Das Zeichen des Phönix von Pip Ballantine und Tee Morris
Reihe: Books & Braun, Bd. 1
Rezension von Christel Scheja
Meistens zeigt sich, dass Autorengespanne, die aus einem Mann und einer Frau bestehen, weitaus interessante Geschichten schreiben können, weil sie so besser ausspielen können, wie die Geschlechter miteinander agieren. Das ist auch bei „Das Zeichen des Phönix“, der ersten gemeinsamen Arbeit zwischen der neuseeländischen Autorin Pip Ballantine und dem Amerikaner Tee Moris der Fall. Der Roman ist auch der Auftakt zur Reihe „Books & Braun“, die in einem alternativen England im Steampunk-Ambiente angesiedelt ist.
England im späten 19. Jahrhundert. Die Wissenschaft hat großartige Apparaturen hervorgebracht, die das Leben der Menschen erleichtern und der Verstand sieht meistens über das Gefühl, aber nicht immer lassen sich Vorkommnisse nicht gerade logisch und nachvollziehbar erklären.
Manchmal ist es auch einfach egal – gerade im Fall von Eliza Brooks, einer der erfolgreichsten Agentinnen der Krone, die lieber einmal mehr zum Dynamit greift, als mit Vorsicht voranzugehen. Als wieder einmal ein Auftrag nicht so endet, wie erwartet und auch ihr Partner in Mitleidenschaft gezogen wird, so dass er in eine geschlossene Anstalt muss, haben die Chefs des Geheimdienstes genug.
Eliza wird strafversetzt. Sie soll nun Dienst im Archiv leisten, um nicht weiter unangenehm aufzufallen. Auch will man, dass sie endlich ihre Finger von ungelösten aber brisanten Fällen lässt.
Leiter des Archivs ist der etwas steife und sehr ruhige Wellington Braun, der sich eigentlich gar nicht gerne in Abenteuer und Gefahr stürzt. Zwar freut er sich über die Unterstützung bei der Sichtung der Fälle, aber schon bald wird sein Leben durch die muntere junge Frau aufgewirbelt, weil Eliza es nicht lassen kann, weiter ihre Nase in Dinge zu stecken, die sie nichts angehen. So horcht sie auch auf, als sie alte Fälle entdeckt, in denen blutleere Leichen an das Ufer der Themse gespült werden, etwas, was auch mit den letzten Fällen der Agentin zu tun hat.
Als sich Wellington dazu bringt, sich ihr anzuschließen, ahnen die beiden noch nicht, dass sie schneller als sie denken können in einem gefährlichen Netzwerk von Intrigen feststecken, die ihnen schnell zum Verhängnis werden könnten. Denn das Zeichen des Phönix steht für nichts Gutes, wie sich bald zeigen wird ...
Bei den meisten Steampunk-Romanen in denen ein Mann und eine Frau die Hauptrolle spielen und die dann auch noch in einem Verlag erscheinen, der eher für Romanzen bekannt ist, erwartet man auch hier eine als Abenteuer getarnte Liebesgeschichte, aber weit gefehlt: „Das Zeichen des Phönix“ stellt tatsächlich die Spannung und den Hintergrund in den Mittelpunkt, nicht die Beziehung der Helden.
Eliza Braun und Wellington Brooks mögen zwar langsam aber sicher aufeinander zugehen und können ein gewisses Kribbeln in der Bauchgegend nicht verleugnen, als sie sich besser kennen gelernt hat, aber sie schmachten einander nicht ein und verbringen das Buch über damit, umeinander herum zu schwirren. Tatsächlich arbeiten sie tatkräftig an dem Fall, der zwar nicht ganz so magisch ist, wie gedacht, aber doch sehr gut zu dem Ambiente und dem Hintergrund passt, weil er moderne Entwicklungen, uralte Mystik mit der Arroganz der besseren Gesellschaft aus der Zeit des Empire zu verbinden weiß.
Die Geschichte wartet immer wieder mit neuen Überraschungen auf, enthüllt weitere Facetten der Verschwörung und spielt mit Klischees. Die Helden agieren so, wie man es bei vielen Pärchen aus Fernsehserien kennt – man merkt gelegentlich, dass der eine doch an den anderen denkt und auch romantisch von ihm beeindruckt ist – die Geschichte belässt es aber bei den Andeutungen und hält so die Spannung aufrecht.
Das, wie auch der freche Humor, der immer wieder durch besondere Macken der Figuren zutrage tritt, sind die Würze der ungemein spannenden und kurzweiligen Geschichte, die flott geschrieben wurde und sich selbst nicht ganz ernst nimmt. Dementsprechend macht es auch nichts aus, wenn die Autoren gelegentlich in Klischees baden – es gibt dem Buch einfach die richtige Stimmung.
Letztendlich werden auch Freunde des Steampunk ihre Freude an dem Roman haben, denn der viktorianische Hintergrund ist nicht nur Staffage, sondern wichtiger Bestandteil einer geschickt aufgebauten und sehr stimmungsvollen Intrige. Wer dann auch nichts gegen das augenzwinkernde Spiel zwischen den Helden hat, dass natürlich immer wieder gewisse romantische Gefühle andeutet – der wird an der Lektüre seinen Spaß haben.
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