitzlichtgewittergewohnte Michael Herbig verlor schnell die Lust daran, in direkter Reichweite der Pressegeschütze zu sitzen und wies den frechsten der Sith-Fotografen zurecht, von Frau Makatsch mit den Worten kommentiert: "Das hab ich dem schon so oft gesagt, der macht das immer so!“ Doch erst, als die Constantin mit einem Rausschmeißertypen um Gehör bat, zog sich das Imperium zurück.

Die Macht war stark, in dem da.

 

Dann aber ging es los mit der Pressekonferenz.

Zunächst wiesen Produzent Christian Becker und Regisseur Sebastian Niemann darauf hin, dass in den ersten beiden Akten noch bei weitem nicht alles vom Schloss zu sehen gewesen sei, sondern noch gut drei mal soviel zu entdecken sein, unter anderem die Geisterstadt, in der sich Hui Buh um seine Spuklizenz kümmern muss, da ihm die alte von König Julius im Zorn darüber verbrannt wurde, dass Hui Buh ihm den Heiratsantrag bei Leonora Gräfin zu Etepetete vermasselt hatte.

Das Problem ist, dass Hui Buh schon vor 500 Jahren bei der Spukprüfung beschissen hatte und nun zu recht fürchtet, durchzurasseln und in der gefürchteten Seelensuppe zu landen.

Doch bald muss Julius erkennen, dass auch seine Probleme riesig sind und so gelangen die beiden schon bald zur Erkenntnis, dass ihnen Zusammenarbeit besser täte.

Rick Kavanian begann dann die Runde der Darstellervorstellungen. Er spielt den französischen Freund und Adjutanten des Königs, Charles. Die Figur entwickelte sich aus diversen Ideen, etwa der Prince-Frisur, einem kräftigen Gebiss und einer Sprache, die Rick aus der Originalfassung von Mrs. Doubtfire entnahm und uns stimmgewaltig vortrug.

„Ich hatte sehr viele Freiheiten für die Figur und dadurch auch sehr viel Spaß.“ war sein Fazit.


Die Zofe von Leonora Gräfin zu Etepetete, Konstanzia, wird von Ellenie Salvo González gespielt. Ihr war Konstanzia während der Dreharbeiten richtig ans Herz gewachsen, vor allem wegen ihres großen Herzens und weil sie für ihre Arbeitgeberin alles tun würde, „bis eines Tages ihre Gefühle ein bisschen verrückt spielen und dann nicht mehr eine ganz so treue Gefährtin ist.“

Als der Moderator dann danach fragte, wie es sich denn anfühlte, einen Sohn zu haben, (Konstanzias Sohn Tommy ist 10 und wird von Martin Kurz gespielt), übernahm Christoph Maria Herbst ( „Das geht dich doch einen Scheißdreck an!“ ) die Rolle des ritterlichen Beschützers und leitete souverän zu seiner eigen Vorstellung über.






„Julius ist ein Mann wie Du und ich, der seiner zukünftigen Exverlobten imponieren möchte.“ , erklärte der Schauspieler.

Deshalb spielt Julius den König mehr, als das er tatsächlich etwas mit dem ganzen Tand und den Kapriziösitäten anfangen könnte. „Und er glaubt, er hätte sich in die Richtige verliebt, ist da aber anscheinend mit Blindheit geschlagen.“ Der Zuschauer bekommt dies natürlich eher mit, als die betroffenen Figuren.





„In Ermangelung irgendeiner Anderen, schnappt er sich dann am Ende eine Andere, deren Namen an dieser Stelle nicht verraten werden soll. Wenn man einmal aufs Plakat schaut - so viele Frauen bleiben da nicht übrig! Als kleiner Tip: Wolfgang Völz ist es nicht. Wir sind privat ein Paar, aber das gehört nicht hier her.“





Leonora Gräfin zu Etepetete ist laut Heike Makatsch eine einsame Seele, auf der alle rumhacken und die weiß, „dass das einzige, worauf sie sich verlassen kann, die harten Dollar sind. Männer auf keinen Fall und deshalb verschenkt sie ihr Herz auch nicht so leicht.“

Heike verriet uns dann auch, dass die Gräfin eigentlich nicht hinter Julius, sondern hinter dem geheimen Schatz von Schloss Burgeck her ist.

Natürlich erwähnte sie auch im Zusammenhang mit den Filmarbeiten in Prag ihre Entenobsession, von denen sie einige verspeist hätte.



„Es hat die Enten sehr gefreut, dass Heike in der Stadt war.“ merkte hierzu der unermüdliche Christoph Maria Herbst an. „Sie hat sie auch selbst geschossen, in Prag darf man das!“

Dann erzählte sie, wie sehr ihre Garderobe dazu beigetragen habe, aus ihr eine edle Dame zu machen. Perücke, enges Kleid und die Perlen zwangen zu damenhafter Grazie und fast völliger Unbeweglichkeit. Besonders der rote Lippenstift, der sich beim Lächeln auf die Zähne legte, führte dazu, dass sie „nur noch stocksteif in der Ecke rumsaß und keine Freunde mehr hatte.“

Auch dies konnte Christoph Maria Herbst nicht unkommentiert lassen: „Das war auch der Tag, wo ich ans Set kam. Ich kannte Frau Makatsch vorher nicht und bin schwer erschrocken. Okay, sie hat ein paar internationale Filme gemacht, aber gleich so einen raushängen lassen...“



 

Dann übernahm Michael Bully Herbig und fragte zunächst, ob es jemanden gäbe, der Hui buh nicht kenne. Tja, da dem bei mir so war, meldete ich mich auch, der Wahrheit zu liebe und bekam dafür von einem sichtlich geschockten Bully eine CD überreicht.

 

Nach dieser edlen Tat begann einer der erstaunlichsten Momente des Abends. Angeregt von einem englischen Zwischenruf, verfiel Rick Cavanian in einen breiten englischen Dialekt und übersetzte die nächsten Minuten seinen Kollegen Bully simultan.

Als Bully jedoch anbot, diese Art der Pressekonferenz auch in Mandarin oder Spanisch zu führen, passte der ambitionierte Rick: "Don't offer to match!"

 

Bully erzählte dann von seinen frühkindlichen Hui Buh Erlebnissen.

"Hui Buh vor dreißig Jahren gehört, auch Angst gehabt und Hui Buh nie alleine gehört. Immer mit Schulkameraden zusammen. Und das einzige Problem, das ich damit hatte war, ich hab’s hin und wieder mit Pumuckl verwechselt. Und ich habe auch vor beiden Angst gehabt.
Ich hab auch ehlich gesagt, nie die Stimme, die ich sehr geliebt habe, nie mit diesem Skelett auf dem Cover zusammengebracht. Das war auch die große Herausforderung von Christian Becker und Sebastian Niemann."

Als man ihm den Vorschlag unterbreitete, befand er sich gerade in den Vorbereitungen zu (T)raumschiff Surprise, aber das Treatment war so überzeugend, besonders auch ein erstes Scribble mit der Figur von Hui Buh, die von Anfang an als animierte Figur geplant war, dass er sich dachte, wenn das nur halbwegs so lustig würde, wie in den Vorschlägen, sei das eine große Sache.

Da er selbst nur in den ersten Szenen selber spielt, hatte er auch nur drei Drehtage in Prag und demzufolge konnte er auch nicht mit den anderen Darstellern zusammen drehen.

Christoph Maria Herbst musste daher auch die ganze Zeit mit einem Double drehen, der quasi den Stichwortgeber abgab und dann später von den Animateuren durch das computergenerierte Schlossgespenst ersetzt wurde.


Nach den Dreharbeiten sprach Bully dann zu den gedrehten Szenen seinen Text, und dass ging dann in die Postproduktion, wie die Animateure versuchten, Hui Buh zum optischen Leben zu erwecken. Von da ging es dann zur abschließenden Synchronisation.

„Ich war auch überrascht, dass Hui Buh jetzt so aussieht, wie ich. Und ich habe auch ein Problem damit, dass ich jetzt jeden Morgen erschrecke, wenn ich in den Spiegel gucke. Aber ich bin ganz besonders stolz, denn ich glaube, es gibt nicht besonders viele Menschen, die von sich sagen können, es gibt sie als Animationsfigur.“

 

Sebastian Niemann vertiefte die Informationen über die Animationsphase sodann.

Bully wurde zwei Tage lang mit drei Kameras aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen und habe dabei alles gegeben.

„Die Animator waren völlig begeistert von dem Material, das sie hatten. Bully hat da wirklich Gas gegeben im Studio. Und jeden Tag kamen sie irgendwie und sagten: Guck mal hier, was er da gemacht hat, das muss ich unbedingt nachbauen!“

 

Die Fragen

Wie es sich für eine ordentliche Pressekonferenz geziemt, durfte die versammelte Presselandschaft nun auch Fragen stellen.

 

Die erste Frage zielte auf die Verwendung einer Animationsfigur. Wo man doch Bully schon da hatte, warum nicht gleich komplett real drehen?


Darauf antworte der Produzent, Christian Becker:

"Zuerst war die Entscheidung, dass wir den Hui Buh so viele Sachen lassen wollten, die ein normaler Schauspieler nicht machen kann. Wie wollten auch nicht so etwas, wie Das Gespenst von Canterville, das heißt, wir haben einen Schauspieler, den wir an Drähten durch den Raum ziehen und ihn manchmal transparent machen, manchmal nicht, sondern er sollte sich schon verformen können, durch Wände gehen und das allem im Stand der heutigen Technik und mit einem richtigen Schauspieler geht so etwas nicht. Nicht in der Art wie wir es vorhatten.“

Sebastian Niemann ergänzte:

"Wir haben es einmal durchgerechnet: Hui Buh macht im Film etwa 175 Aktionen, die hätten wir irgendwie anders lösen müssen, mit einem Schauspieler. Und die hätten, viele davon, einfach bescheuert ausgesehen. Er schwebt praktisch in jeder Szene, geht durch Wände, deformiert sich, rutscht in Vasen rein. Allein so eine Deformationsgeschichte, wenn er aus der Vase rausgezogen wird, das sieht so fies aus." Tests hatten ergeben, dass viele Dinge einfach nicht entsprechend wirken.

 

Die menschenähnliche Gestalt erklärte damit, dass das Drehbuch es einfach erforderte. Selbst auf den Covern der Hörspiele sei Hui Buh nicht immer ein Skelett gewesen.

 

In Designstudien habe man auch schnell erkannt, dass eine Hauptfigur etwas mehr an Ausdrucksmitteln zur Verfügung haben sollte, als es einem Skelettschädel abzuverlangen sei. Auf Dauer und über so lange Strecken, wie Hui Buh im Film zu sehen sei, kam der Kopf nicht in Frage, um all jene Emotionen auszudrücken, die im Film gebraucht wurden.

 

Insgesamt habe man zwei Jahre an dem Charakter gearbeit und 50 Designs erstellt, bevor der jetzige Hui Buh feststand.

Letztendlich ist die Figur eine Schöpfung von Carlos Grangel, der auch schon für Tim Burton gearbeitet hat.

Danach

Es schlug zwar noch nicht Geisterstunde, mein Weg nach Haus jedoch versprach mit epischer Länge zu glänzen und so beschloss ich, die Veranstaltung zu verlassen, ohne am Buffet geschlemmert zu haben. Zwar verpasste ich so die Blaubeersuppe, aber die Hauptspeise hatte ich ja bereits genießen dürfen - eine lustige und sehr informative Pressekonferenz, die sehr wohl Erwartungen steckte für den fertigen Film.

Hui Buh!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405022305554f579b40
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Hui Buh

Deutschland 2006

Regie: Sebastian Niemann

Drehbuch: Dirk Ahner, Sebastion Niemann

basierend auf Figuren und Motiven der gleichnamigen Hörspielreihe von Berhard Alexander-Burgh

Darsteller:

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Michael Bully Herbig

Christoph Maria Herbst

Heike Makatsch

Ellenie Salvo González

Rick Kavanian

Hans Clarin

Wolfgang Völz

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Kinostart: 20. Juli 2006

 


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Erstellt: 17.05.2006, zuletzt aktualisiert: 31.05.2022 08:09, 2228