Das Drachentor (Autorin: Jenny-Mai Nuyen)
 
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Das Drachentor von Jenny-Mai Nuyen

Rezension von Christel Scheja

 

Junge Autoren sind noch immer im Kommen. Neben Christopher Paolini mit Eragon hat sich zumindest in Deutschland die inzwischen neunzehnjährige deutsch-vietnamesische Autorin Jenny-Mai Nuyen in das Interesse der Leser geschrieben.

Nach dem Überraschungserfolg von Nijura-Das Erbe der Elfenkrone im Jahr 2006 ist nun ein weiterer Roman erschienen, der eine weitere Geschichte, die die Autorin bereits in ihrer Kindheit entwickelt hat, erschienen.

 

Krieg und Not belasten seit vielen Jahren die Menschen von Haradon und Myrdhan, nur weil machtgierige Herrscher nicht genug davon bekommen können, ihre Machtbereiche zu erweitern.

Aber nicht nur die Menschen werden in den stürmischen Zeiten zerrieben und müssen um ihr Leben fürchten, auch die Elfen klagen über Hass, Grausamkeit und Leid. Längst haben sie sich in die Wälder zurückgezogen, um der Verfolgung zu entgehen, nur um kleinen Königreich Arahell harren sie noch in den Städten und unter den Menschen aus.

Und die Drachen sind nicht mehr länger die stolzen Beherrscher der Lüfte, sondern die zum Kriegsdienst gezwungenen Sklaven der Menschen, die nicht besser als Tiere behandelt werden.

In dieser dunklen Zeit wachsen an verschiedenen Orten Kinder heran, deren Leben sich einst miteinander verknüpfen und eine Wende herbei führen werden.

Da ist Alasar, der mit anderen myrdhanischen Kriegswaisen vor dem Heer der Haradonen in ein unterirdisches Höhlensystem flieht. Bereits während des ersten harten Winters schwingt er sich zum Anführer über die Flüchtlinge auf und beschließt mit ihnen ein eigenes Volk zu gründen, das einen eigenen Weg gehen wird. Er schwört die Jüngeren im Laufe der Jahre auf sich ein. Nur seine engsten Gefährten merken jedoch, dass er mit der Zeit immer mehr den Boden unter den Füßen verliert und größenwahnsinnig wird.

Revyn dient als Stallknecht bei Drachenfängern, bis man sein Talent entdeckt – er kann die Drachen mittels seiner Anwesenheit zähmen und lenken. Er wird mit in die Hauptstadt genommen und zu einem der Drachenkrieger aus der Elitegarde Haradons ausgebildet, bis er einer jungen gefangenen Elfe namens Yelanah begegnet, die ihm die Augen öffnet und die Drachen in einem gänzlich anderen Licht sieht. Da er selbst schon lange ähnliches gespürt hat, lässt er sich vom Zauber ihrer Worte mitreißen und unternimmt eine Reise, um das Geheimnis der alten Völker kennen zu lernen und in seine Rolle als Befreier der Drachen hinein zu wachsen.

Und da ist Ardhes, die Tochter des Elfenkönigs von Arahell, die durch die Untreue ihrer menschlichen Mutter beschließt, mehr von ihrem Vater zu lernen und so von einer düsteren Prophezeiung erfährt, von der sie selbst ein Teil ist, wie sie nur einige Jahre später erkennt, als sie überraschend Ereignisse in Gang setzt, die nicht nur zu großen Schlachten, sondern auch zu einer Zeitenwende führen.

 

Stilistisch und inhaltlich hat sich Jenny-Mai Nuyen gegenüber ihrem Debütroman »Nijura« durchaus weiter entwickelt. Zwar springt sie in der Handlung immer noch gerne unvermittelt von einem Charakter zum anderen und begründet nicht immer die Handlungsweise ihrer Helden so glaubwürdig wie sie sollte - aber insgesamt liest sich der Roman glatter und flüssiger, wirkt erwachsener und reifer.

Was man immer noch nicht erwarten sollte ist eine genauere Auseinandersetzung mit den Gedanken und Gefühlen der Figuren. Auch wenn Alasar, Ardhes oder Revyn Liebe und Hass, Wut oder Freude empfinden können, so kratzen die Emotionen doch nur an der Oberfläche und werden oft nicht weiter aufgeführt oder gar dazu benutzt, die Motivation der Helden zu vertiefen. Das macht sie zwar leicht verständlich, aber nicht unbedingt immer glaubwürdig. Auch die Myhtologie, die hinter allem steht bleibt enttäuschend schwammig und wird niemals wirklich konkret.

Die meisten Nebenfiguren entsprechen gängigen Klischees. Während der Elfenkönig von Arahell eher ein weltfremder Träumer ist, erweisen sich die Menschenherrscher als machtgierige und skrupellose Kriegstreiber, die durchaus bereit sind, Verrat zu begehen.

Auch die Inhalte ihrer Geschichte gewichtet Jenny-Mai Nuyen interessant. Oft werden Dialoge und Ereignisse über Seiten ausgewalzt, die zwar stimmungsvoll, aber nicht immer ergiebig sind, während etwa die Schlachtenschilderungen oder die Beschreibungen der im Krieg untergegangenen Dörfer eher kurz und beiläufig zusammen gefasst und auch Kämpfe nicht besonders ausgefeilt beschrieben werden. Was den Helden gelingen soll, gelingt ohne Schwierigkeiten und Hürden.

Ansatzweise gelingt es der Autorin bereits Stimmung in ihren Szenen aufzubauen, sie schafft es aber noch nicht, diese über das ganze Buch zu halten. Zu oft fühlt man sich als erfahrener Leser an Versatzstücke aus anderen Romanen oder gar Filmen erinnert und wünscht sich im ein oder anderen Bereich eine sorgfältigere Ausarbeitung.

 

Fazit:

Deshalb ist auch »Das Drachentor« ein Fantasy-Roman, der sich vor allem an Kinder und Jugendliche richtet. Erfahrenere Leser sollten der eher geradlinigen und fast überraschungslosen Handlung oder den oberflächlichen Charakteren wohlwollend gegenüber treten und besser nicht zu viel erwarten, um das Buch überhaupt genießen zu können.

Ältere Kommentare:

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405090544055da88fc9
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Buch:

Das Drachentor

Autorin: Jenny-Mai Nuyen

Taschenbuch, 572 Seiten

ctb, Mai 2007

Innenillustrationen und Karte von Jenny-Mai Nuyen

 

ISBN 978-3-570-30388-7

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 03.05.2007, zuletzt aktualisiert: 22.06.2023 20:33, 3833