Auf der Suche nach Peter Pan (Autor: Bernard 'Cosey' Cosandey)
 
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Auf der Suche nach Peter Pan von Bernard Cosadey

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

Melvin Woodsworth reist auf der Suche nach Inspiration in die Walliser Alpen. Sein Verleger macht seit Wochen mächtig Druck und verlangt nach ersten Ergebnissen, während der Schriftsteller immer noch mit der berühmten ersten Seite beschäftigt ist. In einem schweizerischen Bergdorf lässt sich Woodsworth schließlich nieder und ist sofort von der Idylle und den eigenartigen Bewohnern fasziniert. Besonders der flüchtige Baptistin, dem er bei einer ersten kurzen Begegnung die Haut rettet, zieht ihn an und wird zu einem versteckten Vertrauten innerhalb der verschneiten Bergwelt. Doch während die Bürger darauf warten, dass der mächtige Gletscher ihr Dorf verschluckt und eine Wende in ihrem Leben einführt, zeigt sich Woodsworth wenig beeindruckt von den Entwicklungen in den Alpen. Stattdessen wandelt er zwischen den ersten Zeilen seines neuen Buches auf den Spuren seiner persönlichen Vergangenheit und dem Verbleib seines hier verstorbenen Bruders Dragan. Als er eines Tages aus der Ferne die Noten einer von Dragans Kompositionen vernimmt, kommt auch endlich die Inspiration – und noch viel mehr…

 

 

Rezension:

Ein schwerer, verträumter, nicht sofort greifbarer, melancholischer und trotzdem in seiner Stille sehr ergreifender Comic ist es, den der geschätzte französische Erzähler Bernard ‚Cosey’ Cosandey in „Auf der Suche nach Peter Pan“ geschaffen hat, als solcher aber gerade für das eher abgefahrenere Programm des Cross Cult Verlags ziemlich ungewöhnlich anmutet. Statt nämlich mit Action, Horror, brutalen Emotionen oder dergleichen zu glänzen, geht es in dieser Novelle vorrangig um die ganz besondere Atmosphäre, die Coseys Werk auszeichnet, aber eben auch der entscheidende Knackpunkt einer Geschichte ist, die in ihrem bedächtigen Tempo lange Zeit jeglicher Spannung entbehrt – und eben gerade deswegen doch einen Reiz entwickelt, dem man sich bis zuletzt nicht entziehen kann. Berechtigterweise…

 

Dabei steht lange Zeit die Frage im Raum, worauf der Autor mit dem Portrait des eigenwilligen Schriftstellers Melvin hinaus will. Ist es tatsächlich die Suche nach Inspiration für seinen neuen Roman? Welchen Stellenwert hat das Schreiben für Woodsworth in der Realität? Inwiefern spielt Dragan für ihn eine Rolle, wo das Verhältnis zu seinem Bruder im Rahmen der Erzählung nie eindeutig aufgeklärt wird? Und letzten Endes: Was fasziniert ihn am offenkundigen Tunichtgut Baptistin, dem er auf Schritt und Tritt folgt, und der ihn unverhofft auf eine ganz besondere Spur bringt? „Auf der Suche nach Peter Pan“ ist insgesamt ein wenig von allem; ein illustriertes Roadmovie mit melancholischen Gedankenzügen, eine Spurensuche vor einer bezaubernden Kulisse, Ursachen- und Identitätsforschung in stillem, konzentrierten Setting, zum Schluss aber auch eine Charakterisierung eines Menschen, der alles und nichts ist, wenig Besonderes bietet, eigentlich völlig unauffällig ist, peu a peu aber einen Identifikationswert entwickelt, weil seine gesamte Ausstrahlung so natürlich ist – aber genau das in Worte zu kleiden und zu beschreiben, an welchem Punkt und mit welchen Mitteln die Story beginnt, ihre Leser in ihren Bann zu ziehen, ist beinahe unmöglich. Und schon ist es dem Autor gelungen, etwas Besonderes und Eigenes zu schaffen, ohne auch nur einen einzigen sichtbaren Effekt einzubauen!

 

„Auf der Suche nach Peter Pan“ ist Ruhe und Stille, gekoppelt mit einer herrlichen, epischen Geschichte und eingebunden in eine Welt, die zum Träumen und Verweilen einlädt. Und dennoch ist der Ton sehr schwer und die Stimmung relativ schwermütig. Aber Stimmungen, die sind alles in allem sehr vielzählig in dieser Graphic Novel, abwechslungsreich, aber auch tiefgängig. Und wenn eines sehr prägnant haften bleibt, dann dieser rasche Wechsel des Erzählgefühls und der Atmosphäre an der Oberfläche und tief darunter, der eines klar festhält: Dieses Werk ist einzigartig – und vor allem sehr lesenswert!

 

 

Fazit:

Es gibt Comics, es gibt edle Comics und es gibt diese besonderen Momente, die jenseits aller Klischees und Erwartungen völlig neue Akzente setzen. Zur letztgenannten Rubrik zählt zweifelsohne Coseys Album „Auf der Suche nach Peter Pan“, welches eine völlig neue Sparte öffnet und sich dort alsbald als kommender Klassiker etabliert!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240506214808184f77a7
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Comic:

Auf der Suche nach Peter Pan

Autor: Bernard 'Cosey' Cosandey

Gebundene Ausgabe: 160 Seiten

Verlag: Cross Cult; Auflage: 1 (April 2009)

Sprache: Deutsch

 

ISBN-10: 3941248332

ISBN-13: 978-3941248335

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 08.06.2009, zuletzt aktualisiert: 18.02.2021 18:53, 8850