Das Auge der Wüste (Autor: Richard Schwartz; Das Geheimnis von Askir 3)
 
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Das Auge der Wüste von Richard Schwartz

Reihe: Das Geheimnis von Askir, Bd. 3

Rezension von Christel Scheja

 

Der Zyklus um „Das Geheimnis von Askir“ folgt der zweiten großen Strömung in der deutschen Fantasy: Nicht Tolkiens Geschöpfe stehen hier im Vordergrund, sondern eine Gruppe von Helden, die in einer groß angelegten Kampagne Geheimnisse der Vergangenheit ergründen muss, um eine Lösung gegen das gegenwärtig existierende Übel zu finden. Richard Schwarz orientiert sich dabei nicht ohne Grund am klassischen Fantasy-Rollenspiel, erschafft aber eine eigene Welt und löst seine Figuren von den archetypischen Klischees.

 

Während er seine Helden in „Das erste Horn“ in einem verschneiten Gasthof im hohen Norden zusammen, und die Macht ihres Gegenspielers einführte, wurden sie in „Die Zweite Legion“ durch ein magisches Tor in das Land Bessarain verschlagen, das zwar von dem finsteren Nekromanten Thalak und seinen Horden noch nicht bedroht wird, aber mit eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.

Hier aber sind die Legenden um das alte Reich Askir noch immer in den Köpfen der Menschen gegenwärtig, wenn auch als Legenden und Mythen verbrämt.

Havald, Leandra und ihre Freunde aber müssen trotz der magischen Bannschwerter, die ihnen im Norden von der Vergangenheit in die Hand gegeben wurden, mit ganz realen Bedrohungen zurecht kommen. Zwar können sie Sklavenhändlern eine bittere Lektion erteilen und nach kurzer Trennung wieder zusammen finden, dann aber geraten sie durch die Rettung einer Prinzessin in der Hauptstadt Gasalabad in einen Thronfolgestreit, der mit allen Mitteln - auch magischen - ausgefochten wird. Dabei werden sie immer wieder mit ihrer Vergangenheit, aber auch mit dem Erbe, dass sie übernommen haben, konfrontiert.

Gleichzeitig müssen sie lernen mit den strengen Sitten und Gebräuchen des Landes zurecht zu kommen, denn die Strafen für Übertretungen sind grausam und unerbittlich.

Und als sie all das gemeistert haben, müssen sie erkennen, dass ihnen Thalak bereits näher ist, als sie dachten, denn seine Nekromanten haben auch im Streit um die Thronfolge ihre Finger mit im Spiel.

 

Erst jetzt mit dem Erscheinen von „Das Auge der Wüste“ ergibt auch „Die Zweite Legion“ einen Sinn. Beide Romane bilden eine Einheit, die die Geschichte in eine ganz andere Richtung lenken und gleichzeitig eine Brücke zu „Das erste Horn“, dem Auftakt der Saga, schlagen.

Indem er auch weiterhin die Ereignisse nur aus der Sicht seiner Helden schildern, bleibt die Geschichte spannend, da der Leser sich ebenso wie sie intensiv darauf konzentrieren muss, die einzelnen Mosaiksteine zu einem ganzen zusammen zu fügen und mit jeder neuen Erkenntnis weitere Schlüsse zu ziehen und entsprechend zu handeln. Damit der mystische Überbau nicht zu kurz kommt, konzentriert sich der Autor auch weiterhin bei den Beschreibungen auf das Wesentliche. Bessarain ist nicht umsonst sehr stark an die arabisch-orientalische Reiche angelehnt und besitzt kaum exotischen Eigenheiten - es sei denn, sie hängen mit der Geschichte zusammen. Dennoch ist der Hintergrund nicht schwammig oder zweidimensional. Ebenso wie die Nebencharaktere besitzt er seine Licht- und Schattenseiten und wird dadurch lebendig und vorstellbar.

Auch seine Helden machen eine Entwicklung durch. Vor allem Havald hat die Resignation hinter sich gelassen und beginnt mit einer Leidenschaft und Besessenheit für die Aufgabe zu kämpfen, die man von ihm nur aus der Zeit kennt, in der er noch ein junger aufstrebender Ritter war. Der ehemalige Vogelfreie Janos beginnt sich auf das zu besinnen, was ihm einmal wichtig war, und auch Leandra und Zokora haben viel von ihrer Arroganz verloren. Selbst die Wirtstochter Sieglinde wächst langsam in ihre neue Rolle hinein.

 

Damit fällt auch „Das Auge der Wüste“ angenehm zwischen vergleichbaren Werken auf. Der Autor entwickelt Figuren und Handlung konsequent weiter. Er bietet eine gesunde Mischung aus Action und ausgefeiltem Hintergrund, die die Spannung bis zum Ende des Romans und darüber hinaus aufrecht erhalten. Trotz einer kurzen Zusammenfassung der ersten Teile, sollte man diese vorher auf jeden Fall gelesen haben, um die besondere Qualität des Zyklus würdigen zu können. Denn Richard Schwarz zeigt, dass auch abenteuerliche Fantasy intelligent und herausfordernd sein kann.

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Das Auge der Wüste

Reihe: Das Geheimnis von Askir Bd. 3

Autor: Richard Schwartz

Broschiert - 360 Seiten

Piper, erschienen September 2007

Titelbild von Markus Gann

ISBN: 978-3-492-26632-1

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.11.2007, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 08:49, 5373