Black Jack: Biohazard (DVD)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Black Jack: Biohazard (DVD)

Filmkritik von Christel Scheja

 

Osamu Tezuka wird von seinen Fans gerne als „God of Manga“ bezeichnet. Immerhin ist er derjenige, der kurz nach dem zweiten Weltkrieg die Zeichen der Zeit erkannte und zum Vorreiter in Sachen Comic und Zeichentrickfilm wurde. Seine Begeisterung für die Werke von Disney mögen da eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben.

Noch heute feiert man nicht nur seine großen Erfolge wie „Astro Boy“ und „Kimba der weiße Löwe“ sondern schöpft immer noch aus dem Vermächtnis einer produktiven Kreativität. Noch heute dienen einige seiner Mangas als Vorlage für Animes wie „Hinotori - der Phönix“ oder eben „Black Jack“.

 

Die fünfte DVD „Black Jack: Biohazard“ (mit dem Movie sogar die sechste) beinhaltet die beiden letzten Geschichten um den medizinisch begabten Japaner Kuró Hazama, der ohne Zulassung operiert und daher auch immer wieder rechnen muss im Gefängnis zu landen. Vielen anderen Medizinern ist es egal, da seine Diagnosen immer richtig und seine Leistungen herausragend sind, aber es gibt auch genug Neider, die ihn vernichten wollen.

Immer wieder wird Black Jack auch von den Menschen angesprochen, die sich abseits der Öffentlichkeit oder den Behörden behandelt lassen wollen. Eine solche Person ist Koichiro Tsuzuki. Als erfolgreicher Geschäftsmann kann er es sich nicht leisten, dass seine Krankheit publik wird. Denn seit seiner frühsten Kindheit trägt er einen Tumor auf den Bauch, der sich inzwischen zu einem zweiten Gesicht entwickelt hat und mit ihm spricht. Ganz offensichtlich verleitet er ihn auch zu Handlungen, an die er sich später nicht mehr erinnern kann.

Kuro Hazama muss schnell feststellen, dass sich der Tumor nicht durch eine einfache Operation entfernen lässt. Ganz offensichtlich steckt mehr dahinter als nur ein körperlicher Defekt, die Ursachen müssen in der Psyche des Geschäftsmannes verborgen liegen. In ihm keimt ein schrecklicher Verdacht, als er von einer Mordserie hört, die den Ort erschüttert.

Im zweiten Fall bittet eine Kommission Black Jack um Hilfe, die sich mit den Auswirkungen des Mikazuki-Syndroms beschäftigt. Durch die Abwässer eines Chemiewerkes am Oberlauf des Flusses ist die Meeresbucht vor der kleinen Stadt verseucht worden. Alle Menschen die das Wasser getrunken oder Fisch gegessen haben sind schwer erkrankt, vor allem die Gelenke sind betroffen.

In dieser Zeit lernen Black Jack und seine Begleiterin die junge mittellose Tsukiko kennen, die auch jetzt noch versucht, ihren Lebensunterhalt mittels Fischfang zu bestreiten. Auch sie leidet unübersehbar an dem Mikazuki-Syndrom. Der Arzt setzt alles daran ihr zu helfen und merkt schon recht bald, dass das Mädchen nicht nur in einer anderen Welt voller Magie zu leben scheint, sondern sich auch in ihn verliebt hat. Auf tragische Weise wiederholt sich eine Legende der Gegend, in der sich eine Meerjungfrau in einen Menschenjungen verliebte.

 

Die „Black Jack“-Filme sind bewusst so gestaltet, dass das Design der Figuren und der Aufbau der Geschichte, den Vorgaben Tezukas entspricht. Deshalb mag der Zeichenstil manchmal etwas archaisch wirken. Der Held erinnert nicht zufällig ein wenig an „Captain Harlock“ und andere klassische Helden dieser Zeit. Auch er ist ein Einzelgänger, der seinen weichen Kern zuerst hinter einem schroffen Verhalten und zynischen Bemerkungen versteckt, aber immer dann die Maske fallen lässt, wenn er spürt, dass er den Menschen vertrauen kann. Trotzdem bleibt sein Innerstens verschlossen, was man auch in der zweiten Geschichte merkt. Die Liebe Tsukikos berührt ihn zwar, ist ihm auf der anderen Seite aber auch wieder sehr unangenehm.

Die Erzählweise bleibt sehr ruhig, Action ist eher eine Nebensache. Aber immer wieder sorgen Gags für die Auflockerung der insgesamt eher tragischen Handlung, die anders als viele heutige Mangas und Animes eine feste und ehrliche Moral besitzt, die an die Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft über alle Grenzen hinaus appelliert und die Patienten in den Mittelpunkt des Interesses stellt. Black Jack ist eigentlich kein zwiespältiger Held, dazu ist er zu sehr ein Gutmensch – und auch das findet man heute nur selten.

 

Die Bild- wie auch der Tonqualität der fünf bzw. sechs Jahre alten OVA kann sich auch immer noch sehen lassen. Dass man hin und wieder mit von Effekten überlagerten Zeichnungen arbeitet ist ein bewusstes Stilmittel, das die Verbindung mit Tezukas Vorlage noch vertiefen soll und kein Unvermögen. Die Extras sind ausreichend und informativ.

 

Fazit:

Auch „Black Jack: Biohazard“ bietet erst einmal kurzweilige und spannende Unterhaltung, besitzt aber auch den Tiefgang und die moralische Tiefe klassischer Mangas und Animes, die heutigen Werken fehlt.

 

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240503215812bf081bb3
Platzhalter

DVD:

Black Jack: Biohazard

Folgen 9-10 der 10-teiligen OVA-Reihe

Black Jack: Biohazard, Japan 2003/2004

nach dem Manga von Osamu Tezuka

Regie: Osamu Dezaki

Bildformat: 16:9

Synchro: deutsch, Japanisch (DD 2.0), Untertitel: Deutsch

Spieldauer: 110 min (2 Episoden a 55 min), 1 DVD

FSK: 16

Extras:

Trailer, Originalskizzen, Hintergrundinformationen (Texttafeln)

OVA/Alive, 27. Juni 2008

 

ASIN: B0017HFM3A

 

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 21.06.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 6756