Der Tanz der Klingen von Dave Duncan

Reihe: Des Königs Klingen Band 5

 

Rezension von Carsten Kuhr

 

Dave Duncan geht bei seinem aktuellen, vielbändigen Zyklus um des Königs Klingen einen ungewöhnlichen Weg. Zwar präsentiert er uns eine der üblichen mittelalterlichen Fantasy-Welten, siedelt in dieser aber jeweils neue, unverbrauchte Protagonisten und eine jeweils eigenständige, abwechslungsreiche Handlung an. So lernen wir nicht nur immer neue Gestalten kennen, sondern besuchen auch jeweils andere Gegenden mit unterschiedlichsten Kulturen und ihren differierenden Lebensgewohnheiten und Überlieferungen.

Verbindendes Glied der Romane ist jeweils das Auftauchen der »Klingen«. Nach jahrelangem Studium der Fechtkunst werden die jungen Männer mit einem magischen Ritual an das Leben ihrer Mündel gebunden. Ab diesem Zeitpunkt benötigen sie kaum mehr Schlaf, vermögen im Dunkel zu sehen, und sorgen, komme was wolle auch gegen die ausdrücklichen Wunsch ihres Mündels für die Sicherheit des Beschützten. Doch diesmal ist alles ein wenig anders, als sonst gewohnt, als der König befiehlt einem notleidenden entfernten Verwandten mehrere Bewacher zukommen zu lassen. Es stehen schlicht keine ausgebildeten Anwärter in Eisenburg zur Verfügung, so dass zwei halbwüchsige Fohlen an Großherzog Rubin gebunden werden.

 

Besagter Großherzog befindet sich auf der Flucht. Schattenherren, durch dunkle Magie beschworene Geister Verstorbener und Feuerfliegen stellen ihm nach, sein Reich hat ein Usurpator an sich gebracht. Unterstützung ist, abgesehen von den beiden Klingen bei dem Versuch die Macht zurückzuerobern, und den Thronerben zu retten nicht in Sicht. Kann es noch schlimmer kommen? Es kann, denn hinter der magisch aufrechterhaltenen Fassade des Großherzogs verbirgt sich seine aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Ehefrau, die annehmen muss, dass ihr Gatte von dem Anführer eines Kriegerordens gemeuchelt wurde, bevor sich der Abt selbst zum Herrscher aufschwang. Denkbar schlechte Voraussetzungen also, um ihren entführten Sohn zu suchen, und die Herrschaft zurückzuerobern, zumal, da Amor seine Pfeile versendet, denn merke, eine verliebte Klinge ist ein arg abgelenkter Leibwächter....

 

Dave Duncan hat sich mit seinen Fantasy- Zyklen in die erste Riege der Mainstream-Fantasy Autoren geschrieben. Bewusst verzichtet er auf zu plumpe Plagiate Tolkienesquer Vorbilder, präsentiert uns eine mittelalterliche Welt voller Intrigen, Auseinandersetzungen und Magie. Jeder, der sich in. der Fantasy ein wenig auskennt wird sich hier wohlfühlen. Wir haben die gewohnten Versatzstücke, angefangen von begnadeten Schwert-, Degen- und Florettkämpfern über machtgierige, aber auch verantwortungsvolle Adelige, die ehrbaren Bauern, Priester und Händler. Die Zutaten halten somit nichts überwältigend Neues für uns bereit, doch der Mix stimmt. Immer wieder gelingt es Duncan uns für seine Personen einzunehmen, Gefühle für diese zu wecken, uns an ihrer Seite in das Buch zu ziehen. Das liest sich flott und spannend mit einem durchgängigem Spannungsbogen, der Leser findet sich schnell und ohne Probleme in der Handlung zurecht.

 

Man mag zurecht monieren, dass Duncan etwas wirklich Eigenes, etwas Außergewöhnliches vermissen lässt. Dafür aber versteht er es, seinen Lesern in anhaltend überzeugender Qualität Lesefutter mit Wiedererkennungswert aber auch immer wieder mit überraschenden, unverbrauchten Details an die Hand zu geben, ohne dass er sich selbst zu auffällig kopiert. Zwar fehlt ihm ein Quäntchen Originalität, um den Olymp der Fantasy zu erklimmen, doch in seiner Riege spielt er ganz oben mit.

 

Nach oben