Auch wenn Das Schwarze Auge mittlerweile eine feste Fangemeinde hat, so stoßen doch auch immer noch wieder neue und unerfahrene Spielleiter mit ihren Gruppen dazu. Gerade für diese Zielgruppe hat es schon lange keine Abenteuer mehr gegeben, die neben der üblichen Beschreibung von Orten, Figuren und Geschehnissen auch Tricks und Kniffe für Einsteiger boten. Wohl auch in Hinsicht auf die Neuausgabe der Basisregel in Buchform füllt Goldene Ketten von Oliver Baeck nun diese Lücke.
Das Abenteuer führt die Helden in den Gasthof »Zum Roten Widderhorn«, der nicht nur an der Küstenstraße zwischen Festum und Neersand liegt, sondern auch einen guten Namen besitzt. Das Haus führt kein anderer als der Graf dieser Region. Und neben seinem Amt ist Thezmar Alatzer auch noch ein erfahrener Magier.
Die Helden werden Zeuge eines Streits, das durch ein seltsames Schmuckstück ausgelöst wird. Was hat der Bernstein an sich, den ein junger Mann mit sich trägt, der im Würfelspiel immer wieder gewinnt? Nachdem die Rauferei durch beherztes Eingreifen beendet wurde, stellt sich heraus, dass über dem Stein eine magische Aura liegt. Und zwar keine, die Gutes verheißt.
Kaum hat sich Thezmar von der Redlichkeit der Abenteurer überzeugt, gibt er ihnen den Auftrag, der Sache nachzugehen und weitere Steine dieser Art zu finden– gegen eine Belohnung natürlich. Er möchte das Übel finden, ehe es schlimmere Auswirkungen zeigt.
Die Nachforschungen führen die Helden nicht nur zu einem schmierigen Bernsteinvogt oder einer arroganten Fronvögtin, sondern auch in einen geheimnisvollen Hain, der sie der Wahrheit ein Stück näher bringt.
»Goldene Ketten« bietet neben Interaktion mit den Nichtspieler-Charakteren auch noch die Möglichkeit, seine Talente und Kampffertigkeiten ausgiebig einzusetzen, ohne sich gleich damit umzubringen. Im Gegensatz zu komplexeren Abenteuern sind die vom Meister geführten Figuren recht einfach zu handhaben und zu durchschauen, und die Gefahren weitestgehend einschätzbar.
Gerade deswegen kommt »Goldene Ketten« unerfahrenen Spielleitern entgegen. Zum einen ist das Abenteuer sehr geradlinig gestrickt und die Figuren sehr einfach gehalten, um dem Spielleiter die Einarbeitung und Führung zu erleichtern, zum anderen finden sich immer wieder Tipps und Hinweise, wie man im Spiel das ein oder andere Problem mit den Spielern oder der Handlung lösen kann. Durch die Loslösung von aktuellen Geschehnissen wird kein besonderes Hintergrundwissen verlangt, man muss sich nur auf einen kleinen Küstenabschnitt und seine Besonderheiten – die in dem Band beschrieben werden – konzentrieren.
Unerfahrene Spielleiter werden in »Goldene Ketten« nicht überfordert. Sie können sich nach und nach erarbeiten, wie man Nicht-Spieler-Charaktere führt, die Umgebung beschreibt, auf wichtige Hinweise aufmerksam macht und nicht zuletzt auch Kämpfe und Proben geschickt einsetzt. Immer wieder werden auch Tipps gegeben, wie man die Handlung ausweite und eigene Ideen mit einbinden kann.
Aber auch für alte Hasen ist das Abenteuer ein netter Einstieg für neu generierte Helden, die sich erst noch ihre Sporen verdienen und etwas stärker werden müssen. Erfahrene Spielleiter wissen ohnehin, wie sie die Handlung erweitern können, um entsprechenden Kenntnissen ihrer Gruppe entgegen zu arbeiten und die Lösung nicht ganz so einfach für diese zu machen.
