Der neue Frühling (Autor: Robert Jordan; Rad der Zeit Prequel)
 
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Der neue Frühling von Robert Jordan

Reihe: Das Rad der Zeit Prequel

Rezension von Ralf Steinberg

 

Rezension:

Das umfangreiche Fantasy-Epos Das Rad der Zeit (RdZ) erhielt mit Der neue Frühling eine Vorgeschichte. Die Pläne des Autors sahen vor, dass »Der neue Frühling« der Beginn einer Trilogie hätte werden sollen, die uns von den Ereignissen vor Rand al’Thors Abenteuern berichten. Allerdings wollte Robert Jordan die beiden anderen Prequels erst nach dem Erscheinen des letzten RdZ Bandes (Nummer 12 in der amerikanischen Originalausgabe) schreiben. Sein Tod 2007 beendete alle Pläne und Hoffnungen der LeserInnen.

 

Wir begleiten im Prequel Moiraine Damodred und Siuan Sanche auf ihrem Weg von Aufgenommenen in der weißen Burg bis zum Erhalt der Stola einer Aes Sedai. Wir erleben den Beginn der Suche Moiraines nach dem Wiedergeboren Drachen und ihre Begegnung mit Lan Mandragoran. Der Aiel-Krieg, die Prophezeiung über die Wiedergeburt des Drachen, der endgültige Untergang Malkiers, die Vorgeschichte zur Besteigung des Sonnenthrones von Andor durch das Haus Trakand, ja selbst der Ursprung des Hasses von Elaida a’Roihan auf Siuan sind Themen dieses Buches.

 

Jordan hatte im Laufe der Zeit Unmengen loser Stränge in seinem Geschichten-Gewebe geschaffen, sodass es ihm kaum Mühe bereitete, genug Erzählenswertes für die Vorgeschichte zu finden.

Moiraine und Siuan bei der Ausbildung zu erleben, ist spannend und interessant in Anbetracht ihrer späteren Rollen und erinnert stark an Egwenes und Nynaeves Aufenthalt in der Weißen Burg. Gerade Siuan bildet Jordan hier so ab, wie sie auch in der Hauptserie zum Schluss ist. Er schafft damit eine größere Figurenkontinuität. Schwerer fiel es ihm bei Moiraine, deren Ähnlichkeit mit Elayne enttäuscht.

Jordans Frauenzeichnung ist sehr eigen, in der Masse auch zunehmend langweilig. So schläfert er die LeserInnen in einigen Aes Seadai Kapiteln erneut mit dutzenden Frauenbeschreibungen ein. Bei jedem Frauennamen fragt man sich frustriert, wer ist das nun schon wieder und sehr schnell verliert man den Überblick. Zum Glück gibt es in der Vorgeschichte keine Weisen Frauen, Cousinen oder Windsucherinnen und so bleibt dies die einzige Länge des Buches.

Beachtenswert ist die Schilderung Lans, der hier den männlichen Hauptfigurenpart übernimmt. Er wird interessanter und deutlicher als im Hauptwerk ausgearbeitet. So tief konnten wir bisher nicht in das Herz dieses stillen Mannes blicken.

Für die anderen Nebenfiguren lassen sich schnell Parallelen zu anderen RdZ Figuren finden, eine wirkliche Neuerfindung gelang Robert Jordan nicht, aber er lässt seine Handlung schnell und zügig voranschreiten und bleibt dennoch dem typischen Rad der Zeit Flair treu.

Jordan schöpft aus dem Vollen, an vielen Stellen spürt man seine Absicht, so viele Bezüge wie nur möglich zum Hauptwerk herzustellen. Sie geraten zum Teil lexikonhaft und sind damit zur Auffrischung, als auch zum Einstieg geeignet.

Erneut enttäuschend ist die Covergestaltung von Piper. So wird das Titelbild von Darryl Sweet auf der linken Seite abgeschnitten. Der treue Bukama verschwindet somit vom Cover, obwohl auf der rechten Seite des Bildes genügend freier Platz zum Abschneiden gewesen wäre. Die hässliche Titelbauchbinde, die Piper seinen Fantasy-Taschenbüchern verpasst, ist genauso gedankenlos platziert, wie das stilistisch dazu überhaupt nicht passende Logo der deutschen RdZ Ausgabe. Warum sich Piper zudem entschied, diesem Band die Nummer 29 zu verpassen, ist wohl müßig zu spekulieren. Den deutschen Fans steht mit Band 30 der deutschen Ausgabe ein gewaltiger Zeit- und Handlungssprung bevor.

 

Die Übersetzung von Andreas Decker ist gewohnt überzeugend. Da er seit Band 24 die RdZ Bände übersetzt, sind keine Brüche in den Begriffen oder in der Stilistik der Übertragung zu beobachten.

 

Schade, dass Robert Jordan keine Chance mehr bekam, die Vorgeschichte mit den geplanten Bänden abzuschließen, von einer Straffung der Haupthandlung ganz abgesehen. So wird »Das Rad der Zeit« wohl in die Historie der Fantasy eingehen als Beispiel einer ausufernden Geschichte, deren Kontrolle der Autor nicht mehr zurückgewann.

 

Fazit:

»Der neue Frühling« ist kein Höhepunkt der Fantasy-Literatur und auch eher für Fans der Serie interessant, aber innerhalb dieser ist es eine Besinnung auf die erzählerische Stärke der Anfangsbände.

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Buch:

Der neue Frühling

Reihe: Das Rad der Zeit Prequel

Original: The new Spring, 1998

Autor: Robert Jordan

Übersetzer: Andreas Decker

Taschenbuch, 429 Seiten

Piper, 1. November 2004

Cover: Darryl Sweet

 

ISBN-10: 3492285791

ISBN-13: 978-3492285797

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 10.07.2015, zuletzt aktualisiert: 28.04.2024 13:01, 14007