Aufbruch zum Mond (DVD)
 
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Aufbruch zum Mond

Filmkritik von Cronn

 

Erfolg kann sehr belastend sein. Der erfolgsverwöhnte Regisseur Damien Chazelle hat mit seinem dritten Film damit zu kämpfen. Nach vom Oscar gekrönten Werken Whiplash und La-La-Land kommt mit Aufbruch zum Mond ein Film heraus, der auf den ersten Blick sehr konventionell wirkt.

»Aufbruch zum Mond« erzählt eine uramerikanische Geschichte, so scheint es, vom Wettlauf ins Weltall in den sechziger Jahren. Doch das ist nur die Oberfläche. Darunter steckt noch einiges mehr. Doch zunächst ein Blick auf den Inhalt:

 

Verlagsinfo:

Der Oscar-prämierte Regisseur Damien Chazelle und Star Ryan Gosling haben sich für die packende Geschichte hinter der ersten bemannten Raumfahrt zum Mond erneut zusammengetan. »Aufbruch zum Mond« erzählt aus Neil Armstrongs Leben und von den enormen Konflikten und Entbehrungen, mit denen der Pilot und seine Familie vor und während der legendären Mission konfrontiert waren …

 

Kritik:

Gleich die erste Szene kommt einer Marter gleich. Gezeigt wird Armstrongs Testflug über die Grenze der Atmosphäre hinaus. Die Bildkomposition lässt den Zuschauer miterleben, wie nervenaufreibend dies gewesen sein muss. Das Bild wackelt, der Ton scheppert und dröhnt, unaufhörlich beides. Dermaßen brutal und kompromisslos war schon lange kein Film mehr in seiner Art der Darstellung. Da passt Inhalt und Form zusammen.

Später entschied sich Regietalent Damien Chazelle dazu, den Fokus seiner Story auf die Familie Armstrong zu legen und nicht in eine politische Ecke zu driften, wo die Mondlandung als großartige Leistung des US-amerikanischen Volkes gepriesen würde. Dagegen verwehrt sich Chazelle. Ihm ist wichtig den Mann Neil Armstrong zu zeigen, was ihn antreibt sein Leben und das Glück seiner Familie zu riskieren. Dabei ist die Beziehung zu seiner Tochter Karen entscheidend, die im Alter von zwei Jahren an einem Gehirntumor stirbt. Rührend eingefangen ist die Beziehung in einer Folge von Einstellungen, welche Armstrong zeigen, wie er seine Tochter nach der Bestrahlung beruhigt, während sie mit deren Nachwirkungen zu kämpfen hat und sich übergeben muss; wie er sie in den Schlaf singt und ihre Haarsträhnen streichelt. Es gleicht einem Faustschlag in die Magengrube, wenn dann in einer nächsten Einstellung der Kindersarg in das Grab hinabgelassen wird. Es ist dem Genie des Regisseurs zu verdanken, dass er ohne Worte die Trauer und den Verlust spürbar macht.

 

Geschildert wird die Story des ersten bemannten Mondflugs mithilfe einer weiteren Expedition, dem Gemini-8-Flug. Auch hier lässt der Regisseur die Zuschauer teilnehmen an den Turbulenzen der Astronauten, die sich um sich selbst kreiselnd in der Kapsel drehen. Gnadenlos authentisch wirkt das und selbst hartgesottene Zuschauer kommen hier an ihre Schwindel-Schmerzgrenze.

 

Die Szenen der Familie Armstrong sind minimalistisch inszeniert. Kaum Musik, wenig Special-Effects, dafür großes Schauspiel, wenn Ryan Gosling als Neil Armstrong mit wenig Mimik auf den Punkt genau ausdrückt, was den Menschen Armstrong antreibt oder wenn Claire Foy als Ehefrau ihrem Mann die Leviten liest, wenn dieser sich nicht von den beiden Söhnen vor seinem Mondflug verabschieden will, von dem er möglicherweise nicht mehr zurückkehrt.

 

Die Einbindung des Theremin-Musikinstruments (Lieblingsinstrument von Armstrong) ist gelungen und wirkt nicht aufgesetzt, auch der restliche Score ist mit seinen Harfenklängen wunderbar sanft und trägt dazu bei, eine Verbindung zur Familie Armstrong aufzubauen.

Dennoch bleibt einem Armstrong seltsam fremd, seine Motive hinter dem Erfolgsdruck merkwürdig blass. Die emotionale Komponente muss vom Zuschauer erfühlt werden, der Regisseur wirft ihm keine Hilfe-Tipps vor die Füße. Wenn man sich darauf einlässt, kann man seine eigenen Schlüsse ziehen.

 

Der Einsatz der Handkamera in vielen nahen Einstellungen im Familienbereich ist fragwürdig. Das Gewackel erzeugt keine Nähe, sondern Übelkeit. Die übrigen Szenen zeigen, welche kompositorischen Leistungen möglich sind. Schade, dass das hier nicht genutzt wurde. Die Handkamera ist besser bei den Weltraumaufnahmen aufgehoben.

 

Enttäuscht hat das Bild der DVD. Gerade bei den Weltraumszenen bräuchte man bessere Auflösung und klarere Strukturen. Möglicherweise ist das bei der Blu-Ray der Fall. Leider lag diese nicht zum Test vor.

 

Fazit:

»Aufbruch zum Mond« ist eine weitere bemerkenswerte Arbeit von Damien Chazelle. Nach seinen vielbeachteten Filmen setzt er damit die Reihe von beeindruckenden Leistungen fort. Auch wenn einige Entscheidungen fragwürdig sind, ist das Ergebnis in der Gesamtschau doch mehr als nur gelungen.

»Aufbruch zum Mond« ist weniger Doku-Drama zur Mondmission als Doku-Drama über den Menschen und die Familie Armstrong. Unter dieser Prämisse ist »Aufbruch zum Mond« sehr gelungen.

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DVD:

Aufbruch zum Mond

Regisseur: Damien Chazelle

Format: Widescreen

Sprache: German (Dolby Digital 5.1), English (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch, Griechisch, Türkisch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 2.39:1

Umfang: 2 DVDs

FSK: 12

Universal Pictures Germany, 14. März 2019

Produktionsjahr: 2018

Spieldauer: 135 Minuten

 

ASIN: B07JYRGV4C

 

Erhältlich bei: Amazon

DarstellerInnen:

  • Ryan Gosling

  • Jason Clarke

  • Claire Foy

  • Kyle Chandler

  • Corey Stoll


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Erstellt: 18.03.2019, zuletzt aktualisiert: 16.03.2023 18:04, 17455