Das Blut der Wölfe (Autor: Loren Coleman; Die Legenden von Conan Bd. 1)
 
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Das Blut der Wölfe von Loren Coleman

Reihe: Die Legenden von Conan Bd. 1

Rezension von Christian Endres

 

Loren Colemans »Das Blut der Wölfe« ist der schwertklirrende und axtschwingende Auftakt der Trilogie um die Abenteuer des jungen Kearn Wolfsauge – und zugleich der erste Band der Legenden von Conan, neuen Geschichten aus Robert E. Howards unvergesslichem Hyborischen Zeitalter, jedoch aus der Feder zeitgenössischer Fantasy-Autoren.

 

Der Beginn der Geschichte ist buchstäblich ein wenig frostig. Deutlich unterkühlt kommen Kearn Wolfsauge und seine cimmerischen Stammesbrüder und -Schwestern aus den Startlöchern, als sie ihren verstorbenen Häuptling durch verschneite Wälder zu seiner letzten Ruhestätte tragen und dabei schließlich vom hartem, grausamen Winter und den räuberischen und nicht weniger grausamen Vanir bedrängt werden. Die Gesetzte des Clans missachtend, eilt der kurz zuvor verstoßene Kearn zur Rettung seiner Freunde zurück – und ist bald schon nicht mehr nur Retter und Anführer einer Hand voll grimmiger Cimmerier, die auch dann noch ein achtes Mal aufstehen, wenn sie sieben mal hingefallen sind, sondern die entschlossene Hoffnung einer ganzen Region im eisigen Norden ...

 

Die Faszination von Robert E. Howards originalen Conan-Stories liegt mitunter darin, dass der Texaner den Abenteuern seiner legendären Figur eine eigene Welt spendierte, die zwar von der unsrigen ein ordentliches Stück entrückt war, dabei aber dennoch genug Anleihen an unserer Geschichte und Mythologie nahm. Ähnliche Wortlaute, Begriffe wie Atlantis sowie geographische und kulturelle Parallelen zu Nordeuropa, Afrika oder den arabischen Ländern sorgten stets für eine ganz eigene Vertrautheit während der Lektüre von Howards phantastischen Geschichten. Das wiederum bedeutet, dass Colemans Roman sich in gewisser Hinsicht gleich einer doppelten Vertrautheit bedient: Zum einen der, die ihm das Setting von REHs gut ausgearbeiteter Welt bietet, und zum anderen eben auch der »unserer Welt«, die schon in Howards früheren Storys allgegenwärtig war.

 

Hier liegt dann auch die eigentliche Stärke des Buches. Figuren und Plot sind, sobald die Story nach den ersten etwas zähen 100 Seiten aus dem Winterschlaf erwacht und in Fahrt kommt, solide Fantasy-Kost mit leichter Tendenz nach oben. Wirklich griffig wird der erste Band dieser neuen Trilogie aus dem Hyborischen Zeitalter aber erst durch das bekannte Setting und dessen clevere Anwendung: Hier eine Bemerkung über König Conan, da ein Satz über die aquelonischen Truppenbewegungen in den Bergen Cimmeriens, dort eine Anspielung auf Ymir und die Frostriesen, einen Kaufmann namens Prospero oder gar ein früheres Conan-Abenteuer und natürlich den allgegenwärtigen Crom – wer Howards Storys gelesen hat, der wird immer wieder eine dieser kurzen Anlehnungen und Anspielungen finden und sich ferner an dem heimeligen, aber eben auch elitären Gefühl erfreuen, das die Story um Kearn zwischenzeitlich immer wieder aus der austauschbaren Beliebigkeit anderer eher geradliniger Fantasy-Geschichten dieser Art heraus hebt.

 

Trotzdem ist der Schatten von Robert E. Howard und seinen Conan-Erzählungen Colemans Roman nicht nur hilfreich: Wer sich in REHs Welt bewegt, muss sich irgendwann mit dem Träumer aus Texas vergleichen und messen lassen – und kann von Stil und Tiefe her eigentlich nur den Kürzeren ziehen. Zwar liefert Coleman ein stilistisch routiniertes, schnörkelloses Werk ab, doch ist er damit – wie viele andere moderne Genre-Autoren auch – nach wie vor Meilen von der Intensität, Kraft und Stilsicherheit eines Howard entfernt.

 

Die Verpackung des Buches indes ist freilich reinstes Marketing – wie sonst könnte man erklären, dass das seit in paar Jahren redesignte Conan-Logo größer auf dem Cover abgedruckt ist als der eigentliche Romantitel? Doch das ist okay, denn Conan ist spätestens seit Arnold Schwarzenegger ein mächtiger Franchise, der bei richtigem Einsatz durchaus Aufmerksamkeit und Leser zieht. Auch das Titelbild von Arndt Drechsler ist ein sehr schönes und das Taschenbuch gar mit Drucklack veredelt und inklusive Karte und Layout an die dreibändige Conan-Werkausgabe im Paperback angelehnt – alles in allem also keine bloße Effekt-Hascherei, sondern kluges Marketing mit hübschem Nebeneffekt fürs Regal. Und damit der Held des Buches nicht wie ein ausgespuckter Kirschkern klingt, hat man Wolfsauge für die deutsche Übersetzung kurzerhand zu Kearn gemacht, wie es scheint. Ein sinniger, wenn auch ungewohnter Kunstgriff, der aber bestenfalls Puristen stören wird.

 

»Das Blut der Wölfe« ist kein neuer Conan-Roman – und das ist auch gut so. Denn auch wenn nach dem viel zu frühen Freitod von Robert E. Howard einige wenige gute Geschichten mit dem Cimmerier aus fremder Feder entstanden sind, gelten die meisten Versuche von DeCamp, Carpenter und Co., die Saga weiterzuerzählen, doch als eher kritisch zu betrachtende Ergänzung des Conan-Mythos’, und auch von der Qualität her können Coleman und Konsorten nicht mit Howard mithalten. Wer gute neue Ergänzungen sucht, wird aktuell eher in Comicform bei Dark Horse/Panini fündig.

 

Mechwarrior-Veteran Coleman und das Konzept der Legenden von Conan zeigen dennoch, dass man sich mit Vorsicht und Respekt durchaus Howards Erbe und seiner Hinterlassenschaft des Hyborischen Zeitalters nähern und ferner auch widmen kann, um darin vor vertrautem Hintergrund eine kurzweilige Fantasy-Geschichte zu erzählen, die vor allem durch das altbekannte Setting stellenweise einen ganz eigenen Charme hat und trotz eines verschlafenen Anfangs zwischen Schnee und Eis und einem etwas seltsamen Ende durchaus Lust auf mehr macht.

 

 

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Das Blut der Wölfe

Reihe: Die Legenden von Conan Bd. 1

Autor: Loren Coleman

Taschenbuch, 398 Seiten

Heyne, Mai 2007

ISBN: 3453521625

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 14.06.2007, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:38, 4103