Autonom von Annalee Newitz
Rezension von Christel Scheja
Annalee Newitz ist eine amerikanische Journalistin und nutzt auch als Autorin dass, durch ihre Arbeit und ihr Studium erworbene Wissen. Vielleicht hat sie in dieser Zeit auch die Ideen gewonnen, die sie dazu brachten „Autonom“ zu verfassen, einen Roman, in dem weiterspinnt, welche Auswirkungen die weltweite Vernetzung und auch die aktuellen Entwicklungen der Biotechnologie eines Tages führen können.
Die Welt des 22. Jahrhunderts ist geprägt von der weltweiten Kontrolle der Menschen und ihres Lebens durch Konzerne. Kapialismus ist alles, der Arbeitssklavenmarkt eskaliert immer mehr und auch die Pharmatechnologie arbeitet mit denen Hand in Hand, die immer noch mehr Geld scheffeln wollen.
Als mehrere Menschen durch eine Arbeitsdroge namens Zacuity sterben, werden die Behörden auf die Produktpiratin Jack aufmerksam, die genau dieses Medikament geklaut und geklont hat.
Man macht von nun an Jagd auf sie, so dass die junge Frau keine Wahl hat, als unterzutauchen. Aber sie versucht alles, um sich von der Schuld wieder reinzuwaschen und den Skandal zu offenbaren, der vertuscht werden soll. Denn nicht ihr Präparat ist fehlerhaft, schon das Original hat diese frappierenden Nebenwirkungen. Doch ist man bereit, ihr das zu glauben, nun da man einen Sündenbock für all die Todesfälle hat?
Hatte der Cyberpunk der 199er Jahre die zunehmende Vernetzung der Welt und ihre Folgen im kritischen Blick und hat die dortigen Entwicklungen teilweise erstaunlich genau vorhergesagt, scheinen zwanzig Jahre später junge Autoren weiter zu denken und die modernen Entwicklungen genauer zu analysieren und ihre Schlüsse daraus zu ziehen.
Annalee Newitz trifft es auch auf den Punkt, denn auch wenn sie alles in einen spannenden Thriller verpackt, bei dem sich die Hauptfiguren um die Welt jagen, so spinnt sie doch auch einige Entwicklungen unserer Zeit interessant weiter, angefangen mit künstlichen Intelligenzen bis zu den neusten Errungenschaften der Biochemie, die gerade jetzt – angeblich zum Wohl der Menschheit – forciert werden.
Gesellschaftlich schwebt über allem die Macht des Konsums – entweder man gehört zu den wenigen Begüterten und ihren Speichelleckern oder aber man landet dort, wo der Menschen nicht mehr ist als eine Maschine, die unter Umständen noch ein wenig umgebaut werden muss, um reibungslos zu funktionieren.
Das Netz ist allgegenwärtig und macht die Menschen sowohl gläsern als auch kontrollierbar – selbst wenn man sich der Überwachung entziehen kann, so hinterlässt man doch immer noch genug Spuren, um analysierbar zu sein.
Heraus kommt eine Geschichte, die sich angenehm lesen lässt, weil sie kurzweilig verfasst wurde und neben Spannung auch Charakterentwicklung bietet, aber auch immer wieder dazu bringt nachzudenken.
„Autonom“ ist ein Buch, das tatsächlich Eindruck hinterlässt und auf eine unaufdringliche Art und Weise auch Kritik an den Auswüchsen unserer heutigen Gesellschaft übt, die erste Ansätze dessen zeigt, was die Fiktion bereits voll auslebt.
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