Das erstaunliche Ende von Lemony Snicket
Reihe: Eine Reihe betrüblicher Ereignisse, Band 13
Rezension von Heike Rau
Die Baudelaire-Waisen Violet, Klaus und Sunny treiben nach ihrem letzten Abenteuer in einem Boot auf dem Meer dahin. Das Schreckliche an der Sache ist, dass ihr größter Feind, Graf Olaf, der keine Ruhe gibt und weiterhin hinter dem Erbe der Kinder her ist, mit an Bord ist. Zu allem Übel spielt er sich auch noch als Kapitän auf und sieht in den Kindern seine Handlanger.
Nach einem Sturm stranden die vier im seichten Meer und machen sich auf zur nahegelegenen Insel. Am Strand treffen sie auf ein Mädchen namens Freitag. Graf Olaf weiß sich nicht zu benehmen und wird nicht willkommen geheißen. Die Kinder dagegen dürfen Freitag folgen und lernen den Inselältesten Ishmael kennen, der die Inselbewohner voll im Griff hat.
Die Kinder versuchen sich dem Inselleben unterzuordnen. Eines Tages wird etwas Seltsames angespült. Es ist ein riesiger verschnürter Bücherwürfel. Obenauf liegt Kit Snicket, hochschwanger und bewusstlos. Und um den Bücherwürfel herumspaziert, die Kinder sehen es mit Schrecken, kommt Graf Olaf in perfekter Verkleidung als Frau. Bisher ist jeder auf Graf Olafs Verkleidungen hereingefallen. Violet, Klaus und Sunny befürchten zurecht, dass er auch bei den Inselbewohnern damit durchkommt. Doch diesmal läuft alles ganz anders.
Zum allerletzten Mal wird der Leser mit dem schwarzen Humor des Autors konfrontiert. Er offenbart neben der Geschichte seine verwunderlichen Gedankengänge in hochgestochener Sprache, erklärt Begriffe, die keiner Erklärung bedürfen, lässt erklärungsbedürftige Begriffe einfach im Raum stehen und vermittelt abstruse Lebensweisheiten. Alles ist so wie gewohnt.
Nur läuft die Geschichte diesmal nach einem anderen Schema ab. Graf Olaf scheint mit seine üblichen Machenschaften diesmal nicht durchzukommen. Das heißt aber nicht, dass es den Waisenkindern deswegen auch nur einen Hauch besser geht.
Das Elend nimmt seinem Lauf bis hin zum erstaunlichen Ende, das man so sicher nicht erwartet hätte. Es werden längst nicht alle Geheimnisse gelüftet. Aber wenn der Autor meint, es ist genug, dann ist es genug. Wer wollte dem widersprechen?
Immerhin lernt man eine Menge über Gruppendruck und schwankende Boote. Und man erfährt, wie man jemanden ganz ohne Zwang zu etwas zwingt.
Die Geschichte ist also, wie man nach der Lektüre der anderen Bücher erwarten kann, ausgesprochen irre. Taschentücher zum Tränentrocknen braucht man diesmal keine. Der allgemeine Trübsinn drückt diesmal nicht auf die Tränendrüsen. Aber der Gedanke, dass man sich nun auf immer von Violet, Klaus und Sunny verabschieden muss und auch von Graf Olaf, ist schon ausgesprochen betrüblich.
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