Der zweite Schöpfer (Autor: Michael Marshall)
 
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Der zweite Schöpfer von Michael Marshall

Rezension von Tanja Elskamp

 

Rezension:

The Straw Men lautet der Originaltitel des Buches von Michael Marshall, das von Reinhard Tiffert ins Deutsche übersetzt wurde. Seit Januar 2007 ist die Taschenbuchausgabe, die es auf stattliche 428 Seiten Umfang bringt, von Knaur veröffentlicht erhältlich.

 

Ward Hopkins erfährt, dass seine Eltern verstorben sind. Er fährt zum ehemaligen Elternhaus, um sich dort mit den Formalitäten zu befassen und Abschied von seinen Eltern zu nehmen. Seine Trauerarbeit wird jedoch gestört, als Ward zufällig einen seltsamen Fund im Wohnzimmer macht. Seine Eltern haben ihm eine Nachricht hinterlassen, die da lautet: „Wir sind nicht tot.“ Ward ist verwirrt und entsetzt zugleich. Schließlich begibt er sich auf die Suche nach weiteren Spuren, doch er kann nichts finden. Vielmehr fallen ihm nur fehlende Dinge auf, so etwa die imposante Videosammlung des Vaters. Nach akribischer Suche findet Ward nur eine Videocassette, und diese scheint seine gesamte Vorstellung von seinen Eltern sogleich zu verdrehen …

 

Dass die Menschen zu Gewalttaten neigen und immer wieder von Menschen verursachte Tragödien geschehen, ist nichts Neues. Und doch fällt auf, dass an den unterschiedlichsten Orten plötzlich Menschen aus unerklärlichen Gründen durchzudrehen scheinen, Amok laufen – und eine Menge Blut, Verletzter und Toter hinterlassen …

 

Der „Upright Man“, den die Presse aus psychologischen Gründen zum „Botenjungen“ abwertet, scheint hingegen sehr genau zu wissen, was er tut, wenn er junge Mädchen bei helllichtem Tag entführt. Vor allem Detective Zandt lässt sich von diesem Täter nur zu gern beschäftigen, denn mit dem Mann, der nach den Entführungen irgendwann Kleidungsstücke an die Eltern schickt, in die mit dem Haar der Mädchen deren Namen eingestickt ist und noch später fast jede Leiche irgendwo liegen – oder besser: finden – lässt, verbindet Zandt ein sehr persönliches Schicksal …

 

Betrachtet man die Fülle der unterschiedlichen Stränge in „Der zweite Schöpfer“, so wundert es kaum, dass es sich um ein doch sehr stattliches Taschenbuch hinsichtlich des Umfangs handelt. Marshall gräbt an den verschiedensten Stellen, um schließlich all diese so unterschiedlich wirkenden Handlungsstränge miteinander in Beziehung zu setzen. Eine schwere Aufgabe – und eine, deren Ergebnis wohl schlicht Geschmackssache ist.

 

Der Stil des Autors ist durchaus packend und weiß zu unterhalten. Mit Interesse verfolgt der Leser die Geschehnisse der einzelnen Figuren und mehr als einmal vermag er es, sich in die Gefühle der jeweiligen Personen auch hineinzudenken. Etwas, das nicht nur sehr erwünscht ist, sondern auch zeigt, dass die Überlegungen Marshalls durchaus aufgehen.

 

Auf der anderen Seite ist das Buch ein recht müßig. Hat man schon mehr als die Hälfte gelesen, so weiß man noch immer nicht, wohin genau das alles führen soll. Man hat so seine Vermutungen, Ahnungen, ja, aber mehr auch nicht. Nach zweihundert Seiten neigt sich so mancher Roman schon seinem Ende zu, und so ist es frustrierend, dass man beim vorliegenden Titel nach so vielen und einigen Seiten mehr noch immer keine konkrete Übersicht über das hat, was man liest.

 

So wie dies die Leserschaft spalten wird, so verhält es sich auch mit dem Ende des Buches. Dieses soll hier natürlich nicht vorweg genommen werden, aber es sei doch angemerkt, dass sich zum Schluss keine ganz runde Sache ergibt, wie dies viele Leser wohl erwarten werden.

 

Fazit:

Marshalls Thriller „Der zweite Schöpfer“ weiß durchaus zu unterhalten, doch richtet er sich mehr an ein begeistertes Thrillerpublikum mit langem Geduldsfaden. Wer gern bewährte Handlungsstränge mit neuen Ideen verbunden sieht, wer keine Lösungen zur Zufriedenheit aller erwartet, und wer dann auch noch genügend Muße hat, praktisch eine Standardromanlänge hinweg keine rechte Ahnung zu haben, worum es überhaupt geht, der ist mit diesem Titel gut beraten.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202405051426194d4c979e
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Der zweite Schöpfer

Autor: Michael Marshall

Original: The Straw Men

Übersetzer: Reinhard Tiffert

Broschiert: 428 Seiten

Verlag: Droemer/Knaur (Januar 2007)

ISBN: 342663497X

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 09.01.2007, zuletzt aktualisiert: 04.05.2024 18:53, 3324