Der Prinz der Schatten von Torsten Fink

Reihe: Der Prinz der Skorpione 1

Rezension von Christel Scheja

 

Torsten Fink hat sich zu einem der Autoren entwickelt, die zwar nicht zu den Stars der deutschen Fantasy-Szene gehören, aber dennoch so weit beachtet werden, dass immer wieder neue Bücher von ihm erscheinen. Sein Faible für historisch angehauchte Settings ist auch in seinem neusten Zyklus zu spüren, der vielleicht in einem mittelalterlichen Umfeld spielt, wie man es aus Mitteleuropa kennt, aber durch das auch der Hauch des Orients weht.

 

Eines Tages bringt der Köhler Gram einen Fremden mit nach Hause, der nicht nur verletzt ist, sondern auch vollständig vergessen zu haben scheint, wer und was er eigentlich ist. Seine Tochter Ela kümmert sich um den jungen Mann, in der Hoffnung, dass er der Schlüssel dazu sein könnte, ihrem trostlosen Leben zu entkommen, das von einem trunksüchtigen Vater bestimmt wird.

Aber schon bald zeigt sich, dass der Gast mehr zu sein scheint, als nur ein einfacher Wanderer. Er besitzt unglaubliche Reflexe und könnte einen Menschen ohne Probleme töten, was auch ihm Angst zu machen scheint. Er hat inzwischen den Namen Anuq erhalten

Um mehr über seine Vergangenheit und vielleicht auch seine Erinnerung wiederzufinden, begeben sich Ela und der junge Mann nach Atgarth, der Hauptstadt des kleinen, heruntergekommenen Herzogtums, das nur wenige Jahre von einer Silbermine profitieren konnte. Dort herrscht ebenfalls Aufruhr, denn Unbekannte sind in die Burg eingebrochen und haben den Verwalter ermordet. Böse Zungen munkeln, dass die „Schatten“ dahinter stecken, ein ruchloser Orden von Assassinen.

So geraten Anuq und Ela unversehens in ein Netz aus Intrigen, die nicht nur die fremdländische Gemahlin des Herzogbruders, sondern auch ein schurkischer Magier um sie spinnen. Denn hinter der Kulissen hat der Kampf um eine Quelle der Macht begonnen, die tief unter den Grundmauern der Burg verbogen liegt.

 

Schon in seinen ersten Zyklen entwickelte Torsten Fink die Geschichte auf mehreren Ebenen und fügte die Handlung aus den Erlebnissen höchst unterschiedlicher Personen zusammen. Diesmal treibt er es auf die Spitze. Nicht nur Ela und Anuq, dessen wahre Identität etwa in der Mitte des Buches enthüllt wird und für eine interessante Wendung sorgt, stehen im Mittelpunkt, auch einige andere, die ebenfalls ordentlich in den Intrigen mitmischen oder aber zu Opfern werden.

Nach und nach enthüllt die Geschichte, um was es eigentlich geht und nimmt sich Zeit, die Hintergründe der unterschiedlichsten Personen vorzustellen und so die Motivation für ihr Handeln glaubwürdig zu untermauern. Machtgier und Rache sind mächtige Triebfedern, andere lassen sich von kaltem Kalkül leiden und ganz wenige hören dabei auch auf ihr Herz und ihr Gewissen.

Es zeigt sich schnell, dass die Intrigen weiter reichen als gedacht und komplexer sind, als man zuerst vermutet hat. Dabei vergisst der Autor auch nicht die Fantasy einzubinden, denn Magie spielt auch diesmal keine unerhebliche Rolle.

Die Figuren sind gut ausgearbeitet und bieten viele Facetten. Torsten Fink verzichtet auf Schwarzweißmalerei, denn jede Person hat gute und schlechte Seiten, selbst die „Bösewichte“ haben gute Gründe, und die „Helden“ eigensüchtige Gedanken.

Auch wenn gut dosiert Action eingesetzt wird, verläuft die Geschichte doch eher ruhig. Der Autor setzt letztendlich mehr auf die Ausarbeitung der Personen als auf vordergründige Action und hält die gemäßigte Spannung vor allem durch überraschende Wendungen. Immerhin wird ein erster Handlungsbogen abgeschlossen, auch wenn alles andere nach Fortsetzung schreit.

 

Alles in allem bietet „Der Prinz der Schatten“ ein ausgefeiltes Abenteuer, das nicht auf vordergründige Action, sondern eher einen komplexen Hintergrund und facettenreiche Figuren setzt. Die Handlung verläuft zwar relativ gemächlich, ist aber immer wieder für eine Überraschung gut, so dass ein gesundes Maß an Spannung gewahrt bleibt.

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