Der König und die Totenleserin (Autor: Ariana Franklin)
 
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Der König und die Totenleserin von Ariana Franklin

Rezension von Christel Scheja

 

Als die mit ihrem Mann in London lebende Journalistin Ariana Franklin den Schriftstellerberuf für sich entdeckte, gab es kein Halten mehr. 2007 erschien bereits ihr erster historischer Kriminalroman um „Die Totenleserin“. Inzwischen hat sie ihren dritten Roman um die pfiffige Adelar Adelar verfasst, die gegen Ende des 12. Jahrhunderts für König Heinrich II. Plantagenet so manches Verbrechen aufklärt, auch wenn sie sich dabei immer wieder in Gefahr begibt.

 

Es ist nicht gerade selbstverständlich, dass eine Frau das Handwerk eines Arztes beherrscht und dann auch noch die menschliche Anatomie ausgesprochen gut durch Obduktionen kennt. Obwohl Adela die Kunst an der einzigen europäischen Universität erlernt hat, in der auch Frauen zugelassen sind, muss sie ihre Kenntnisse in England verbergen, um nicht als Ketzerin und Hexe verhaftet, abgeurteilt und hingerichtet zu werden. So gibt sie sich immer noch nur als die Gehilfin ihres Begleiters und Dieners Mansur aus.

Nachdem ihre Beziehung mit dem geistlichen Geoffrey in die Brüche ging und eine Tochter geboren wurde, versucht sie eher unscheinbar und im Hintergrund zu bleiben. Sie begleitet deshalb zur Zeit nur ihre Freundin Emma, die nun um das Erbe ihres Sohnes kämpft, auch wenn dieser durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde.

Dann allerdings ereilt sie wieder einmal ein Ruf von König Henry, der sie auffordert, umgehend zu ihm zu kommen. Dort erfährt sie, dass die für ihn heraus finden soll, ob die Gebeine, die durch den Brand und die Zerstörung der Abtei Glastonbury ans Licht gekommen sind, wirklich vom Sagenkönig Artus und seiner Gemahlin Guinevere stammen. Denn falls dem so ist, will er natürlich Profit daraus schlagen.

Adela ist nicht wirklich erbaut über die Aufgabe und regelrecht wütend, als sie entdeckt, dass ihre Freundin derweil verschwunden ist. Allerdings erkennt sie schon bald, dass die Fäden in Glastonbury zusammenlaufen und auch die Gebeine der Toten mehr als nur ein Geheimnis hüten. Allerdings ahnt sie nicht, dass sie dabei in tödliche Gefahr gerät, denn die Vergangenheit birgt in mehr als einer Hinsicht Wahrheit, die nicht ans Licht kommen sollte.

 

Erneut verbindet Ariana Franklin historischen Lokalkolorit mit einer fast schon modern anmutenden Kriminalhandlung, wie man sie auch in entsprechenden Büchern und Fernsehserien finden kann, denn es geht im Grunde weniger um die Entdeckung von Artus’ Gebeinen als den großen und kleinen Tragödien, die durch schlechte menschliche Eigenheiten entstehen.

Wieder ist die Darstellung des mittelalterlichen Lebens in England sehr differenziert gehalten und man kann nicht wirklich sagen, ob jemand gut oder böse ist. Selbst die Schuldigen haben ihre ganz eigenen Beweggründe, so zu handeln, wie sie es tun.

Dazu kommt ein historischer Exkurs über die Reformen König Heinrichs, die mit so einigen archaischen Regeln aufzuräumen versuchen.

Adela wirkt durch ihre selbstbewusste Art allerdings wie eine anachronistische Außenseiterin, hat sich aber im Gegensatz zum ersten Band etwas mehr angepasst als früher. Durch ihre Tochter zeigt sie mehr Gefühle und Schwächen als früher, macht Fehler und muss lernen, selbst Toleranz und Rücksicht zu üben, wenn andere einen Lebensweg einschlagen, den sie nun so gar nicht nachvollziehen kann und will.

Die Ermittlungsmethoden und Erkenntnisse der jungen Ärztin sind erneut sehr anschaulich und nachvollziehbar geschildert. Nach und nach rekonstruiert sie den Fall und enthüllt dabei so manch unangenehme Wahrheit, die sie zunächst erst gar nicht glauben würde.

Das einzige, was etwas zu konstruiert wirkt ist die Verknüpfung des Schicksals ihrer Freundin mit dem Geheimnis von Glastonbury. Die Auflösung des ganzen wirkt stellenweise überhastet und unüberlegt, so als wolle die Autorin zum Schluss kommen, nachdem sie sich im Mittelteil mit ganz anderen Dingen wie den persönlichen Problemen der Heldin mit ihrer Umwelt beschäftigt hat. Immerhin verzichtet sie darauf, all zu viele gängige Klischees des Mittelalterromans zu bemühen.

Natürlich wird auch die Antwort auf die Frage, ob Artus wirklich tot ist, nicht wirklich beantwortet – hier aber spielt die Autorin sehr gelungen mit den damals schon vorliegenden Mythen und Geschichten.

 

Alles in allem ist „Der König und die Totenleserin“ ein solide geschriebener und unterhaltsamer Roman, der zwar seine Längen hat, aber dennoch mit einer ungewöhnlichen Heldin und eigenwilligen Ideen aufwarten kann, die der Lektüre eine gewisse Art von Spannung geben.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405020648048fe3c40d
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Buch:

Der König und die Totenleserin

Autorin: Ariana Franklin

gebunden, 430 Seiten

Droemer Knaur, München, erschienen Februar 2011

Übersetzung aus dem Englischen von Ulrike Wasel & Klaus Timmermann

Titelbild von Zero Werbeagentur

ISBN-10: 3426198657

ISBN-13: 978-3426198650

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 09.04.2011, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 11711